Die anglikanische Kirche entstand zur Zeit der Reformation in England. König Heinrich VIII. brach 1533 mit dem Papst, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren. Als Oberhaupt einer neuen Staatskirche setzte sich Heinrich VIII. 1534 selbst ein. In Glaubensfragen blieben die Anglikaner zunächst bei der katholischen Lehre; später setzten sich protestantische Einflüsse durch. 1549 erschien das erste anglikanische Glaubensbuch, das "Book of Common Prayer".
Weltweit zählt die anglikanische Kirche nach unterschiedlichen Angaben zwischen 77 und 85 Millionen Mitglieder. Außerhalb Englands gibt es 39 anglikanische Kirchenprovinzen, darunter in den USA, Australien und in mehreren Ländern Afrikas. Der englischen Mutterkirche steht die Königin als weltliches Oberhaupt vor. Geistliches Oberhaupt, Primas der Kirche von England sowie Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft ist der Erzbischof von Canterbury, derzeit Justin Welby (63). Er hat jedoch als Primus inter pares (Erster unter Gleichen) keine Weisungsbefugnis für die Nationalkirchen.
Bereits im 17. Jahrhundert entstanden zwei große theologische Lager, die "High Church" mit Betonung von Kirchenverfassung und Sakramenten sowie die "Low Church" mit Betonung der Heiligen Schrift. Seit dem 19. Jahrhundert zeigt sich auch eine Rückbesinnung auf katholische Elemente.
Gegenüber den Anglokatholiken bestand die evangelikal gewordene "Low Church" auf dem reformatorischen Erbe. Mittlerweile stehen in beiden Lagern Konservative und Liberale einander gegenüber. Innerkirchliche Spannungen haben sich in den vergangenen Jahren verschärft. Streitfragen sind die in vielen Nationalkirchen zugelassene Weihe von Frauen zu Geistlichen, teils auch zu Bischöfinnen, sowie der Umgang mit Homosexuellen.
(kna, 10.03.2019)
30.11.2020
Ein großer Schritt zur Normalisierung des Verhältnisses zwischen Katholiken und Anglikanern: Vor 25 Jahren besuchte erstmals das britische Königshaus ein katholisches Gotteshaus. Damals gab es Proteste, heute hat sich das Verhältnis normalisiert.
DOMRADIO.DE: Warum gab es über diesen Besuch so eine große Empörung?
Helmut Pathe (Adelsexperte): Es ist wie immer nicht ganz einfach. Die Queen hat vor 25 Jahren ja nicht an einer heiligen Messe teilgenommen, sondern an einer ökumenischen Andacht. An einer Messe im katholischen Sinne teilzunehmen, das ist auch heute noch nicht möglich bzw. das machen die Royals nicht. Denn man muss ja wissen: Die Queen ist "Defensor Fidei" - also Verteidigerin des Glaubens. Und das bezieht sich eben auf die anglikanische Kirche, sodass das also immer schwierig ist. In der Vergangenheit ging das sogar so weit, dass sich ihr Großvater weigerte, einmal einen Glückwunsch vom damaligen Erzbischof von Westminster entgegenzunehmen. Aber ich glaube, das ist heute alles ganz anders.
DOMRADIO.DE: Das hat sich wohl ein bisschen geändert. Wie ist es dazu gekommen?
Pathe: Ich denke mal, es hängt - wie immer - auch mit den Menschen zusammen. Ich würde an erster Stelle den langjährigen Vorsitzenden der Englischen Bischofskonferenz, Kardinal Basil Hume, nennen, der ja leider 1999 schon gestorben ist. Er war sehr gut mit den Royals verbunden, und mit Prinzessin Diana war er sogar gut befreundet, könnte man sagen.
So hat sich in der Zeit ein Respektsverhältnis entwickelt und ich denke mal mit dazu beigetragen hat auch Papst Benedikt. Denn der hat ja Großbritannien besucht und ich weiß von meinen Freunden drüben: Die haben das alles sehr kritisch gesehen. Nachdem Benedikt aber dann wieder abgereist ist, haben sie gesagt: Das ist ja gar nicht so ein Papst mit Prunk und Pomp, weil er sich den Engländern eben als Gentleman vorgestellt hat. Das hat alles sicher dazu beigetragen, dass das Verhältnis heute eben ein normales ist.
DOMRADIO.DE: Wie ist das inzwischen bei der Hochzeit des Thronfolgers mit einer Katholikin? Da hat sich wahrscheinlich nochmal was getan?
Pathe: Inzwischen darf ein Thronfolger eine Katholikin heiraten, wenn er selbst Anglikaner bleibt. Also, wenn wir mal davon ausgehen, dass Prinz George, der Sohn von Kate und William, König wird und vielleicht in 25 bis 30 Jahren heiraten möchte, kann er eine Katholikin heiraten, wenn er selber Anglikaner bleibt. Dass das alles immer noch nicht so einfach ist, hat sich bei der Hochzeit von Charles und Camilla gezeigt. Da hatte die anglikanische Kirche sogar Bedenken, weil beide ja geschieden waren. Da hat die Queen dann aus Rücksicht auf all die Dinge dafür gesorgt, dass der zivilrechtliche Akt vor der kirchlichen Segnung stattgefunden hat. Und dann konnte sie auch zur Segnung gehen. Die Queen ist sehr gläubig und legt sehr viel Wert darauf, dass Dinge, die ihre anglikanische Kirche vorgibt, auch eingehalten werden.
Das Interview führte Dagmar Peters.
Die anglikanische Kirche entstand zur Zeit der Reformation in England. König Heinrich VIII. brach 1533 mit dem Papst, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren. Als Oberhaupt einer neuen Staatskirche setzte sich Heinrich VIII. 1534 selbst ein. In Glaubensfragen blieben die Anglikaner zunächst bei der katholischen Lehre; später setzten sich protestantische Einflüsse durch. 1549 erschien das erste anglikanische Glaubensbuch, das "Book of Common Prayer".
Weltweit zählt die anglikanische Kirche nach unterschiedlichen Angaben zwischen 77 und 85 Millionen Mitglieder. Außerhalb Englands gibt es 39 anglikanische Kirchenprovinzen, darunter in den USA, Australien und in mehreren Ländern Afrikas. Der englischen Mutterkirche steht die Königin als weltliches Oberhaupt vor. Geistliches Oberhaupt, Primas der Kirche von England sowie Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft ist der Erzbischof von Canterbury, derzeit Justin Welby (63). Er hat jedoch als Primus inter pares (Erster unter Gleichen) keine Weisungsbefugnis für die Nationalkirchen.
Bereits im 17. Jahrhundert entstanden zwei große theologische Lager, die "High Church" mit Betonung von Kirchenverfassung und Sakramenten sowie die "Low Church" mit Betonung der Heiligen Schrift. Seit dem 19. Jahrhundert zeigt sich auch eine Rückbesinnung auf katholische Elemente.
Gegenüber den Anglokatholiken bestand die evangelikal gewordene "Low Church" auf dem reformatorischen Erbe. Mittlerweile stehen in beiden Lagern Konservative und Liberale einander gegenüber. Innerkirchliche Spannungen haben sich in den vergangenen Jahren verschärft. Streitfragen sind die in vielen Nationalkirchen zugelassene Weihe von Frauen zu Geistlichen, teils auch zu Bischöfinnen, sowie der Umgang mit Homosexuellen.
(kna, 10.03.2019)