Ratzinger-Schüler zur Krise des kirchlichen Amtes

Kirche soll Weiheamt stärken

Der Ratzinger-Schülerkreis hat bei seiner diesjährigen Tagung in Rom über die Herausforderung des kirchlichen Weiheamtes gesprochen. Zum ersten Mal war das Treffen für Außenstehende geöffnet.

Fast acht Jahre war Joseph Ratzinger Papst (KNA)
Fast acht Jahre war Joseph Ratzinger Papst / ( KNA )

Bei einem Symposium des Ratzinger-Schülerkreis, das sind ehemalige Studenten des emeritierten Papstes Benedikt XVI., ging es am Samstag in Rom um "aktuelle Herausforderungen des kirchlichen Weiheamtes". Damit wolle man sich auch angesichts des Skandals sexualisierter Gewalt durch Priester der derzeitigen "Krise des geweihten Amtes stellen", so Kurienkardinal Kurt Koch in seiner Begrüßung.

Eine vor allem notwendige spirituelle Erneuerung könne aber nur auf der Grundlage von Heiliger Schrift und kirchlicher Tradition gelingen, heißt es in einer Botschaft des alten und neuen Schülerkreises Joseph Ratzingers/Benedikt XVI., die am Ende verlesen wurde. "In Zeiten der Krise und der schmerzhaften Reinigung der Kirche sind es nicht in erster Linie Strukturreformen, die Heilung und Hilfe bringen, sondern das authentisch gelebte Glaubenszeugnis", heißt es in der Botschaft.

Kritik an Strukturreformen

Kritisiert wurde von mehreren Referenten eine Konzentration auf Strukturreformen gerade im deutschsprachigen Raum, die darauf hinauslaufen könnten, "das Weiheamt neu zu erfinden". Für die katholische Kirche blieben der sakramentale Charakter des Weiheamtes von Bischof, Priester und Diakon und die Beziehung zur Eucharistie konstitutiv, betonte etwa der frühere Bonner Dogmatikprofessor Karl-Heinz Menke.

Eine "Kirche ohne Priester ist dem Willen Jesu Christi nach nicht möglich", so der Trierer Kirchenrechtler Christoph Ohly. Dabei gelte es, der Theologie Ratzingers entsprechend zwei Extreme zu vermeiden: zum einen die pragmatische, funktionalistische Auffassung, Priester-Sein als "einen Job aufzufassen". Zum anderen dürfe man nicht in das alte, heidnische Verständnis verfallen, wonach der Priester aus sich heraus wirke und die Verbindung zu Gott regle.

Bedeutung des Zölibats

Die Wiener Theologin Marianne Schlosser brach in ihrem Beitrag eine Lanze für den Zölibat. Debatten um die Pflicht zu lebenslanger Ehelosigkeit habe es auch im 14. und 19. Jahrhundert gegeben. Würde die lateinische Kirche die Entscheidung zur Ehelosigkeit freistellen, würde der Zölibat des Priesters zu dessen Privatsache und verliere als Charisma seine zugleich öffentliche Bedeutung. Das Priestertum, so Schlosser, würde "weiter verbürgerlichen und funktionalisiert werden".

Der frühere Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller warnte, bei der Auswahl guter Priesterkandidaten müsse ein Bischof theologische Kriterien anwenden. Es sei falsch, sich dabei vor allem auf psychologische und soziologische Entscheidungen zu stützen, die ihre Wurzeln in atheistischen Philosophien hätten. Es brauche "psychisch gesunde, tugendhafte Männer, die für den Glauben Zeugnis ablegen". Andererseits könne es keinen Anspruch auf ein Amt geben. Zum Weiheamt werde man "von Gott berufen, erwählt, gesendet und befähigt".


Kurienkardinal Kurt Koch / © Harald Oppitz (KNA)
Kurienkardinal Kurt Koch / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA , VN