Neuer Dokumentarfilm über Benedikt XVI.

​"Verteidiger des Glaubens"

Ein neuer Dokumentarfilm über Benedikt XVI. hat beim DOK.fest in München seine internationale Premiere. Der Film sei nicht nur eine Biografie, sondern betrachte einen "bestimmten Typus von Kirchenmensch" meint Regisseur Christoph Röhl.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI.  / © Gregorio Borgia (dpa)
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. / © Gregorio Borgia ( dpa )

Die 90-minütige Regiearbeit des britisch-deutschen Filmemachers Christoph Röhl erzählt laut Ankündigung "die Geschichte eines einsamen Mannes, der einst als Reformer begann, um sich später zum konservativen Weltflüchtling zu wandeln". Sein ganzes Leben lang habe er die Kirche, die ihm Heimat und Familie gewesen sei, bewahren wollen und sie dabei in ihre größte Krise geführt. An diesem Dienstagabend wird er in München uraufgeführt.

Von Odenwaldschule zum Thema

Röhl hat nach eigenen Angaben fünf Jahre an seinem Film gearbeitet; er wurde als Sohn eines Historikers atheistisch erzogen. Zum Thema sei er über die Beschäftigung mit der Odenwaldschule gekommen, berichtete der Regisseur in einem Interview der "Zeit". Röhl war an der reformpädagogischen Lehranstalt von 1989 bis 1991 Tutor für Englisch. 2010 und 2013 beschäftigte er sich in einer Dokumentation und einem Spielfilm mit den Missbrauchsfällen dort. In diesem Zusammenhang sei er auch mit Missbrauchsopfern des von Jesuiten geführten Canisiuskollegs in Berlin in Kontakt gekommen, sagte Röhl.

"Damals war Benedikt XVI. noch Papst, und so entstand die Idee, ob man nicht einen Film über die Kirche machen müsste", so der Regisseur in dem Interview. "Wie bei der Odenwaldschule interessierte mich das Mitwissen und Wegschauen in der allernächsten Nähe der Opfer."

Gespräch zwischen Regisseur und Opfern

Einen Tag nach der Uraufführung findet in Räumen der Münchner Jesuitenhochschule ein Podiumsgespräch mit dem Regisseur und zwei kirchlichen Missbrauchsopfern statt. Teilnehmen wird außerdem ein Philosophieprofessor und Mitglied des Jesuitenordens.

Röhl drehte in Bayern und in Rom, er reiste für sein Projekt nach Irland, Mexiko, auf Malta und in die USA. In seinem Film kommen hochrangige Geistliche wie Benedikts Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, und der maltesische Erzbischof Charles Scicluna zu Wort. Scicluna ermittelt seit 2002 im Auftrag des Papstes gegen Kleriker, die Minderjährige sexuell missbraucht haben.

Sein Glaube ist "keine Show"

Der Regisseur sagte der "Zeit", er habe Ratzinger "nie fremd oder gar abstoßend" empfunden. "Was ich sah, war ein Mensch, der wirklich glaubt und dessen Glaube keine Show ist." Der emeritierte Papst verkörpere zugleich einen "ganz bestimmten Typus von Kirchenmensch". Insofern handle es sich bei dem Film nicht nur um eine Biografie. Ratzinger habe andere Wahrheiten nicht zulassen können, "weil er nur an seine eine stringente Wahrheit glaubt".


Quelle:
KNA