Kardinal Koch: Keine Infragestellung des Dialogs mit den Juden

"Spezifizieren und differenzieren"

In die Debatte über einen Aufsatz des emeritierten Papstes Benedikt XVI. zum Verhältnis von Christen und Juden hat sich jetzt der Präsident der Vatikanischen Kommission für die religiösen Beziehungen mit dem Judentum eingeschaltet.

Screenshot: Kippa / © nn (AFP)
Screenshot: Kippa / © nn ( AFP )

In einem Beitrag für den Fachdienst "Ökumenische Information" der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) weist er die von katholischen und jüdischen Theologen geäußerte Kritik deutlich zurück. Es gehe dem emeritierten Papst keineswegs um eine Infragestellung, sondern um eine Vertiefung des jüdisch-katholischen Dialogs.

Der umstrittene Beitrag war in der Juli-Ausgabe der theologischen Fachzeitschrift "Communio" unter dem Namen "Joseph Ratzinger – Benedikt XVI." erschienen. Darin setzte sich der emeritierte Papst mit der Frage auseinander, ob die Kirche an die Stelle des alttestamentlichen Bundes zwischen Gott und dem Volk Israel getreten sei, sowie mit der Aussage vom "nicht gekündigten Bund Gottes mit Israel".

"Innerchristliche Verständigung"

In dem Text diskutiere Benedikt die "Grundüberzeugungen im jüdisch-christlichen Dialog", so Koch, "freilich nicht um sie zu problematisieren oder zu relativieren oder gar 'auszuhöhlen', sondern um sie zu spezifizieren und zu differenzieren und auf diesem Weg theologisch zu vertiefen". Insofern handele es sich bei den Überlegungen Benedikts, die ursprünglich nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren, "um eine innerchristliche Verständigung, die den jüdisch-christlichen Dialog fördern soll, aber nicht um ein jüdisch-christliches Dialogdokument selbst".

Ausdrücklich hebt der Kardinal hervor: "Es ist mir wichtig, dass vor allem auf jüdischer Seite nicht Verunsicherung ausgelöst, sondern die Klarheit der katholischen Position verdeutlicht wird und dass auf christlicher Seite niemand auf den Gedanken kommen kann, Antisemitismus und Antijudaismus seien in irgendeiner Weise doch begründet und christliche Judenmission müsse oder solle doch betrieben werden."

Auskunft über Selbstverständnis

Weil in dem Aufsatz des emeritierten Papstes viele Perspektiven enthalten seien, die im jüdisch-christlichen Dialog zu vertiefen seien, habe er, Koch, sich für eine Veröffentlichung eingesetzt.

Damit werde "nichts im jüdisch-katholischen Dialog zurückgenommen". Zu einem echten Dialog gehöre es aber, "dass die beiden Partner transparent Auskunft über ihr theologisches Selbstverständnis und Rechenschaft darüber geben, mit welchen Glaubensüberzeugungen sie sich im Dialog engagieren, ohne einander missionieren zu wollen".


Quelle:
KNA