Kardinal Ouellet erwartet "postume Überraschungen" Benedikts XVI.

Neue theologische Werke?

Wird der emeritierte Papst Benedikt XVI. mit theologischen Werken die Kirchenwelt überraschen? Das erwartet jedenfalls der kanadische Kurienkardinal Marc Ouellet. Er geht davon aus, dass diese nach Ratzingers Tod öffentlich werden könnten.

Papst em. Benedikt XVI. (KNA)
Papst em. Benedikt XVI. / ( KNA )

"Ich glaube, es könnte da einige posthume Überraschungen aus der Feder Benedikts XVI. geben, zur Erbauung der Kirche", sagte der Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation dem Onlineportal Vatican News. Der heute 73-Jährige leitet die einflussreiche Behörde seit 2010; er gilt als einer der führenden "Ratzingerianer" an der Kurie.

Interviewbuch mit Papst Benedikt XVI.

Ouellet erinnerte an das 2016 erschienene Interviewbuch des emeritierten Papstes mit dem deutschen Autor Peter Seewald ("Letzte Gespräche"). Die darin enthaltenen Gedanken Benedikts seien "von einer großen Einfachheit, Authentizität, auch Weisheit". Auf ihn wirke der 90-Jährige nach wie vor "klar denkend, sensibel, voll Glauben und Menschlichkeit". Ouellet äußerte sich zum fünften Jahrestag des Amtsverzichts von Benedikt XVI. 

Das Zeugnis Benedikts sei "ein großes Ereignis für die Kirche", so Ouellet: "Man spricht ja heute von der Reform des Papsttums; nun, die größte Geste dieser Reform war diese Entscheidung zum Rücktritt." Sie habe "alle Menschen überrascht, aber zugleich den Horizont geöffnet für die ganzen Transformationen, die jetzt Franziskus durchführt, hin zu einer viel pastoraleren, dem Volk Gottes näheren Amtsführung".

Diskrete Begleitung des neuen Pontifikats durch den Emeritus

Dieser Übergang sei bereits in der Rücktrittsentscheidung von Benedikt XVI. implizit angelegt gewesen, führt der kanadische Kardinal aus. Die "diskrete Begleitung" des neuen Pontifikats durch den Emeritus lasse die Menschen verstehen, "dass der frühere Papst nicht auf einmal weg ist, sondern eine bestimmte bischöfliche, päpstliche Funktion weiter ausübt: die Fürbitte, die Solidarität und dabei die völlige Diskretion."

Es sei dem emeritierten Papst hoch anzurechnen, dass er keine öffentlichen Stellungnahmen über seinen Nachfolger abgebe, so Ouellet. Dabei könne man sich vorstellen, dass auch Benedikt XVI. von manchen Dingen überrascht worden sei und sich "manchmal Fragen gestellt haben wird".

Benedikt XVI. hatte am 11. Februar 2013 überraschend seinen Amtsverzicht angekündigt. Es war der erste freiwillige Rücktritt eines Papstes seit dem Mittelalter. Seither lebt er zurückgezogen im früheren Kloster "Mater Ecclesiae" in den vatikanischen Gärten.


Kardinal Marc Ouellet / © Cristian Gennari (KNA)
Kardinal Marc Ouellet / © Cristian Gennari ( KNA )

11. Februar 2013: Papst Benedikt XVI. verkündet seinen Rücktritt / © Osservatore Romano (KNA)
11. Februar 2013: Papst Benedikt XVI. verkündet seinen Rücktritt / © Osservatore Romano ( KNA )

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. besucht Papst Franziskus 2015 (KNA)
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. besucht Papst Franziskus 2015 / ( KNA )
Quelle:
KNA