Jesuit Bernd Hagenkord über den Stil von Franziskus

Distanzlos, dynamisch, direkt

Der Stil von Papst Franziskus ist anders als der seiner Vorgänger. Das kommt bei vielen gut an. Auch Jesuitenpater Bernd Hagenkord, Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, zeigt sich bei einer Veranstaltung als Fan dieses Papstes.

Autor/in:
Kristian Stemmler
Papst Franziskus (dpa)
Papst Franziskus / ( dpa )

"Katholisch war immer ein Adjektiv, Papst Franziskus macht daraus ein Verb." So beschreibt Jesuitenpater Bernd Hagenkord, Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, das Wirken von Papst Franziskus in den ersten beiden Jahren nach dessen Wahl.

Mit Franziskus werde in der Kirche "alles dynamischer", der Vatikan werde wieder politischer, die Kurie "endlich reformiert", erklärte Hagenkord am Sonntag in Hamburg.

In seinem Vortrag unter der Überschrift "Bericht aus Rom" präsentierte sich Hagenkord als Anhänger des amtierenden Papstes und seines Kurses. "Die Authentizität von Franziskus ist atemberaubend", sagte der Jesuit: "Er spielt in der Liga von Mutter Teresa und dem Dalai Lama." So habe er von Anfang an Distanzen abgebaut, habe etwa prächtige liturgische Gewänder weggelassen und nutze mit Vorliebe kleine Autos statt großer Limousinen. "Begegnung" sei ihm ein echtes Anliegen. "Der Papst will die Nähe", so der Jesuit weiter: "Dieser Papst mag Menschen, und das kommuniziert er auch. Wir sehen einen genialen Kommunikator."

Papst schreibt in verständlicher Weise

Auch Johannes Paul II. sei ein charismatischer Papst gewesen, der mit großen Gesten gearbeitet habe. Aber dessen Auftreten habe nach Hagenkords Beobachtung die Distanz nicht abgemildert, sondern eher verstärkt. Franziskus spreche und schreibe dagegen in einer einfachen und verständlichen Weise, wie man zum Beispiel an seinem Apostolischen Schreiben "Evangelii gaudium" sehen könne. Er nutze oft treffende Sprachbilder, etwa wenn er von "Museumschristen" spreche oder Sätze sage wie "Die Kirche ist keine Zollstation".

Mit seiner Direktheit ecke der Papst allerdings auch mal an, räumte der Vatikanexperte ein. Aber er finde das "eher beruhigend".

Begrüßenswert finde er ebenfalls, dass mit Franziskus die Politik wieder im Vatikan zurück sei, wie etwa die Rolle des Papstes bei der Annäherung zwischen Kuba und den USA zeige. Hagenkord stellte sich auch hinter die Fundamentalkritik des Papstes an der westlichen Wirtschaftsordnung, für die sein Satz "Die Wirtschaft tötet" exemplarisch sei.

Konsumkritiker

Franziskus weise zu Recht darauf hin, dass etwas in unserem System schief laufe, so Hagenkord weiter. Er kritisiere zu Recht den Überfluss und "dass sich die Menschen mit Konsum zuschütten". Das heiße aber nicht, dass der Papst ein festes Programm für einen Systemwechsel habe. So sehe er seine Rolle nicht. Ihm gehe es darum, dass die Realitäten überhaupt erst einmal wahrgenommen werden: "Macht mal die Augen auf, das will er erreichen."

Der Jesuit verteidigte auch die harsche Kritik von Papst Franziskus an der Kurie in der Weihnachtsansprache, in der er von den "15 Krankheiten der Kurie" gesprochen hatte. Angesichts von Skandalen wie "Vatileaks" sei nicht zu übersehen, dass in der Kurie nicht alles rund laufe. Der Papst wolle den Dienst an der Weltkirche, er wolle Verhärtungen und Verkrustungen aufbrechen, eine "in sich verkrümmte Kirche" aufrichten. Die Kurienreform sei derzeit noch "eine riesige Baustelle", aber man könne sich nur wünschen, "dass sie in Fahrt kommt".

Auf die Frage eines Zuhörers, wer denn die Gegner des Papstes in der Kurie seien, sagte Hagenkord, er sehe die große Konfrontation nicht.

Sicher werde auch Kritik am neuen Kurs laut, "aber auf der Arbeitsebene höre ich viel Zustimmung". Es sorge sicher für Ängste, dass bei diesem Papst im Grunde alles offen sei: "Vieles ist noch nicht klar, ist noch nicht entschieden." Franziskus selbst handele und spreche aber "komplett angstfrei".

 


Pater Bernd Hagenkord (rv)
Pater Bernd Hagenkord / ( rv )
Quelle:
KNA