10 Jahre nach der Papstwahl: Würdigungen für Benedikt XVI.

Diener und bedeutender Theologe

Vor zehn Jahren - am 19. April 2005 wurde Kardinal Joseph Ratzinger zum 264. Papst gewählt. Die katholischen Bischöfe Deutschlands würdigten aus diesem Anlass die Verdienste von Papst Benedikt XVI.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. (epd)
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. / ( epd )

Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, nannte Benedikt einen "großen Gelehrten, unermüdlichen Hirten und mutigen Zeugen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe". In seiner Amtszeit habe Benedikt sich immer als Diener verstanden, erklärte Marx. Durch seine über 600 Publikationen habe Benedikt XVI. die wissenschaftliche Theologie und den Zukunftsweg der Kirche nachhaltig beeinflusst, so Marx. Benedikt sei stets bereit gewesen, sich als Papst und Gelehrter offen Diskussionen, Widerspruch und Kritik an den kirchlichen Positionen zu stellen und Antwort zu geben.

Marx erinnerte auch an die drei Deutschlandreisen des Papstes, insbesondere an die Ansprachen Benedikt XVI. im September 2011 im Bundestag und im Freiburger Konzerthaus, durch die das Kirchenoberhaupt wichtige Impulse gegeben habe. Als Schritt von historischer Bedeutung bezeichnete der Konferenzvorsitzende den Amtsverzicht des Papstes im Jahr 2013, "dem wir auch heute noch in großer Anerkennung und mit Respekt begegnen". 

Amtsverzicht: "Durchlittene Entscheidung"

Benedikts Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, sagte im Interview mit dem Internetportal katholisch.de, als er das erste Mal von den Rücktrittsplänen gehört habe, sei er "instinktiv dagegen". Doch dann habe er "nach und nach erkannt, dass die Entscheidung von Papst Benedikt eine durchbetete und durchlittene Entscheidung war", weil die Kräfte nicht mehr reichten, um die Kirche zu leiten.

Als bleibendes Erbe von Benedikt XVI. bezeichnete der Erzbischof den §großen Schatz des Magisteriums und seiner theologischen Tiefe" sowie "die klaren Linien, die er gezogen hat, das mutige Eintreten für die Wahrheit, das bestechende Zeugnis für den Glauben und für die Kirche - gegen allen Relativismus und gegen alles, was den Glauben ins Allgemeine einzuebnen versucht".

"Herausragende Gelehrtengestalt"

Der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, stellte den emeritierten Papst am Freitagabend in einem Vortrag im Vatikan in eine Reihe mit "herausragenden Gelehrtengestalt des 18. Jahrhunderts", Benedikt XIV. (1740-1758), sowie mit Papst Leo dem Großen (440-461). Er sei einer der "bedeutendsten Theologen des 20. und 21. Jahrhunderts". Die "theologische Entfaltung und Durchdringung von Glaube und Vernunft" hätten seinem Pontifikat einen "besonderen Charakter" verliehen, sagte Müller in einem Festvortrag im deutschsprachigen Priesterkolleg Campo Santo Teutonico weiter. Zugleich wandte er sich gegen die verbreitete Neigung, die Amtszeit von Benedikt XVI. auf diesen "einzelnen Vorzug" zu reduzieren. 

Als Höhepunkt im Lebenswerk des Papstes würdigte Müller dessen dreibändiges Werk über Jesus. Hier zeige sich die "glückliche Verbindung" des Papstes als universaler Lehrer des Glaubens und des theologischen Denkers Joseph Ratzinger "wohl am Überzeugendsten", so der Kardinal. Mit diesem Buch habe er eine nachhaltige Debatte über Jesus von Nazareth angeregt. Müller ist auch der Herausgeber der Gesammelten Schriften des emeritierten Papstes.


Quelle:
KNA