Benedikt XVI. ist aus Castel Gandolfo zurückgekehrt

Kein Comeback

Benedikt XVI. ist aus Castel Gandolfo wieder in den Vatikan zurückgekehrt. Der emeritierte Papst traf gegen 16.50 Uhr mit dem Hubschrauber im Vatikan ein.

Autor/in:
Thomas Jansen
 (DR)

Diesmal gab es keine Live-Fernsehübertragung des Hubschrauberflugs, sondern nur eine SMS von Sprecher Federico Lombardi: "Benedikt XVI. ist froh, jetzt in den Vatikan zurückzukehren", heißt es darin. Die Ankunft des emeritierten Papstes war in jedem Fall kein Comeback auf der großen kirchlichen Bühne, sondern eine stille Rückkehr. Auch wenn Papst Franziskus es sich nicht nehmen ließ, seinen Vorgänger und künftigen Nachbarn persönlich zu begrüßen.

Von einer "großen und brüderlichen Herzlichkeit" sprach Lombardi nach der kurzen Begegnung von Franziskus und dessen Vorgänger. Fortan wohnen erstmals zwei "Heilige Väter" im Vatikan - und keiner von beiden dort, wo die so Angesprochenen üblicherweise wohnen: im Apostolischen Palast. Benedikt XVI. zog am Donnerstag in das ehemalige Kloster "Mater Ecclesiae" ein, Franziskus residiert gut hundert Meter entfernt im vatikanischen Gästehaus.

Der zurückgetretene Papst lebt nun in der wohl schönsten Grünanlage Roms, den vatikanischen Gärten, fast im Zentrum des Vatikanstaats. Direkt vor seiner Haustür steht eine botanische Rarität, die gut zu seinem Nachfolger passt: ein Korallenbaum mit hellroten Blüten. Beheimatet ist er in Argentinien und anderen südamerikanischen Ländern. Der Alterssitz Benedikts XVI. diente einst als Gärtnerhaus. Auf Wunsch von Johannes Paul II. wurde das mehrstöckige Anwesen zu einem Kloster umgebaut. Von 1994 bis zum Herbst 2012 lebten hier jeweils für einige Jahre Klarissen, Unbeschuhte Karmelitinnen, Benediktinerinnen und Salesianerinnen, um für die Kirche zu beten.

Etwas klobiger moderner Zweckbau

Das Anwesen selbst hat allerdings nichts von einem ehrwürdigen Kloster und noch weniger von einem idyllischen Gärtnerhaus. Dafür umso mehr von einem etwas klobigen modernen Zweckbau. Die Zufahrt ist durch ein großes Stahltor gesichert.

Benedikt XVI. zieht nicht allein in das rund 450 Quadratmeter große Anwesen. In den Alterssitz begleiten ihn seine bisherigen vier Haushälterinnen von der geistlichen Gemeinschaft "Memores Domini" sowie Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein. Dieser dürfte jedoch bald seine Dienstwohnung als Präfekt des Päpstlichen Hauses im Apostolischen Palast beziehen. Das neue Domizil Benedikt XVI. sei zwar klein, aber gut vorbereitet, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Mittwoch. Es gebe ein Arbeitszimmer und eine kleine Bibliothek. Ob Franziskus seinen Vorgänger in Zukunft regelmäßig aufsucht oder mit ihm durch die Gärten spazieren wird, ist noch unklar. Auf jeden Fall steht für Benedikts Bruder Georg Ratzinger ein eigenes Gästezimmer zur Verfügung.

Die Gerüchteküche, so scheint es, hat Benedikt XVI. vorerst in Castel Gandolfo zurückgelassen. Spekulationen über eine schwere Erkrankung des emeritierten Papstes wurden zuletzt aus berufenem Munde zurückgewiesen. Benedikt XVI. sei "ein alter Mann, der aufgrund seines Alters geschwächt ist, aber er hat keine Krankheit", ließ der Vatikan durch seinen Sprecher mitteilen. Auch Bruder Georg verneinte in der britischen Zeitung "Daily Telegraph" eine schwere Erkrankung des emeritierten Papstes. Vor fünf Wochen wirkte Benedikt XVI. auf Bildern des vatikanischen Fernsehens geschwächt und gealtert.

Augenzeugen berichten hingegen, dass sich Benedikt XVI. seit seinem Rücktritt erholt habe und es ihm gegenwärtig besser gehe als noch vor einigen Wochen. Historisch gesehen ist die Unterbringung des zurückgetretenen Papstes allemal komfortabel. Cölestin V. (1294), der einzige Papst, der vor Benedikt XVI. aus freien Stücken zurücktrat, ohne dass ein Konzil oder ein Schisma ihn dazu veranlassten, wurde von seinem Nachfolger Bonifaz VIII. in einer Burg nahe Rom gefangen gehalten - zwar nicht im düsteren Kerker, aber in lockerer Haft.

Ein emeritierter Papst gehört nicht in die Kategorie "Altbundespräsident" oder "Queen-Mum". Benedikt XVI. nimmt keine repräsentativen Termine mehr wahr. Man dürfte künftig kaum noch etwas von ihm sehen. Unsichtbar solle sein Dienst künftig sein, hatte Benedikt XVI. ankündigt. Er will für seine Kirche beten - in aller Stille.

 


Quelle:
KNA