In Österreich gibt es die einzige nach Benedikt XVI. benannte theologische Hochschule

"Auftrag und Beschämung zugleich"

Seit 2007 nennt sich die theologische Hochschule Heiligenkreuz nach Benedikt XVI. Im domradio.de-Interview spricht der Rektor über den Boom seitdem und die Hoffnung, Teil einer der letzten Amtshandlungen des deutschen Papstes zu sein.

Der Stift Heiligenkreuz / © stift-heiligenkreuz.at
Der Stift Heiligenkreuz / © stift-heiligenkreuz.at

domradio.de: Papst Benedikt ist der Namensgeber der Hochschule und Inspiration für die angehenden Priester. Warum ist gerade Papst Benedikt XVI. so wichtig für Ihre Hochschule?

Wallner: Zunächst muss man sagen, dass es die Hochschule Heiligenkreuz schon seit 1802 gibt. Wir erleben nur seit den 1990er Jahren ein großes Wachstum, das dann dazu geführt hat, dass 2007 unsere Hochschule von Papst Benedikt XVI. zur Hochschule päpstlichem Rechs erhoben worden ist. Und aus lauter Begeisterung und Euphorie hat der damalige Abt der Hochschule den Namen "Benedikt XVI." beigefügt - was eigentlich ungewöhnlich ist. Ich vermute, dass jetzt nach dem Rücktritt viele akademisch-theologische Einrichtungen nach Benedikt XVI., der ja doch ein Jahrhunderttheologe war, benannt werden. Aber einstweilen sind wir die einzigen. Das bedeutet für uns ganz einfach, in der Mitte der Kirche und der Theologie zu stehen. Und vor allem auf dem Boden des Zweiten Vatikanums.

domradio.de: Jetzt ist Papst Benedikt XVI. zurückgetreten, da stellt sich natürlich die Frage: Was sind die Konsequenzen für die Hochschule? Ändern Sie den Namen?

Wallner: Nein, im Gegenteil: Wir tragen diesen Namen mit Stolz und Begeisterung. Und er wird immer wertvoller werden, weil das theologische Profil, wenn es in Jahren vielleicht einmal befreit ist von ideologischen Verengungen und Karikaturen, die man von Ratzinger ja immer gezeichnet hat und die überhaupt nicht mit dem Wesen seiner Theologie übereinstimmen, umso bedeutender wird. Er ist einer der größten Theologen und Intellektuellen, den wir im deutschen Sprachraum und in der katholischen Kirche haben. Er ist ein Konzilspapst, ein Ghostwriter der maßgeblichen theologischen Konstitutionen des Zweiten Vatikanums. Für uns ist Auftrag und Beschämung zu gleich. Beschämung, weil wir diesen Namen tragen dürfen. Und Auftrag, wirklich gute Theologie zu machen.

domradio.de: Vor sechs Jahren war Benedikt XVI. bei Ihnen zu Besuch, als die Hochschule zur päpstlichen Hochschule erhoben wurde. Jetzt soll die Hochschule ausgebaut werden und Papst Benedikt der Sechzehnte wird vorher noch den Grundstein segnen. Ist dafür denn überhaupt noch Zeit?

Wallner: 2007, das war ein Megaereignis. Denn das Kloster Heiligenkreuz gibt es ja schon seit 1133. Und noch nie war ein Papst da. Und dann kam der Papst, segnete die Hochschule, und seitdem müssen wir den Boom bewältigen. Wir haben vor allen Dingen Priesterstudenten, derzeit 235 insgesamt. Und jetzt müssen wir ausbauen. Das Hochschulgebäude in einem alten Bauernhaus hier neben dem Stift ist viel zu klein. Wir brauchen viermal mehr Platz, weil wir viermal mehr Studenten haben. Und jetzt haben wir eine Stunde vor dem angekündigten Rücktritt bekommen, dass der Papst am 27. Februar den Grundstein für diesen Hochschulausbau segnen wird. Es war schon berührend, eine Woche später zu erfahren, dass er zurücktritt und dass es eine seiner letzten Amtshandlungen ist. Jetzt hoffen wir nur sehr intensiv, dass das funktionieren wir. Weil wir sind bei seiner letzten Audienz ja nicht mehr Teil von wenigen, die da sind. Hunderttausende wollen ja kommen.

Das Gespräch führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR