Kommentar zur Rücktrittsankündigung des Papstes

Konsequent, mutig und beispielhaft

Papst Benedikt XVI. hat für fast alle überraschend seinen Rücktritt angekündigt. "Hut ab", sagt domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen. Diese Entscheidung sei konsequent, mutig und beispielhaft.

Ingo Brüggenjürgen / © Ide Lödige (DR)
Ingo Brüggenjürgen / © Ide Lödige ( DR )

Was für ein Paukenschlag! Plötzlich und selbst für Insider im Vatikan völlig überraschend erklärt Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt vom "Petrusdienst", wie er es selber per Post seinen Kardinälen und der Öffentlichkeit per Brief mitteilt. Auch wenn diese Entscheidung für fast alle wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel wirkt, so ist diese Entscheidung sehr konsequent, mutig und beispielhaft.

Konsequent ist der Rücktritt, weil Benedikt XVI. diese Möglichkeit selber schon angedeutet hatte und aus eigener Erfahrung nur zu gut wusste, wie Schwäche und Krankheit die Amtsgeschäfte eines Papstes behindern können. Jahrelang hat er dies bei seinem Vorgänger Johannes Paul II. vermutlich auch schmerzlich erlebt. Von Anfang an war für ihn selber offenbar klar: Wenn es bei mir so weit sein sollte und das Alter seinen Tribut fordert, nutze ich die im Kirchenrecht vorgesehene Möglichkeit und danke ab. Das ist konsequent – bewundernswert konsequent und zeugt von großer Verantwortung für die Weltkirche.
Mutig ist diese selbstgetroffene Entscheidung, weil Papst Benedikt XVI. damit Neuland betritt. Kein Papst der Neuzeit hat diesen Schritt vor ihm gewagt, auch wenn Rücktrittschreiben von Papst Pius XII., Paul VI. und Johannes Paul II vorbereitet in der Schublade gelegen haben. Benedikt lässt seinen Worten Taten folgen und lässt sein Rücktrittschreiben nicht in der Schublade verschwinden. Das ist mutig – bewundernswert mutig und zeugt von großer Glaubenskraft.

Beispielhaft ist Benedikts Rücktritt, weil der Weg frei macht. Auch wenn es ein Heiliger Stuhl ist, Benedikt klebt nicht am Sessel. Er weiß um seine Verantwortung und wohl am besten um die Fülle seiner Aufgaben. Wenn er heute seinen Rücktritt bekannt macht, setzt er damit auch ein unübersehbares Signal: Christen müssen, wo immer sie ihren Platz in Kirche und Gesellschaft finden, Verantwortung übernehmen. Zur Freiheit der Kinder Gottes gehört es aber auch, nach reiflicher gut überlegter Gewissensentscheidung NEIN zu sagen und Amt und Funktion zurück zu geben. Niemand muss alles alleine richten, wenn er mit seinen Kräften am Ende ist. Selbst und gerade Gott gegenüber darf ein Christ sagen: Danke ich habe mich nach Kräfte bemüht – aber mehr geht nicht. Bitte entlasse mich aus Deinem Ruf. Das ist beispielhaft – bewundernswert beispielhaft, weil hier jemand zeigt, was Freiheit der Kinder Gottes wirklich heißt.

Geschichte wird gemacht, es geht voran – so tönt es in einem etwas abgedroschen Song. Mit dem heutigen konsequenten, mutigen und beispielhaften Schritt hat Josef Ratzinger, Papst Benedikt XVI. Kirchengeschichte geschrieben. Er hat aber seiner geliebten katholischen Kirche auch einen Weg vorgegeben und frei gemacht, der einen tatkräftigen  Neuanfang in schwierigen Zeiten erst ermöglicht. Hut ab vor Joseph Ratzinger, noch Papst Benedikt XVI., der diesen neuen Aufbruch, der zum Segen für die Kirche werden kann, ermöglicht.
 


Quelle:
DR