Der Papst würdigt den Elysée-Vertrag

"Politische Umsetzung moralischer Werte"

Benedikt XVI. hat den Elysée-Vertrag gewürdigt. Adenauer und De Gaulle hätten in einer Versöhnungsmesse vor dessen Unterzeichnung demonstriert, dass "die Politik auf Prinzipien basiert, die sie sich nicht selbst geben kann".

 (DR)

Das erklärte das Kirchenoberhaupt in einer am Donnerstag verlesenen Grußbotschaft. Grundlage einer Politik im Dienst von Frieden und Gerechtigkeit seien Werte, die durch das Evangelium und die Menschenrechte geprägt worden seien.

Die Grußadresse wurde vom vatikanischen "Außenminister" Dominique Mamberti bei einer Konferenz zum Jubiläum des Elysée-Vertrags in der päpstlichen Gregoriana-Universität verlesen. Seit der Unterzeichnung des Vertrags durch die beiden Regierungschefs am 22. Januar 1963 seien große Fortschritte bei der Aussöhnung beider Staaten gemacht worden, unterstrich der Papst. Frieden bleibe jedoch eine "Aufgabe, die immer neu erfüllt werden muss".

Der EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier betonte bei der Konferenz: «Die Versöhnung der Völker erfordert die Aussöhnung zwischen ihren Geschichtsversionen.» Das geeinte Europa sei ohne den deutsch-französischen Aussöhnungsprozess nicht denkbar.

Papst berät mit saarländischer Ministerpräsidentin über EU

Barnier nahm gemeinsam mit der saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und dem ehemaligen EU-Kommissionspräsidenten Jacques Santer an der Konferenz mit dem Titel "50 Jahre deutsch-französische Freundschaft im Dienste Europas: die Europäische Union, ein Modell für andere Versöhnungen?" teil.

Der Papst hatte die Ministerpräsidentin am Vormittag in Audienz empfangen. Bei der Begegnung sei es vor allem um Europa-Fragen gegangen, erklärte die saarländische Regierungschefin. Benedikt habe sich bei dem intensiven Gespräch "sehr interessiert an der weiteren Entwicklung in Europa" gezeigt. Er habe überdies ein starkes Bewusstsein für die Nöte von Menschen gezeigt, die von Sparmaßnahmen in der derzeitigen Krise betroffen seien.

Kramp-Karrenbauer, die Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist, würdigte den Papst als «Mann der klaren Positionen», mit denen sie nicht in allen Fragen übereinstimme. So gebe es etwa unterschiedliche Auffassungen über die Stellung der Frau in der katholischen Kirche. Mit wohl argumentierten Positionen zwinge Benedikt seine Gesprächspartner jedoch, "die eigene Komfort-Zone zu verlassen", und sich mit seinen Ansichten auseinanderzusetzen.


Quelle:
epd , DR