Papst fordert höhere Wertschätzung von alten Menschen

Nicht "unproduktiv und unnütz"

Papst Benedikt XVI. hat eine höhere Wertschätzung von alten Menschen gefordert. Ihre Lebensweisheit stelle einen "großen Reichtum" für die Gesellschaft dar, sagte der Papst am Montag während des Besuchs eines katholischen Altenheims in Rom.
Profitstreben und Effizienzdenken führten jedoch oft dazu, dass diese Gruppe als "unproduktiv und unnütz" an den Rand der Gesellschaft gedrängt werde.

 (DR)

Alte Menschen seien wie ein "aufgeschlagenes Buch, in dem die jungen Generationen wertvolle Hinweise für den Lebensweg finden können", betonte der Papst. Der Umgang mit ihnen sei stets auch ein Kennzeichen für die Qualität einer Gesellschaft. Zugleich sprach sich Benedikt XVI. für eine stärkere Förderung der häuslichen Pflege aus. Familien und öffentliche Einrichtungen müssten größere Anstrengungen unternehmen, um pflegebedürftigen Menschen einen Verbleib in ihrer vertrauten Umgebung zu ermöglichen.



Anlass für den Besuch des Altenheims der katholischen Gemeinschaft Sant"Egidio am Gianicolo-Hügel war das "Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen". Benedikt XVI. wurde vom Gründer der Gemeinschaft, Andrea Riccardi, sowie dem neuen vatikanischen Familienminister Vincenzo Paglia begrüßt. Riccardi ist seit November 2011 Minister für internationale Zusammenarbeit im Kabinett von Ministerpräsident Mario Monti.



Auch im Alter den Segen Gottes entdecken

"Das Leben ist auch in unserem Alter schön, ungeachtet mancher Beschwerden und Einschränkungen", sagte der Papst vor Bewohnern und Mitarbeitern des Altenheims. Er sei nicht nur in seiner Eigenschaft als Bischof von Rom gekommen, "sondern auch als alter Mensch, der seine Generationsgenossen besucht". Es gelte, in jedem Lebensalter die Gegenwart und den Segen Gottes sowie dessen Reichtümer zu entdecken.



Während des rund einstündigen Aufenthalts traf der Papst auch mit einem Ehepaar aus Haiti zusammen, das Opfer des verheerenden Erdbebens im Januar 2010 war. In dem 2009 eingeweihten Altenheim "Viva gli Anziani" ("Es leben die Alten") sind gegenwärtig 28 Personen untergebracht. Die Einrichtung kombiniert Wohnungen für Familien mit Betreuung von pflegebedürftigen Menschen.



Das europäische Parlament hatte 2012 zum "Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen" ausgerufen. Das Themenjahr soll den Angaben zufolge "die Öffentlichkeit für den gesellschaftlichen Beitrag älterer Menschen sensibilisieren" und zur Schaffung besserer Rahmenbedingungen für ein aktives Altern beitragen.