Papst Benedikt XVI. beendet seine Libanonreise

Dem Frieden verschrieben

"Salaami o-tikum" – "Meinen Frieden gebe ich euch", diese Worte wiederholte Benedikt XVI. bei seinem dreitägigen Libanonbesuch immer wieder. Das Dröhnen der Waffen, Hass und Kriegsgräuel müssten aufhören. Eindringlich rief der Papst die Völker des Nahen Ostens zu Frieden und einem Ende der Gewalt auf.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Abschlussmesse in Beirut (KNA)
Abschlussmesse in Beirut / ( KNA )

Keine 100 Kilometer vom Kriegsgeschehen in Syrien hat Benedikt XVI. die Völker des Nahen Ostens zu Frieden und einem Ende der Gewalt aufgerufen. Das Dröhnen der Waffen, Hass und Kriegsgräuel müssten aufhören, forderte der Papst am Sonntag vor rund 300.000 Gottesdienstteilnehmern in Beirut. Er sprach an einem symbolischen Ort: Das Gelände am Meer ist durch Aufschüttung vom Trümmern des libanesischen Bürgerkriegs entstanden.



Allen Warnungen zum Trotz

Es war eine mutige Friedensmission, zu der der Papst am Wochenende in den Libanon kam. Etlichen Warnungen zum Trotz, die Gewalt aus Syrien könnte übergreifen oder die antiwestlichen Attacken nach dem islamkritischen US-Film eskalieren, richtete Benedikt XVI. von Beirut aus seine Botschaft von Frieden und Versöhnung. Er rief die katholischen Gemeinschaften des Libanon zur Geschlossenheit auf und verlangte für sie volle Religionsfreiheit und Bürgerrechte. Er forderte mehr Dialog und Zusammenarbeit mit den anderen christlichen Kirchen und warb für eine engere Zusammenarbeit mit dem Islam - eine Bitte, auf die der Großmufti der libanesischen Sunniten, Raschid Kabbani, bei seinem Treffen am Samstag mit dem Papst einging: Er sagte, die Präsenz der Christen im Libanon sei notwendig.



In erster Linie war die Reise des Papstes freilich eine geistliche Mission. In Beirut veröffentlichte er das Schlussdokument der Nahost-Bischofssynode von 2010. Es soll den Kurs der katholischen Kirchen der Region für die kommenden Jahre bestimmen. Nüchtern analysiert das Dokument die teils dramatischen Bedingungen der christlichen Minderheiten zwischen Kairo und Teheran. Es zeigt aber auch, wie sich die Christen in ihren Ursprungsländern als loyale Staatsbürger behaupten können.



Papst vermeidet eine Positionierung zu den Nahost-Konflikten

Auffallend war die politische Zurückhaltung des Papstes in dem Dokument wie auch in den Ansprachen im Libanon. Benedikt XVI.  vermied jede Positionierung oder Empfehlung zu den Nahost-Konflikten. Nachdem es bei der Synode selbst zu Spannungen gekommen war, wollte er offenbar Angriffsflächen für eine Instrumentalisierung der Kirche vermeiden.



Durch diese Abstinenz wurde die jedoch Reise keinesfalls unpolitisch. Die Gesprächspartner des Papstes nannten in ihren Grußworten die aktuellen Probleme der Region. Staatspräsident Michel Suleiman erinnerte an die Differenzen seines Landes zu Israel. Und der melkitische Patriarch Gregoire III. bezeichnete den ungelösten israelisch-palästinensischen Konflikt als Hauptursache auch für die Probleme der Christen in der Region.



Appell für Frieden in Syrien

Auf eine Äußerung zu Syrien mochte Benedikt XVI. in unmittelbarer Nachbarschaft zu Damaskus jedoch nicht verzichten. Am Ende der großen Messe von Beirut forderte er ein Ende von Gewalt und Hass in Syrien - ohne Parteinahme für eine Seite.



Benedikt XVI. hat seine Nahost-Reise zum richtigen Zeitpunkt unternommen. Sein Mut hat ihm Anerkennung eingebracht, weil er inmitten der jüngsten Gewaltwellen mit seiner Botschaft im Nahen Osten präsent war. Von den Christen wurde der Papst begeistert, von der Staatsführung herzlich und von den Muslimen mit Respekt empfangen. In der Nähe des Flughafens, als der 85-Jährige im gepanzerten Papamobil durch "schiitisches Stadtgebiet" in die christlichen Stadtteile fuhr, hieß ihn auch die Hisbollah auf Plakaten willkommen. Und in seiner Rede vor Politikern und Religionsführern - die in eine Reihe mit seinen großen Ansprachen von Paris, London und dem Berliner Bundestag gehört - nannte er über den Tag hinaus gültige Prinzipien und Kriterien für eine neue "Kultur des Friedens".



Es bleibt offen, wie die Appelle des Papstes für einen multikulturellen Libanon mit gleichberechtigten Christen aufgenommen werden. Der Papst - dem Hitze und Schwüle offenbar nicht allzu sehr zusetzten - ist mit der Reise offenbar zufrieden. Die Gastfreundschaft habe ihm Geschmack gemacht wiederzukommen, meinte er zum Abschluss. Ob er über eine Reise auf den Spuren der Bibel nachdenkt, wenn in Syrien Frieden herrscht und sich die Lage in Ägypten stabilisiert hat, ist freilich reine Spekulation.