Der Papst beim Weltfamilientreffen in Mailand

Benedikt XVI. und die Familie

Ehe und Familie hat Papst Benedikt XVI. schon zum Pontifikatsbeginn vor sieben Jahren als eines seiner zentralen Themen benannt. Ihre Bedeutung wird er auch von Freitag bis Sonntag hervorheben, wenn er Mailand anlässlich des VII. Weltfamilientreffens besucht. Die Linie des katholischen Kirchenoberhauptes ist klar.

Autor/in:
Agathe Lukassek
 (DR)

Er betont den hohen Stellenwert der auf der Ehe zwischen Mann und Frau aufgebauten Familie für jede Gesellschaft. Daraus ergibt sich für ihn die Folgerung, dass Politik und Kirche die Familien in allen Lebenslagen unterstützen sollten.

Der Papst spricht von Familie als "unberührbares Heiligtum" und "Grundzelle jeder menschlichen Gemeinschaft". Gerne wiederholt er die Worte seines Vorgängers Johannes Paul II.: "Die Zukunft der Menschheit geht über die Familie!" Zugleich verurteilt er einen "deutlichen Niedergang der Familie", Untreue und Scheidungen. Auch auf vermeintliche Randthemen wie die Notwendigkeit von Familienzusammenführungen bei Migranten weist Benedikt XVI. hin; einmal rief er die Unterhaltungsindustrie auf, Familien mit "aufbauenden Beispielen" zu unterstützen.

"Die Familie: Arbeit und Fest"
Ein Heimspiel für den Papst war das Weltfamilientreffen 2006 in der spanischen 800.000-Einwohner-Stadt Valencia: Eine "Botschaft der Hoffnung" wolle er bringen, sagte er zur begeisterten Bevölkerung, würdigte Großeltern und bekräftigte die Unverzichtbarkeit der Familie. Im gesamten Stadtgebiet verfolgten rund 2,2 Millionen Menschen die Abschlussmesse; sahen zu, wie der Papst Kinder herzte, Hände schüttelte und positive Akzente setzte. Kritik zu den liberalen Reformen des damaligen Ministerpräsidenten Jose Zapatero überließ er anderen, vornehmlich den Bischöfen des Landes.

Ein aktuelles Thema liefert das jetzige Weltreffen in Mailand mit seinem Motto "Die Familie: Arbeit und Fest". In seinem Schreiben zu dem Treffen kritisierte Benedikt XVI., dass die Arbeitswelt der heutigen Gesellschaft zu sehr an Wettbewerb und Profit orientiert sei und dazu beitrage, "die Familie und die Gemeinschaft aufzulösen". Die Anforderungen der Arbeit und ihre Zeiten müssten mit denen der Familie zu vereinbaren sein. Erst Mitte Mai sprach er sich zum wiederholten Mal für den Sonntag als Ruhetag und als Gelegenheit, die Familienbande zu stärken, aus. Mehrfach forderte Benedikt XVI. von den Politikern auf seinem Bistumsgebiet den Ausbau von Kindergartenplätzen, damit Paare ihren Kinderwunsch nicht aus beruflichen Gründen aufschieben müssten.

Ablehnung der Ehe Homosexueller
Deutliche Mahnungen sprach der Papst stets auch vor Diplomaten aus. Vor dem österreichischen Botschafter kritisierte Benedikt vor einem Jahr Abtreibungen und eine Benachteiligung kinderreicher Familien. 2010 äußerte er vor dem damaligen deutschen Botschafter die Sorge über eine "wachsende Verdrängung des christlichen Verständnisses von Ehe und Familie aus dem gesellschaftlichen Bewusstsein". Gesetzesinitiativen, die andere Lebensmodelle aufwerteten, trügen zur "Aufweichung naturrechtlicher Prinzipien" und einer "Verschwommenheit der Wertvorstellungen" bei. In seiner Ablehnung der Ehe Homosexueller argumentierte Benedikt XVI. mit dem "fundamentalen Recht der Kinder": Diesem müsse Vorrang gegeben werden vor einem vermeintlichen Recht der Erwachsenen, ihrem Nachwuchs alternative Familienmodelle "aufzubürden".

Er tritt in diesem Fall derart gegen den Zeitgeist an, dass inzwischen in jedes Wort Benedikts XVI. für die Ehe zwischen Mann und Frau ein Angriff gegen Homosexuelle hineingelesen wird: Die Schlagzeile "Papst bezeichnet Homo-Ehe als Bedrohung für die Menschheit" nach der diesjährigen Rede an das Diplomatische Corps war ein prominentes Beispiel. Dabei hatte er betont, dass eine Politik, welche die Familie als Grundzelle der Gesellschaft gefährde, "die Würde des Menschen und die Zukunft der Menschheit selbst" bedrohe. Beispiele für so eine familienfeindliche Politik nannte der Papst nicht. Es bleibt abzuwarten, wie seine Worte zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Mailand aufgenommen werden.