Papst warnt Mediziner vor Grenzen der Forschung

Dienst am Menschen

Benedikt XVI. hat vor den Gefahren einer allein an wirtschaftlichem Nutzen und technischer Machbarkeit orientierten Wissenschaft gewarnt. Eine solche Mentalität führe zu einem "gefährlichen Missverhältnis" zwischen dem praktisch Möglichen und dem moralisch Erlaubten, sagte der Papst vor Medizinern in Rom.

 (DR)

Papst Benedikt XVI. hat am Donnerstag die Medizinische Fakultät der katholischen Universität Sacro Cuore in Rom besucht. Bekannt ist die akademische Einrichtung im Nordosten der italienischen Hauptstadt vor allem durch die angeschlossene Gemelli-Klinik, in der sich Papst Johannes Paul II. (1978-2005) mehrfach behandeln ließ. Anlass des Besuches war die Gründung der renommierten Fakultät vor 50 Jahren durch den Arzt und Franziskaner Agostino Gemelli (1878-1959).



In seiner Ansprache wandte sich Benedikt XVI. gegen eine allein am wirtschaftlichen Nutzen orientierte Wissenschaft. Die Forschung müsse stets ohne Einschränkungen dem Leben dienen, forderte der Papst vor Ärzten, Studenten und Pflegepersonal. Eine katholische Fakultät sei diesem Ziel in besonderer Weise verpflichtet. Begrüßt wurde der Papst von Kardinal Angelo Scola. In dessen Bistumsstadt Mailand befindet sich der Hauptsitz der katholischen Universität Sacro Cuore.



Von "technischer Effizienz" geblendet

Die vielfältigen Entdeckungen und neuen Technologien böten zwar durchaus Anlass zum Stolz, so Benedikt XVI. Zugleich hätten sie jedoch oft "beängstigende Kehrseiten". Der heutige Mensch sei von der "technischen Effizienz" häufig so geblendet, dass er darüber vergesse, die Frage nach dem umfassenderen Sinn seines Tuns zu stellen. Gott werde für irrelevant erklärt, so der Papst. Dies habe zu einer "Krise des Denkens" geführt, die mit einem verbreiteten Fortschrittsoptimismus einhergehe.



In der Gemelli-Klinik war Benedikt XVI. seit Pontifikatsbeginn bislang vier Mal, allerdings nicht als Patient. Im Sommer 2005 besuchte er dort seinen Bruder Georg Ratzinger (88) am Krankenbett, als diesem ein Herzschrittmacher eingesetzt wurde. Im November 2005 eröffnete der Papst das Akademische Jahr der Universität.



Im Januar 2010 besuchte Benedikt XVI. den französischen Kardinal Roger Etchegaray (89) in der Gemelli-Klinik. Dieser war während der Christmette im Petersdom gestürzt und hatte sich einen Beckenbruch zugezogen, als eine junge Schweizerin die Absperrungen überwand und auf den Papst zustürmte. Zuletzt verteilte Benedikt XVI. im Januar 2012 auf der Kinderstation Geschenke an kleine Patienten.