Präses Schneider würdigt "starkes ökumenisches Zeichen" des Papstes

"Ein Bruder in Christus"

Zum 85. Geburtstag von Papst Benedikt XVI. betont der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, die Gemeinsamkeiten mit dem katholischen Kirchenoberhaupt. Der erste Besuch eines Papstes an einer Wirkungsstätte des Reformators Martin Luther sei ein "starkes ökumenisches Zeichen", sagt Schneider im Interview.

 (DR)

KNA: Herr Präses Schneider, Papst Benedikt XVI. wird 85 Jahre alt. Was wünschen Sie ihm zum Geburtstag?

Schneider: Gottes Segen und Gottes Geleit für sein schweres Amt. Dann möchte ich ihm sagen, dass ich ihn als einen Bruder in Christus erlebt habe bei unserer Begegnung in Erfurt. Und dass meine Hoffnung ist, dass er unseren Weg auch in einem ökumenischen Geist weiterhin begleiten wird. Und dass er einstimmen kann in eine Vorstellung, die ich einmal mit Ökumene der Gaben bezeichnet habe.



KNA: Was waren für Sie die markantesten Punkte des bisherigen Pontifikats?

Schneider: Es steht mir nicht an, jetzt hier zu bilanzieren oder zu beurteilen. Ich will drei Dinge nennen, die ich sehr positiv bewerte. Es ist Benedikt XVI. zu danken, dass wir zur Gemeinsamen Erklärung über die Rechtfertigungslehre gekommen sind, da hat er 1999 an entscheidender Stelle als Kardinal Ratzinger noch für Bewegung gesorgt. Er ist der erste Papst, der eine Lutherstätte besucht hat, das war ein starkes ökumenisches Zeichen. Ich sehe auch mit großem Respekt, wie er mit den "dunklen Seiten" der römisch-katholischen Kirche umgeht, Stichwort: Missbrauch, dass er nun auch persönlich dafür eingetreten ist, dass es hier zu Klarheit kommt und zu deutlicher Aufarbeitung dieser schlimmen Geschichte.

Das sind schon Zeichen, die für die gesamte Kirche Jesu Christi wesentlich sind.



KNA: Welche inhaltlichen Akzente können Sie hervorheben?

Schneider: Ich freue mich darüber, dass wir große Gemeinsamkeiten haben in der Bestimmung der Aufgabe der Kirchen der Welt, Christus zu verkündigen. Wir treten aber auch ein für das gerechte Zusammenleben der Menschen auf dieser Welt und ringen immer wieder darum, dass Krieg und Gewalt nicht zur Lösung von Problemen eingesetzt wird, dass die Armen respektiert werden in der ihnen von Gott gegebenen Würde.



KNA: Was heißt das konkret?

Schneider: Das bedeutet, dass ihre fundamentalen Menschenrechte auf Essen, auf Trinken, Wohnen, auf Bildung, auf Teilhabe in der Gesellschaft respektiert werden und dass die unglaublich Reichen auch ein menschliches Maß für sich selber, ihre Wünsche und ihre Erwartungen finden. Da haben wir eine ganz große Übereinstimmung.

Das gehört mit zu den wichtigen Punkten seines Pontifikats. Seine erste Enzyklika "Deus Caritas" habe ich auch als ein starkes Zeichen erlebt. Denn das ist das Wichtige: dass wir der Welt zu verkündigen haben, dass Gott die Liebe ist, dass er sich seiner Schöpfung in Liebe weiterhin zuwendet und uns herausfordert, in einen Dienst der Liebe einzutreten.



Das Interview führte Norbert Zonker.



Hintergrund

Papst Benedikt XVI. in am späten Freitagnachmittag von seinem Sommersitz Castel Gandolfo in den Vatikan zurückgekehrt. Nach den umfangreichen Kar- und Osterliturgien hatte sich das Kirchenoberhaupt, das am Montag seinen 85. Geburtstag begeht, am vergangenen Sonntag zu einem kurzen Erholungsaufenthalt an seinen Amtssitz oberhalb des Albaner Sees begeben.



Seinen Geburtstag begeht der Papst am Montag als normalen Arbeitstag. Am Morgen feiert er gemeinsam mit den bayerischen Bischöfen sowie dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, in der Capella Paolina des Apostolischen Palastes einen Gottesdienst. Am Mittag empfängt er Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) zusammen mit einer hochrangigen Politikerdelegation in Audienz.