Klare Papst-Botschaften zum Auftakt der Reise nach Mexiko und Kuba

Absagen an Kommunismus und Drogenhandel

Bislang gab es nur Spekulationen über eine Begegnung, und ob die Castro-Brüder den Papst jetzt noch treffen wollen, ist fraglich: Benedikt XVI. sprach sich zu Beginn seiner Lateinamerika-Reise für eine behutsame Demokratisierung Kubas aus. Auch zu Problemen in Mexiko fand er deutliche Worte.

 (DR)

"Es ist heute offensichtlich, dass die marxistische Ideologie, wie sie einst formuliert wurde, keine Antworten mehr auf die Fragen der Gegenwart gibt", sagte der Papst am Freitag auf seinem Flug nach Mexiko. Mit der Regierung in Kuba habe die Kirche seit dem letzten Besuch eines Papstes vor 14 Jahren einen Weg der Zusammenarbeit und des Dialogs begonnen. Die Kirche wolle sich als Anwältin der Gewissens- und Religionsfreiheit weiter an einem konstruktiven Gespräch beteiligen.

Mit Blick auf Mexiko rief Benedikt XVI. zu einem entschiedenen Eintreten gegen Drogenhandel und Gewalt auf. Die Kirche müsse "das Übel entlarven", sagte er unter Verweis auf die Vergötzung des Geldes und falsche Versprechungen der Drogen. Dazu müsse die Kirche die Gewissen schärfen. Die Kirche sei "keine politische Macht, keine Partei, sondern eine moralische Instanz", sagte der Papst.

Erstmals mit Gehstock
Benedikt XVI. war am Freitagmorgen zu seiner sechstägigen Reise nach Mexiko und Kuba aufgebrochen. Für 23.30 Uhr deutscher Zeit wird er in Leo erwartet, der Hauptstadt des Bundesstaates Guanajuato. Am Samstagabend (Ortszeit) trifft er dort mit Staatspräsident Felipe Calderon zusammen; anschließend richtet er einen Gruß an Kinder. Höhepunkt des Aufenthaltes in Mexiko ist eine Messe unter freiem Himmel, die domradio.de ab 18 Uhr am Sonntag live überträgt. Dazu werden rund 750.000 Menschen erwartet. Am Montag setzt er seinen Besuch in Kuba fort. Es ist die 23. Auslandsreise des Papstes.

Erstmals benutzte Benedikt XVI., der am 16. April 85 Jahre alt wird, auf dem Weg zum Flugzeug einen Gehstock. Zuletzt hatte er sich auch bei Gottesdiensten im Petersdom einer fahrbaren Plattform bedient.

Proteste im Vorfeld
Im Vorfeld der Reise riefen mehrere renommierte Menschenrechtler den Papst auf, sich in Lateinamerika und besonders auf Kuba für das Schicksal politischer Gefangener stark zu machen. Entsprechende Appelle veröffentlichten etwa die Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu und Lech Walesa sowie der Prager Weihbischof Vaclav Maly. Am Vortag des Besuches kam es in Mexiko-Stadt zu Protesten. Demonstranten warfen dem Papst vor, Missbrauchsfälle in der mexikanischen Kirche gedeckt zu haben. Zugleich kritisierten sie die ihrer Meinung nach zu hohen Kosten der Visite.

Während seines Fluges rief Benedikt XVI. zu einer Neubelebung des Glaubens in Lateinamerika auf. Es gebe dort eine "gewisse Schizophrenie zwischen privater und öffentlicher Moral". Auch viele Katholiken, die privat als Gläubige lebten, verfolgten im öffentlichen Leben Ziele, die mit christlichen Werten nicht vereinbar seien.

Presseschau
Mit unterschiedlichen Erwartungen sieht die mexikanische Presse dem Besuch von Papst Benedikt XVI. entgegen. Durchweg alle großen Tageszeitungen berichten in ausführlichen Specials über den viertägigen Aufenthalt im zentralmexikanischen Bundesstaat Guanajuato.

Die Zeitung "Milenio" sieht den Papst in einer derzeit "polemischen Phase" nach Mexiko kommen. Benedikt XVI. treffe auf ein Land, das sich in einer Debatte über eine Verfassungsreform befinde und mitten im Wahlkampf stecke. Zudem überschatteten unbeachtete Missbrauchsvorwürfe gegen den Ordensgründer der Legionäre Christi, Marcial Maciel Degollado, die Reise, meint "Milenio". Auf der Titelseite zitiert das Blatt aus einer Umfrage: "72 Prozent der Mexikaner hoffen, dass der Papst über die Unsicherheit im Lande spricht." Mit einem großen "Bienvenido" auf der Titelseite begrüßt "El Sol de Leon", die führende Lokalzeitung in der Gastgeberstadt, den Papst.

In Kuba halten sich die staatlichen Medien noch mit einer inhaltlichen Auseinandersetzung zum am Montag beginnenden Papstbesuch zurück. Über die Ankunft des "päpstlichen Krokodils" informiert das staatlich kontrollierte Internetportal "Cubadebate". Das Reptil, das Benedikt XVI. im Januar bei einer Audienz in Rom vorgeführt wurde, wurde an diesem Freitag als "Artenschutzbotschafter" in seiner Heimat zurückerwartet.