Papst Benedikt XVI. fordert einen effektiven Schutz von Missbrauchsopfern

Erneuerung auf allen Ebenen

Papst Benedikt XVI. hat angesichts sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Kleriker eine "tiefe Erneuerung der Kirche auf allen Ebenen" gefordert. Die Sorge um die Opfer müsse ein Hauptanliegen der katholischen Kirche sein.

 (DR)

Zudem gelte es eine "wirksame Kultur von Schutzmaßnahmen und Opferunterstützung" zu fördern, betonte das Oberhaupt am Montagabend in seinem Grußwort zur Eröffnung des dreitägigen internationalen Kongresses der Päpstlichen Universität Gregoriana über Missbrauch. Der Papst bezeichnete den Schutz der Opfer als oberste Priorität im Umgang mit den Übergriffen.



Missbrauch in der Kirche erfordere eine "energische Kultur des effektiven Schutzes und der Unterstützung der Opfer", heißt es in der von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone unterzeichneten Grußadresse an die Konferenzteilnehmer. Darin äußert Benedikt die Hoffnung, dass das Symposion dazu beitragen werde, eine christlichen Ansprüchen genügende Antwort auf die "Tragödie des Kindsmissbrauchs" zu finden.



An der Tagung nehmen 220 Vertreter von 110 nationalen Bischofskonferenzen sowie 34 Ordensobere teil. Aus Deutschland sind der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, und der Münchener Kardinal Reinhard Marx dabei. Die Veranstaltung steht unter dem Titel "Auf dem Weg zur Heilung und Erneuerung".



Zusammenarbeit mit Behörden gefordert

Kardinal Levada rief die Bischofskonferenzen weltweit zu mehr Eigeninitiative beim Erstellen von Richtlinien im Umgang mit sexuellem Missbrauch auf. Viele Konferenzen hätten schon eigene Normen erlassen, beispielsweise die USA, Deutschland, Frankreich, Südafrika und Australien. Oft seien sie aber erst in Reaktion auf die Aufdeckung skandalöser Fälle durch die Medien entstanden, so Levada.



Die Kirche müsse bei der Aufklärung mit zivilen Behörden zusammenarbeiten, unterstrich der Kardinal, bei dessen Kongregation auch die kirchenrechtliche Strafverfolgung angesiedelt ist. Das Beichtgeheimnis müsse aber weiterhin unantastbar bleiben. Seelsorgliche Aufgabe der Kirche sei es, den Opfern zuzuhören und sie zu begleiten. Ein persönliches Beispiel habe Benedikt XVI. durch seine Treffen mit Missbrauchsopfern während verschiedener Auslandsreisen gegeben.



Angemessene Ausbildung künftiger Priester

Zum Schutz Minderjähriger müsse die Kirche ihre Mitarbeiter schulen und für das Thema stärker sensibilisieren, sagte Levada. Zugleich müsse sie Eltern und Kinder über sexuellen Missbrauch in der Gesellschaft aufklären. Der Kardinal forderte eine angemessene Ausbildung künftiger Priester. Vor allem beim Wechsel von Priesteramtskandidaten in andere Diözesen sei Aufmerksamkeit geboten.



Seit 2001 seien bei seiner Behörde 4.000 Fälle sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen gemeldet worden, sagte Levada. Dies mache deutlich, dass eine nur kirchenrechtliche Antwort unangemessen sei. Neben Normen für straffällige Kleriker gehe es auch um den bestmöglichen Beistand für Opfer, Förderung von Kinderschutzprogrammen und die Ausbildung von künftigen Priestern.



Bußgottesdienst für Missbrauchsopfer

Am Abend haben in einem von stillem Ernst geprägten Bußgottesdienst die Bischöfe aus aller Welt für die Opfer von sexuellem Missbrauch durch katholische Kleriker gebetet. Die Zeremonie in der Jesuitenkirche Sant"Ignazio war ein emotionaler Höhepunkt des viertägigen Kongresses. Der kanadische Kurienkardinal Marc Ouellet, Präfekt der Bischofskongregation, leitete den Gottesdienst.



Der Bußgottesdienst in der römischen Altstadtkirche begann mit 15 Minuten in Stille und Dunkelheit. In anschließenden Fürbitten baten sieben Vertreter von Gruppen, die in Missbrauch verstrickt waren - darunter ein Lehrer, ein Bischof, ein Ordensmann, ein Elternteil - um Vergebung für ihre Taten: "Vergib uns Herr, und habe Gnade mit uns". Zum Abschluss baten Opfer um göttliche Hilfe, um vergeben zu können.