Papst Benedikt XVI. wünscht Einheit der Christen

Mehr als nur Nettigkeit

Die fehlende Einheit der Christen gefährdet nach den Worten von Papst Benedikt XVI. die Glaubwürdigkeit des Christentums insgesamt. Wenn alle Christen gemeinsam das Evangelium Jesu verkündeten, wäre die Verbreitung der christlichen Botschaft erfolgreicher, sagte der Papst bei der Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan.

 (DR)

Zwar seien die Gemeinsamkeiten bei fundamentalen Glaubenswahrheiten größer als die Unterschiede zwischen den Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften. Es blieben jedoch weiterhin "Spaltungen" bestehen, die "Verwirrung und Misstrauen auslösen". Diese beträfen auch praktische und ethische Fragen, sagte der Papst.



Ökumene sei "nicht einfach Nettigkeit und Zusammenarbeit", hob Benedikt XVI. hervor. Sie benötige vielmehr einen tiefen Glauben an Gott. Jeder einzelne Christ sei für die Ökumene verantwortlich. Auch über die Gebetswoche hinaus sollte das Bitten um Einheit zum festen Bestandteil der Gebetspraxis aller Gläubigen werden. Christen sollten sich stets bewusst sein, dass sie die Einheit nicht selbst erwirken könnten, sondern um sie bitten müssten, so Benedikt XVI.



Anlass der Äußerungen war die Gebetswoche für die Einheit der Christen, die am Mittwoch begonnen hat. Die Gebetswoche entstand 1908 in den USA. Auf Anregung des anglikanischen Priesters Paul Wattson fand in Graymor im Bundesstaat New York eine erste sogenannte Gebetsoktav für die Einheit der Christen statt. Wattson war auch Begründer der späteren katholischen Ordensgemeinschaft der Society of the Atonement (Gesellschaft der Sühne). Die Gebetswoche breitete sich zunächst vor allem in der katholischen Kirche aus.



Seit 1968 werden die Texte und Themen gemeinsam von einer internationalen Arbeitsgruppe erarbeitet, die sich aus Vertretern des Ökumenischen Rates der Kirchen und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen zusammensetzt. Als Vorlage dient ein Entwurf, der jedes Jahr aus einem anderen Land stammt. In diesem Jahr wurde er von den Kirchen in Polen erarbeitet.



Im Worlaut: Die gesamte Katechese des Papstes auf Deutsch--
Heute beginnt die Gebetswoche für die Einheit der Christen, in der jedes Jahr Christen aller Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften um die Gabe bitten, für die der Herr während des Letzten Abendmahls gebetet hat, wo er sagte: "Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns eins sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast (Joh 17,21). Die Gebetswoche will uns zu Bewusstsein bringen, dass die Einheit, nach der wir streben, nicht von uns selber erwirkt werden kann, das ein Geschenk ist, das wir empfangen und um das wir immer wieder bitten müssen. In diesem Jahr lautet das Leitwort der Gebetswoche "Wir werden alle verwandelt werden durch den Sieg Jesu Christi, unseres Herrn" (vgl. 1 Kor 15,51-58) und der Nachdruck liegt auf Verwandlung. Glaube verwandelt und Verwandlung allein kann Einheit wirken. Christus zeigt seinen Weg des Sieges, der anders ist, als der Sieg der Welt. Er ist nicht durch Macht und Gewalt errungen, es ist ein Sieg, der unter dem Zeichen steht "Wer der Erste sein will, soll der Letzte sein und der Diener von allen" (Mk 9,35). Für uns ist Chrisus selbst, mit seinem demütigen Dienen, seiner Hingabe und seinem Leiden und Auferstehen der wirkliche Ausdruck des Sieges. Am Ostermorgen leuchtet der Sieg der Liebe über den Tod auf. Und wir erhalten daran Anteil, wenn wir uns von ihm in dieser Richtung umwandeln lassen. Einheit erfordert demnach Umwandlung, das heißt von uns her gesehen Umkehr, Bekehrung, eine immerwährende Bekehrung, sowohl persönlich, wie gemeinschaftlich. Und es ist nicht einfach Nettigkeit, Zusammenarbeit, sondern benötigt den tiefen Glauben an Gott, der uns aus uns selbst herausreißt und ihm ähnlich macht. Glauben an Jesus Christus, der einer von uns geworden ist, bedeutet, dass wir Ihm ähnlich werden können und dann eins werden. In das neue Leben in Christus eintreten, das ist der Sieg Christi, das ist unsere Verwandlung und das schafft Einheit. --
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Von Herzen grüße ich alle deutschsprachigen Pilger, heute besonders eine Delegation von österreichischen Pfarrgemeinderatsmitgliedern in Begleitung von Bischof Alois Schwarz, außerdem eine Gruppe katholischer Ordensschwestern, sowie eine Delegation der Mainzer Ranzengarde. Herzlich willkommen! Beten wir in dieser Woche um die Einheit aller Christen, damit das gemeinsame Zeugnis, die Solidarität und die Zusammenarbeit wachse und wir dann wirklich dem Tag entgegengehen dürfen, an dem wir miteinander den von den Aposteln überlieferten Glauben bekennen und die Sakramente der Umgestaltung in Christus feiern dürfen. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.--