Der künftige Kardinal Woelki im Interview

"Damit gar nicht gerechnet"

Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, doch jetzt wurde es früher offiziell als erwartet: Wie fast alle seine Amtsvorgänger nach dem Zweiten Weltkrieg wird auch der neue Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki Kardinal. In einem ersten Interview spricht er mit domradio.de, dem Sender seines Heimatbistums, über die freudige Nachricht.

 (DR)

domradio.de: Wie geht es Ihnen jetzt, stoßen Sie heute Abend noch an auf diese Ernennung?

Woelki: Wir haben heute Abend hier in Berlin, wo ja kein Feiertag ist, die heilige Messe. Die werden wir bei uns in der Kathedrale feiern und anschließend ist das Jahrestreffen zwischen dem Domkapitel und dem Berliner Theologiestudierenden, den Berliner Priesteramtskandidaten vorgesehen. Es war ohnehin geplant, dass wir dann gemütlich zusammensitzen, in Austausch treten, dass wir uns ein bisschen kennenlernen, gegenseitig beschnuppern und sicherlich dabei auch was essen und trinken. Ich vermute mal, dass dann auch auf die Ernennung angestoßen wird.



domradio. de: Es ist ja so, dass Sie im Juni erst von Papst Benedikt XVI. zum neuen Erzbischof von Berlin  ernannt wurden, vorher waren Sie Weihbischof hier bei uns in Köln. Im Herbst wurden Sie dann neuer Caritasbischof in der Bischofskonferenz und jetzt Kardinal. Das ist ein Aufstieg in Rekordzeit, geht Ihnen das eigentlich manchmal ein bisschen zu schnell?  

Woelki: Ja, ich hätte damit jetzt auch gar nicht gerechnet! Ich habe auch gedacht, Du bist doch gerade erst drei, vier Monate hier in Berlin. Es war ja in der Presse auch zu lesen, dass ganz viele Diözesen darauf warten, dass Ihr Ortsbischof zum Kardinal erhoben wird. Also: Ich hatte damit ehrlich gesagt gar nicht gerechnet, und es kommt in der Tat alles sehr, sehr schnell und auch für mich ein wenig überraschend.  



domradio.de: Können Sie das denn verarbeiten?  

Woelki: Ja, was heißt verarbeiten? Ich würde sagen, es ist ja nicht nur jetzt etwas, was mit Blick auf meine Person geschieht, sondern ich sehe eigentlich in dieser Ernennung auch eine Würdigung unseres Erzbistums. Ich sehe eine Anerkennung und Würdigung Berlins als Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland darin. Ich sehe darin auch eine Würdigung insgesamt der ganzen deutschen Kirche. Also insofern will ich mich persönlich da gar nicht so sehr wichtig nehmen oder in den Vordergrund stellen. Das ist sicherlich eine vielschichtige Angelegenheit eine solche Ernennung.  



domradio.de: Berlin ist ja traditioneller Kardinalssitz neben München und Köln und auch Ihre Vorgänger sind Kardinäle gewesen. Kann man da sagen, dass diese Ernennung zu erwarten war?  

Woelki: Das hat man immer gesagt, die Frage ist natürlich: Wann zu erwarten? Es wird nach diesem Konsistorium sicher auch weitere Konsistorien geben, es hätte ja auch in gut erst in anderthalb Jahren oder in zwei Jahren erfolgen können. Ich freue mich, dass es jetzt gleich gekommen ist, ich freue mich, dass mich dieser Heilige Vater zum Kardinal erhoben hat. Nicht zuletzt eben deshalb, weil uns eben unsere Herkunft als Deutsche verbindet und ich ihn von selber auch als Jugendlicher kennenlernen durfte, als wir mit unserer Jugendgruppe in Rom waren und er noch als Kardinal in der Glaubenskongregation arbeitete. Als er dann Donnerstagmorgens noch die heilige Messe  feierte, da sind wir uns schon mal begegnet. Ich durfte ihn damals begrüßen im Namen der Jugendgruppe. Ich habe eine innere Verbindung zu ihm, die über das, was er als Theologe geleistet hat, auch hinausgeht. Insofern ist es für mich natürlich eine besondere Freude, jetzt durch ihn auch diese Ernennung erhalten zu haben.  



domradio.de: Das Konsistorium haben Sie eben schon erwähnt, also die offizielle Einführung, die dann im Februar in Rom sein wird. Wissen Sie da schon etwas über den Ablauf?  

Woelki: Nein, ehrlich gesagt nicht genau. Ich habe nur gehört, dass wohl am Samstagmorgen das eigentliche Konsistorium stattfindet im Rahmen eines Wortgottesdienstes mit der Überreichung des Kardinalsbiretts. Am Sonntag ist dann die Heilige Messe der neuen  Kardinäle und der anderen Kardinäle, die angereist sind zu diesem Ereignis mit dem Heiligen Vater. Uund in diesem Gottesdienst am Sonntag wird der Papst dann den neuen Kardinälen den Kardinalsring überreichen.



domradio.de: Als Kardinal gehören Sie dann auch zu den engsten Beratern des Papstes und übernehmen dann auch für die Weltkirche mehr Verantwortung. Sie werden auch beim nächsten Konklave zur Papstwahl dabei sein, das ist ja ein ganz besonderer Moment. Was bedeutet das für Sie?  

Woelki: Das ist natürlich eine besondere Verantwortung, die einem damit aufgebürdet wird. Verantwortung nicht nur für eine Diözese, sondern eben für die Universalkirche. Ich hoffe, dass ich mit dem, was ich dann zu tun habe und was ich dann in einer solchen Stunde sicherlich  zu sagen habe vor Gott, meiner Verantwortung gerecht werden kann.  



domradio.de: Wird sich in Ihrem Leben als Bischof jetzt was verändern Ihrer Meinung nach durch diese Ernennung?  

Woelki: Zunächst einmal glaube ich, dass sich natürlich durch die Ernennung wahrscheinlich eine Reihe weiterer Verpflichtungen ergeben werden, die die Universalkirche betreffen. Normalerweise gehören Kardinäle ja auch bestimmten Kongregationen an. Das wird dann sicherlich nach dem Konsistorium durch den Heiligen Vater veröffentlicht werden. Also, das muss man mal abwarten. Es ist sicherlich mit dieser Ernennung verbunden, dass der eine oder andere Romaufenthalt jetzt in Zukunft für mich anstehen wird.  



domradio. de: Es gibt ein Thema, das müssen wir jetzt kurz ansprechen. Sie werden nämlich der jüngste Kardinal der Welt sein. Was heißt das für Sie?  

Woelki: Ich freu mich, dass ich verjüngend auf dieses Kollegium wirke. 55 Jahre habe ich bereits auch hinter mir und gelebt, und ich bin damit sicherlich auch nicht mehr einer der Jüngsten. Ich freue mich, dass ich jetzt sozusagen noch mal als Kleiner da anfangen darf in dieser Runde und jetzt noch mal der Jüngste sein darf. Dieses Privileg kommt ja nicht allen dann zu, je nachdem, in welchen gesellschaftlichen Gruppen oder Kreisen man sich so aufhält, da noch mal der Jüngste sein zu dürfen.  



domradio.de: Dann wünschen wir vom domradio ganz viel Erfolg! Der Erzbischof von Berlin , Rainer Maria Woelki ist heute von Papst Benedikt XVI. zum Kardinal ernannt worden. Ich danke Ihnen herzlich für das Gespräch.  

Woelki: Gern geschehen, schöne Grüße an alle!     

Das Interview führte Uta Vorbrodt.