Papst Benedikt XVI. fordert kirchliche Standards auch für andere Institutionen

Kirche als Vorbild im Umgang mit Missbrauch

Bei einer Audienz für amerikanische Bischöfe hat Papst Benedikt XVI. am Samstag für alle öffentlichen Institutionen die gleichen hohen Maßstäbe im Umgang mit sexuellem Missbrauch gefordert. Nicht nur die katholische Kirche solle dazu angehalten werden, sagte der Papst, der den Kindesmissbrauch als Geißel der Gesellschaft verurteilte.

 (DR)

Das Vorgehen der katholischen Kirche gegen sexuellen Missbrauch kann nach den Worten Benedikts XVI. ein Vorbild für die gesamte Gesellschaft sein. "Es ist meine Hoffnung, dass die ernsthaften Anstrengungen der Kirche, sich dieser Wirklichkeit zu stellen, der Gesellschaft insgesamt hilft, Fälle sexuellen Missbrauchs in ihrem wahren Ausmaß und ihren verheerenden Folgen zu erkennen", sagte der Papst am Samstag vor US-amerikanischen Bischöfen.



Der Papst äußerte sich zudem besorgt über wachsende Schwierigkeiten, den christlichen Glauben in einem säkularisierten Umfeld zu praktizieren. Die Gläubigen seien oft mit Einwänden, aufrührerischen Fragen und dem Zynismus einer Gesellschaft konfrontiert, die ihre Wurzeln verloren habe. Dies mache eine Verkündigung des Evangeliums auf neuen Wegen in christlich geprägten Ländern umso dringlicher, sagte Benedikt XVI.



Ein Teil der US- amerikanischen Bischöfe hält sich gegenwärtig zu seinem in der Regel etwa alle fünf Jahre fälligen Ad-limina-Besuch in Rom auf. Die Bischöfe erstatten dem Papst und der römische Kurie Bericht über die Lage ihrer Ortskirchen.



Verfall der intellektuellen, kulturellen und moralischen Fundamente der Gesellschaft

Die gegenwärtigen tiefgreifenden wirtschaftlichen und politischen Veränderungen seien ein besonders geeigneter Moment, um Menschen für die katholische Kirche zu gewinnen, hob Benedikt XVI. hervor. Es gebe eine wachsende Zahl von Personen unterschiedlicher religiöser und politischer Überzeugungen, die sich um die Zukunft der demokratischen Gemeinwesen sorgten. Diese Gruppe registriere mit Bedauern einen Verfall der intellektuellen, kulturellen und moralischen Fundamente der Gesellschaft. In dieser Situation könnten Christen mit ihrem Eintreten für Moral und Wahrheit sowie ihrer Botschaft der Hoffnung in besonderer Weise überzeugen.



Er sei im Jahr 2008 in die Vereinigten Staaten gereist, um sich ein persönliches Bild von den Leiden der Missbrauchsopfer zu machen, führte der Papst in seiner Ansprache weiter aus. Zugleich habe er die "ehrenvollen Bemühungen" in Augenschein nehmen wollen, die zum Schutz der Kinder sowie zu "einem angemessenen und transparenten" Umgang mit Missbrauchsvorwürfen unternommen würden.