Mit einem Festgottesdienst endet die Benin-Reise von Benedikt XVI.

Der Papst sieht in Afrika neue Chancen

Mit einer Botschaft der Hoffnung und der Versöhnung hat Papst Benedikt XVI. am Sonntag seinen Besuch im westafrikanischen Benin beendet. Die Kirche müsse das neue Gesicht Afrikas gestalten. Die Richtschnur dafür heiße Versöhnung, betonte er in dem neuen Grundsatzdokument für die Kirche Afrikas.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Der Papst in Benin (KNA)
Der Papst in Benin / ( KNA )

Das Papier überreichte er am Sonntagmittag im "Stadion der Freundschaft" von Cotonou feierlich den Kirchen Afrikas. Es war ein turbulenter Besuch bei einer jungen, dynamischen Ortskirche. Zwar war der Anlass der 22. Auslandsreise von Benedikt XVI. beinahe ein Pflichttermin: Nachdem die Bischofssynode über Afrika im Oktober 2009 drei Wochen lang in Rom getagt hatte, wollte der Papst das Ergebnis in Afrika selbst vorstellen.



Doch Benedikt XVI. nutzte den Besuch für mehr. In dem jahrzehntelang von Kriegen und Hunger gepeinigten Kontinent suchte er ausdrucksstarke Begegnungen und Gesten, um Zeichen der Hoffnung zu setzen.



Roadmap für den Kurs der Kirche Afrikas

Mit seiner Reise wollte Benedikt XVI. Afrika in ein anderes Licht rücken. Während der Kontinent lange Zeit politisch, wirtschaftlich und sozial als Inbegriff aller Probleme galt, sprach der Papst nun von einem "Kontinent der Hoffnung und der Zukunft". Afrika habe mehr als Vorurteile, Missachtung und Besserwisserei verdient. Es besitze ein enormes Potenzial an Schätzen und vor allem an Menschlichkeit, die man nicht einfach ausbeuten, sondern sorgfältig nutzen und fördern sollte. Indirekt ging er damit auch auf die neue Wahrnehmung Afrikas als Rohstofflieferant und als ein künftiger Markt ein, der im Zeitalter der Globalisierung neue Chancen, aber auch neue Risiken birgt.



Mit dem Lehrschreiben "Africae munus" hat Benedikt XVI. eine Art Roadmap für den Kurs der katholischen Kirche Afrikas in den nächsten Jahrzehnten vorgelegt. Es ist ein Papier voller Vorschläge und Empfehlungen zu Selbstverständnis, Organisation und Aktionsmöglichkeiten der rund 180 Millionen Katholiken des Kontinents. Über weite Strecken ist das 150-seitige-Dokument eine Fortschreibung der katholischen Soziallehre auf afrikanische Gegebenheiten hin. Es fordert gerechte Regierungsformen, Entwicklungschancen, Natur- und Lebensschutz sowie Solidarität. Es behandelt Fragen von Bildung und Gesundheit, einschließlich des Aids-Problems. Dieses lasse sich nicht nur medizinisch und pharmazeutisch lösen, sondern setze vor allem eine Verhaltensänderung voraus.



Weit mehr als ein Routinetermin

Der Papst nutzte seinen zweiten Afrikabesuch auch zur direkten Ansprache an die Machthaber des Kontinents, die nach den Revolutionen in Nordafrika weniger fest im Sattel sitzen. Der Papst sparte nicht mit harten Worten: Schuld an den Konflikten und Skandalen sind Machtstreben und wirtschaftspolitische Interessen, die die Würde des Menschen und der Natur missachteten. Derzeit gebe es auch in Afrika "zu viele Skandale und Ungerechtigkeiten, zu viel Korruption und Gier, zu viel Verachtung und Lüge, zu viel Gewalt, die zu Elend und Tod führt". Und er mündete in den Appell: "Beraubt eure Völker nicht der Hoffnung! Schneidet ihnen nicht die Zukunft ab, indem ihr ihnen die Gegenwart verstümmelt! Nehmt auf ethischer Grundlage mutig eure Verantwortung wahr."



Bei der Afrikareise des Papstes war vieles anders als bei bisherigen Auslandsbesuchen: Ein anderer Kontinent mit anderen Mentalitäten, anderem Klima, anderen Problemen. Das tropisch-heiße Klima machte dem 84-jährigen Kirchenoberhaupt zu schaffen. Aber der begeisterte Empfang der Gläubigen entschädigte ihn dafür. Insbesondere die Begegnung mit Kindern in einer Sozialeinrichtung der Mutter-Teresa-Schwestern von Cotonou bereitete ihm sichtlich Freude.



Die 22. Auslandsreise Benedikts XVI. wurde so weit mehr als ein Routinetermin. Es war die Begegnung mit einer vitalen Ortskirche, die sich über den Besuch des Kirchenoberhaupts freute, der ihr Ermutigung und gesellschaftliche Aufwertung bedeutete. Zudem empfahl der Papst ihnen ihren Landsmann, den römischen Kurienkardinal Bernardin Gantin (1922-2008), als großes Vorbild. Mancher spekuliert über die Einleitung eines Seligsprechungsverfahrens. Dann hätte die Kirche Afrikas einen neuen Patron für ihren Weg in die Zukunft.

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