Papst warnt vor kurzfristigem Erfolgsdenken

Zurück im Vatikan

Papst Benedikt XVI. hat nach dreimonatiger Abwesenheit den Angelus auf dem Petersplatz gebetet. Er rief die Gläubigen dazu auf, sich nicht aus persönlichem Stolz und Egoismus Gott gegenüber zu verschließen.

 (DR)

Gott habe seine Pläne mit den Menschen, auf die diese jedoch oft mit Zurückweisung reagierten, sagte er am Sonntag . Am Samstagnachmittag war das Kirchenoberhaupt von seinem Sommersitz Castel Gandolfo nach Rom zurückgekehrt.

Papst: Nicht nur auf schnellen Erfolg setzen
Vor mehreren Zehntausend Gläubigen warnte der Papst die Christen davor, nur auf schnellen Erfolg des eigenen Tuns zu setzen. Wichtiger sei die "geduldige Verfügbarkeit für Gottes Handeln", betonte er unter Hinweis auf das Sonntagsevangelium mit den Bildreden vom Weinberg. "Die Frucht braucht Zeit, um zu reifen, und manchmal sehen wir gar nicht, was Gott mit uns wirken will", fügte Benedikt XVI. hinzu.

Anders als in früheren Jahren hatte der Papst im Juli auf den klassischen Bergurlaub in den norditalienischen Alpen verzichtet. Unterbrochen wurde der Aufenthalt in der päpstlichen Sommer-Villa Castel Gandolfo oberhalb des Albaner Sees durch drei Reisen: zum Weltjugendtag nach Madrid Mitte August, zum nationalen Eucharistischen Kongress Anfang September nach Ancona und vergangene Woche nach Deutschland.

Nach der Rückkehr des Papstes wird es in Castel Gandolfo wieder ruhig. Während der drei Sommermonate waren jeden Sonntag Tausende Pilger in die südöstlich von Rom gelegene Kleinstadt gekommen, mitunter auch mittwochs, wenn Benedikt XVI. seine Generalaudienz im Innenhof seines Palais gab. Mit dem Papst kehren auch die vatikanischen Sicherheitsleute, das Geschwader der Schweizergarde und die Angestellten der Gendarmerie in den Vatikan zurück.

Spekulationen über neue Enzyklika zum Glaube
Benedikt XVI. hatte den ersten Teil seines Sommeraufenthalts in Castel Gandolfo zur Erholung genutzt. Zugleich hat er die Arbeiten am dritten Teil seines Jesus-Buchs - über die Kindheitsgeschichte Jesu - fortgesetzt. Rätselraten gibt es, ob er in dieser Zeit auch an einer neuen Enzyklika gearbeitet hat. Es heißt, der Papst plane ein größeres Lehrschreiben zum Thema "Glaube", nachdem er bereits Texte über die beiden anderen Kardinaltugenden - Hoffnung und Liebe - vorgelegt hat. Diese Enzyklika - es wäre nach dem Sozial-Schreiben seine vierte - könnte mit Blick auf das Jubiläum des Zweiten Vatikanischen Konzils 2012 erscheinen. - Am 11. Oktober 1962 hatte Johannes XXIII. das Konzil eröffnet. Spekuliert wird in Rom weiter über ein Vorbereitungsjahr der Kirche zum 50. Jahrestag des Konzilsbeginns.

Ab Montag nimmt der Papst im Vatikan wieder sein volles Arbeitsprogramm auf. Kommenden Sonntag reist er zu einem Pastoralbesuch in die süditalienische Region Kalabrien, am 16.
Oktober steht eine große Messe zur Neuevangelisierung auf seinem Programm, und wiederum eine Woche später will er eine Heiligsprechungsmesse feiern. Die nächste Auslandsreise führt ihn vom 18. bis 20. November ins westafrikanische Benin, wo er das Schlussdokument der Bischofssynode für Afrika von 2009 veröffentlichen will.