Benedikt XVI. macht 30.000 Jugendlichen Mut - die schönsten Bilder

"Wir sind wieder Papst!"

Papst Benedikt XVI. hat die Jugendlichen vor Technikgläubigkeit und falschen Ideologien gewarnt. Die Welt werde trotz technischer Fortschritte letztlich nicht besser, mahnte der Papst am Samstag bei einem Abendgebet mit Jugendlichen in Freiburg.

 (DR)

Immer noch gebe es "Krieg und Terror, Hunger und Krankheit, bittere Armut und erbarmungslose Unterdrückung", sagte das Kirchenoberhaupt vor rund 30.000 Menschen auf dem Freiburger Messegelände.



Jubel brandet auf, Fähnchen werden geschwenkt, als Papst Benedikt XVI. am Samstagabend zum Sonnenuntergang den großen Altar auf dem Freiburger Messegelände betritt. Rund 30.000 Jugendliche haben dort stundenlang ausgeharrt, ein Warm-up-Programm mit Vorbands absolviert, um mit "ihrem" Papst - dem Hauptact sozusagen - eine Jugendvigil zu feiern. Sofort erschallen wieder die "Benedetto"-Rufe: Auftakt zu einem stimmungsvollen Nachtgebet.



Seine Zuhörer rief Benedikt XVI. auf, gegen das Böse zu kämpfen und nicht an der eigenen Schwäche zu verzweifeln. Jesus Christus fordere keine Glanzleistungen, "sondern möchte, dass Sein Licht in euch scheint". Weiter rief er zu Optimismus auf: "Christus achtet nicht so sehr darauf, wie oft wir im Leben straucheln, sondern wie oft wir wieder aufstehn." Auch jene, die sich in der Geschichte als "Lichtbringer" verstanden hätten, "ohne aber von Christus, dem einzigen wahren Licht entzündet zu sein", hätten kein Paradies erschaffen, so der Papst weiter. Stattdessen seien die selbst ernannten Heilsbringer verantwortlich gewesen für Diktaturen, "in denen selbst der kleinste Funke wahrer Menschlichkeit erstickt wurde".



Mit Nachdruck erinnerte der Papst die Jugendlichen an die Existenz des Bösen. "In unserem eigenen Herzen gibt es die Neigung zum Bösen, den Egoismus, den Neid, die Aggression." Wie ein "dumpfer Nebel" lege sich die "Schwerfälligkeit, das Gute zu wollen und zu tun" auch auf die Kirche. Der Schaden der Kirche komme "nicht von ihren Gegnern, sondern von den lauen Christen".



"Lasst es zu, dass Christus in euch brennt, auch wenn das manchmal Opfer und Verzicht bedeutet", rief der Papst den Jugendlichen zu. Er vertraue darauf, dass sie und viele andere junge Menschen in Deutschland Leuchten der Hoffnung werden.



Tausende Kerzen in der Dunkelheit

Jugendliche aus kirchlichen Verbänden hatten zuvor bei der Vigil von der christlichen Überzeugung berichtet, mit der sie sich engagierten. Dabei benannten sie Heilige als Vorbilder. Sie trugen Schalen zum Papst, der ein Feuer darin entzündete - in Erinnerung an das biblische Wort Jesu Christi "Ihr seid das Licht der Welt". Am Ende schwenkten die Jugendliche Tausende Kerzen in der Dunkelheit.



"Das ist alles total spannend", sagt die 20-jährige Carina aus Münster, die mit einer Gruppe von Messdienern nach Freiburg gereist ist - der dritten Station des viertägigen Papstbesuches in Deutschland. Sie erwarte sich nicht allzuviel vom Papst und dem, was er zu sagen hat. "Ich bin hier wegen der Atmosphäre. Der Papst ist halt mal was anderes", gibt sie offen zu.



So ähnlich wie Carina sehen es auch viele andere Jugendliche. Benedikt ist für sie eher ein Popstar, weniger eine moralische Instanz, nach deren Vorgaben sie leben müssen. Die seelsorgerliche Arbeit der Kirche empfinden sie dennoch mehrheitlich als Halt.



Umfrage unter Jugendlichen

Das kommt auch bei einer Umfrage zutage, die kurz vor dem Nachtgebet stattfindet. Die Jugendlichen müssen Fragen, die von der Bühne per Lautsprecher gestellt werden, mit dem Hochhalten von roten oder grünen Luftstäben beantworten: Rot bedeutet Nein, grün Ja.



Dabei kommt nicht viel Neues heraus: Dass Geschiedene und Wiederverheiratete von der Kommunion ausgeschlossen und Homosexuelle geächtet werden oder Frauen keine Priester werden dürfen - da sehen die Jugendlichen einhellig rot. Genauso wie bei der Frage, ob sie sich mit ihrer Lebensführung am Papst orientieren - heraus kommt ein klares Nein. Auch der Unterschied zwischen katholisch und evangelisch spielt für die Mehrheit der Jugendlichen keine Rolle. Dafür ist das Gebet für sie wichtig, sie sehen sich darin mit Gott verbunden.



"Wir sind wieder Papst!"

"Der Papst gehört zur Kirche. Er ist die bedeutendste Institution, an die man sonst nicht rankommt", sagt Tamara aus Frankfurt. Dennoch sei auch sie nicht damit einverstanden, dass der Papst gegen Verhütung sei und Abtreibungen strikt verbiete. Die Lust am Feiern lässt sie sich aber dann doch nicht nehmen. "Ich wollte unbedingt nach Freiburg kommen, um einen deutschen Papst in Deutschland zu erleben. Das ist doch einmalig", erzählt die 21-jährige Messdienerin begeistert. Außerdem wolle sie nach dem Weltjugendtag 2005 in Köln wieder mit Gleichgesinnten zusammenkommen.



"Ich habe den Papst heute morgen zehn Sekunden im Papamobil gesehen", schwärmt der 14-jährige Moritz Pohl. Und das sei schon gigantisch gewesen. "Aber jetzt sehe ich ihn ja zum Glück länger", sagt er strahlend während der Jugendvigil. Ein anderer Junge weiter vorne schreit, als befände er sich im Fußballstadion: "Benedikt hier! Wir sind wieder Papst!"



Mit der Vigil ging der dritte Tag des Deutschlandbesuchs von Benedikt XVI. zu Ende. Auf dem Freiburger Messegelände brannten zehntausende Lichter, um zu zeigen, dass Jesus als "Licht der Welt" die Finsternis erhellt.



Benedikt XVI. wird danach ins Freiburger Priesterseminar zurückkehren. Im Collegium Borromaeum wird er ein bescheidenes Zimmer beziehen. "Der Papst wird so wohnen, wie wir auch sonst unsere Gäste unterbringen", sagte Michael Gerber, der das Priesterseminar leitet.



Gottesdienstlicher Höhepunkt mit Sonntagsmesse

Der Sonntag, der letzte Tag des offiziellen Papstbesuchs in Deutschland, beginnt für Benedikt XVI. mit dem gottesdienstlichen Höhepunkt der Reise: einer großen Messe auf dem Flugplatzgelände am Stadtrand von Freiburg. Über Monaten hinweg liefen dafür die Vorbereitungen. 20 Meter hoch ist die Altarbühne, es gibt ein eigens errichteten Glockenturm und 5.000 Tannenholzbänke. Rund 100.000 Gläubige aus ganz Deutschland werden erwarten. Die liturgischen Texte sind jene des 26. Sonntags im Jahreskreis, Lesejahr A. Als Eucharistisches Hochgebet wird der Text I ("Der Römische Kanon") mit der Präfation "für die Sonntage I" (Ostergeheimnis und Gottesvolk) verwendet. Zum Schluss der Heiligen Messe betet der Papst mit den Gläubigen den Angelus und spendet den Apostolischen Segen.



Am Rest des Tages dürfte die jüngste Dialoginitiative der deutschen Kirche im Mittelpunkt stehen. Beim Mittagessen mit Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz kann sich der Papst mit Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz darüber persönlich austauschen.



Grundsatzrede in Freiburg zum christlichen Engagement in der Gesellschaft

Am Nachmittag setzt Benedikt XVI. sein Gesprächsprogramm fort. Im Priesterseminar begegnet er Richtern des Bundesverfassungsgerichts. Danach zieht der Papst weiter ins Freiburger Konzerthaus. Hier trifft er mit in Kirche und Gesellschaft engagierten Katholiken zusammen. Es wird eine Grundsatzrede erwartet.



Die 21. Auslandsreise von Papst Benedikt XVI. endet mit einer Abschiedszeremonie am Flughafen Lahr. Bundespräsident Wulff reist dazu an. Für 19.15 Uhr ist der Abflug nach Rom vorgesehen.



Erzbischof Zollitsch ist davon überzeugt, dass der Papstbesuch nicht bloß ein mediales Megaevent bleibt, sondern vielmehr nachhaltige, spirituelle Stärkung bringen wird. "Benedikt XVI. wird uns Mut zusprechen, den Weg in die Zukunft in Vertrauen auf Gott gemeinsam zu gehen."