Die Kirchen erklären nach dem Papsttreffen den Stand ihres Dialogs

Und ewig lockt die Ökumene-Debatte

In das Erfurter Treffen wurden im Vorfeld große Erwartungen gesetzt: Doch Benedikt XVI. wollte kein "Gastgeschenk" verteilen. Hat der Papst der Ökumene eine Absage erteilt, wie jetzt schon zu lesen ist? "Ich bin nicht enttäuscht", sagt der EKD-Vorsitzende Schneider im domradio.de-Interview.

 (DR)

Der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, würdigte die ökumenische Begegnung des Papstes mit der Evangelischen Kirche in Deutschland positiv. Der Papst habe dabei die evangelische und katholische Kirche ermutigt, auf den erreichten Gemeinsamkeiten aufzubauen, sagte Koch nach dem Treffen am Freitag in Erfurt. Auch habe das Oberhaupt der katholischen Kirche sich dankbar für die in der Vergangenheit gewachsenen Gemeinsamkeiten gezeigt. Der vatikanische Ökumene-Minister hob hervor, dass der Papst mit den Repräsentanten in Erfurt zusammengetroffen sei und man gemeinsam gebetet habe: "Das Gebet ist die Seele der Ökumene."



Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, verteidigte das Ausbleiben konkreter Vereinbarungen. Der Papst sei nicht mit fertigen Lösungen gekommen. "Er hat uns gesagt, was unsere Aufgabe ist", fügte der Erzbischof hinzu. Damit habe er von Anfang an gerechnet. Der Wert des Treffens habe in seiner Symbolkraft gelegen, sagte Zollitsch. Der Papst hatte sich am zweiten Tag seines Besuchs in Deutschland an einer frühen Wirkungsstätte des Reformators Martin Luther (1483-1546) mit den Protestanten getroffen.



Schneider: Unser Herz brennt nach mehr

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, mahnte nach dem Ökumene-Gipfel mit Papst Benedikt XVI. in Erfurt weitere Fortschritte im Dialog der christlichen Kirchen an. "Unser Herz brennt nach mehr. Und das war heute zu spüren". Wichtige Fragen müssten geklärt werden: "Da müssen wir ran", sagte der oberste Repräsentant der rund 24 Millionen Protestanten in Deutschland.



Während die Vertreter der EKD bei der Begegnung im Erfurter Augustinerkloster einige der theologischen Differenzen angesprochen hatten, hatte Benedikt XVI. vor allem die Gemeinsamkeiten herausgestellt und den Reformator Martin Luther (1483-1546) als Theologen gewürdigt. Auf ökumenische Streitfragen wie ein gemeinsames Abendmahl oder den Umgang mit konfessionsverschiedenen Ehepaaren ging das Oberhaupt der katholischen Kirche nicht ein. Das Treffen der beiden christlichen Kirchen an der frühen Wirkungsstätte Luthers galt als ein Höhepunkt des viertägigen Papstbesuches in Deutschland.



Am zweiten Tag seines Deutschlandbesuchs hatte Papst Benedikt XVI. in Erfurt das Glaubenszeugnis des Reformators Martin Luther gewürdigt, zugleich aber die Hoffnungen auf schnelle Fortschritte in der Ökumene gedämpft. Er appellierte im Erfurter Augustinerkloster an die Kirchen, in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft ein gemeinsames Zeugnis des Glaubens zu geben und sich für den Schutz der Menschenwürde einzusetzen. Das sei die wichtigste ökumenische Aufgabe.

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