Benedikt XVI. wird mit Begeisterung in Freiburg empfangen

Eine Weltpremiere

Als letzte Station seiner Deutschlandreise besucht Papst Benedikt XVI. heute Freiburg. Nach Freiburg sei er gekommen, "um mit euch gemeinsam zu beten, das Wort Gottes zu verkünden und die Eucharistie zu feiern", sagte der Papst auf dem Münsterplatz. Der 84-Jährige rief die Gläubigen zum Gebet auf, "dass diese Tage fruchtbar werden".

 (DR)

Zum Auftakt seines Freiburg-Besuchs hat Papst Benedikt XVI. das Freiburger Münster besucht. In der vollbesetzten gotischen Kathedrale hielt das Kirchenoberhaupt bei Orgelspiel und Chorgesang eine kurze Andacht und betete das traditionelle mittägliche Angelus-Gebet, den "Engel des Herrn". Anschließend trug er sich in die Goldenen Bücher des Landes und der Stadt ein.



Auf dem Freiburger Münsterplatz begrüßte das Kirchenoberhaupt die Bevölkerung. Er erinnerte an das Motto seiner Deutschlandreise "Wo Gott ist, da ist Zukunft". Er sei gekommen, um die Christen in Deutschland zu stärken und mit ihnen Gottesdienst zu feiern. In Gott sei "unsere Zukunft gesichert, er schenkt unserem Leben Sinn und kann es zur Fülle führen".



Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch hieß den Papst willkommen. "Nach mehr als 1.600 Jahren Christentum am Oberrhein besucht zum ersten Mal ein Papst Freiburg. Zollitsch erinnerte zugleich daran, dass Joseph Ratzinger Stadt und Erzbistum Freiburg schon seit langem kenne und bereits beim Freiburger Katholikentag 1978 darauf verwiesen habe, dass Gott selbst die Menschen trage, in ihrer Mitte sei und "uns Zukunft und Hoffnung schenkt".



Abweichend vom Manuskript seiner Rede betonte der Papst, Zollitsch habe ihn so sehr gedrängt, nach Freiburg zu kommen, dass er nicht anders habe entscheiden können. Ministerpräsident Winfried Kretschmann überreichte dem Papst eine von einem baden-württembergischen Traditionshersteller produzierte Armbanduhr. Oberbürgermeister Dieter Salomon überreichte eine Silberschale mit eingelassener Solarzelle, die für die Freiburger historische Silbertradition und neue, typische Technologien der Stadt steht.



Der Papst war zuvor am Mittag mit dem Papamobil durch die Altstadt gefahren. Auf der rund 700 Meter langen Strecke zum Freiburger Münster, die Benedikt XVI. unter dem Geläut der Kirchenglocken zurücklegte, wurde er nach Polizeiangaben von mehr als 20.000 Menschen begrüßt. 2.000 weitere empfingen das Kirchenoberhaupt auf dem Münsterplatz.



Der erste Papst in Freiburg

Auf der Fahrt zum Münster begrüßten 60 Trachtenträger aus ganz Baden-Württemberg mit einem Ehrenspalier den Papst. "Für uns ist das ein ganz besonderer Moment, dass wir dem Papst die Vielfalt und den Reichtum der Trachten aus ganz Baden-Württemberg zeigen können", sagte Trachtenträger Horst Dauenhauer. Unter den Trachten waren etwa eine Trägerin des roten Bollenhuts und der sogenannte Simonswälder Uhrenträger, der auf einer Holzkraxe 40 für den Schwarzwald typische Uhren präsentierte.



Zuvor war die Maschine der Flugbereitschaft der Bundeswehr bei strahlendem Sonnenschein auf dem ehemaligen Militärflughafen Lahr gelandet. Das Kirchenoberhaupt wurde am dritten Tag seiner Deutschlandreise von Kretschmann (Grüne) und Zollitsch sowie dem Lahrer Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller empfangen. Auch Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) und der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sowie Vertreter des Freiburger Domkapitels begrüßten das Kirchenoberhaupt. Rund 100 Kinder bereiteten Benedikt XVI. im Ehrengastbereich des "Black Forest Airport" einen herzlichen Empfang.



Benedikt XVI. ist der erste Papst, der Freiburg besucht. Mit seinen zwei Millionen Katholiken gehört das Erzbistum Freiburg zu den größten der 27 Diözesen in Deutschland. Gastgeber ist Erzbischof Zollitsch, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Zum Auftakt des Besuchs kam es zu einem kurzen privaten Gespräch zwischen dem Papst, Kretschmann und Zollitsch. Anschließend fuhr der Konvoi des Papstes mit mehr als 60 Limousinen über die gesperrte Autobahn A5 bis Freiburg. Vorneweg fuhren 15 Polizei-Motorräder. Hubschrauber der Bundespolizei eskortierten den Papst-Konvoi. Für den Papstbesuch sind die Bächle der Freiburger Altstadt am Wochenende größtenteils trockengelegt worden. In einigen Wasserrinnen finden sich stattdessen Kabel für die TV-Übertragungen.



Treffen mit Orthodoxen

Am Nachmittag stand ein Treffen an, dass sich Benedikt XVI. gewünscht hatte: Er traf Altbundeskanzler Helmut Kohl (CDU) im Freiburger Priesterseminar. Kohl war zwar schon mal mit Joseph Ratzinger zusammengetroffen, aber mit Papst Benedikt XVI. hat er noch nie ein Wort gewechselt.



Im Anschluss traf sich Papst Benedikt XVI. im Freiburger Priesterseminar mit Vertretern der orthodoxen Kirche in Deutschland. Dabei würdigte er die Gemeinsamkeiten zwischen der römisch-katholischen Kirche und der Orthodoxie. "Unter den christlichen Kirchen und Gemeinschaften steht uns die Orthodoxie am nächsten; Katholiken und Orthodoxe haben beide altkirchliche Struktur", sagte Benedikt XVI. laut Manuskript bei der nicht öffentlichen Zusammenkunft. Dies lasse hoffen, dass der Tag nicht mehr fern sei, an dem beide Kirchen wieder gemeinsam Eucharistie feiern können. Allerdings müssten zur Wiederherstellung der vollen Einheit weiter theologische Differenzen geklärt werden, insbesondere beim Thema der Stellung des Papstes.



Benedikt XVI. lobte das gemeinsame Glaubenszeugnis der Christen, darunter das der Orthodoxen, in einer Zeit, in der nicht wenige Menschen das öffentliche Leben von Gott "befreien" wollten. Besonders erwähnte der Papst das gemeinsame Eintreten für den Schutz des menschlichen Lebens von seiner Empfängnis bis zu seinem natürlichen Tod sowie für den Wert von Ehe und Familie. Für die Christen sei es ein wichtiges Anliegen, die "Einzigartigkeit der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau vor jeglicher Missdeutung zu schützen".

Der Papst hob hervor, dass er seit seiner Zeit als Bonner Professor und dann besonders als Erzbischof von München und Freising durch persönliche Freundschaften "die Orthodoxie immer tiefer kennen- und liebengelernt" habe. Mit Interesse und Sympathie verfolge er die Entwicklung der orthodoxen Gemeinden in Westeuropa. Die 1,6 Millionen orthodoxen und orientalischen Christen in Deutschland seien ein fester Bestandteil der Gesellschaft geworden. Der Papst begrüßte die Intensivierung der panorthodoxen Zusammenarbeit und die Bildung von Bischofskonferenzen, darunter die im vorigen Jahr erfolgte Gründung der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD).



Deren Vorsitzender, Metropolit Augoustinos von Deutschland, verwies in seinem Grußwort auf die Verehrung der Gottesmutter, die katholische und orthodoxe Kirche verbinde. Es habe "also nichts mit Frauenfeindlichkeit zu tun, wenn unsere heutige Begegnung - im Gegensatz zu Ihren ökumenischen Terminen der vergangenen Tage - eine Begegnung nur unter Männern ist", sagte Augoustinos. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Dr.Robert Zollitsch, dankte dem Papst, dass der bei seinem Deutschlandbesuch "der Ökumene einen so breiten Raum" gebe. Die katholische Kirche wisse sich den orthodoxen und den orientalischen Kirchen "durch das hohe Maß an Gemeinsamkeiten in Fragen des Glaubens und der Ethik verbunden".






Mehr zum Thema