Das Reiseprogramm von Papst Benedikt XVI. im Bistum Erfurt

Symbolik in der Diaspora

Station in der Diaspora: Papst Benedikt XVI. setzt seinen Deutschlandbesuch im Bistum Erfurt fort. Am Tag des Papstbesuches werden rund 100.000 Gäste in Erfurt erwartet, das ist rund die halbe Einwohnerzahl der Stadt. Eine Herausforderung für die Organisatoren und die vielen freiwilligen Helfer.

 (DR)

Ökumene im Blick

Morgens noch in Berlin und am Vormittag schon in Erfurt: Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) heißt Papst Benedikt XVI. auf dem Flughafengelände willkommen. Die Symbolik der Papstreise nach Thüringen könne nicht oft genug gewürdigt werden, sagte die protestantische Theologin im Vorfeld des Papstbesuches. Ohne Zweifel werde der Papstbesuch die ökumenische Bewegung stärken. "Ich sehe aber in dem Besuch von Benedikt XVI. im Freistaat auch die Chance, dass besonders die vielen Menschen ohne kirchliche Bindungen einmal innehalten und sich mit Themen befassen, die wir als christliche Werte bezeichnen", so Lieberknecht.



Die Thüringen-Visite beginnt mit einem Besuch des Domes St. Marien zu Erfurt. Rund 156.000 Katholiken leben in der Diözese Erfurt, das sind weniger als zehn Prozent der Bevölkerung. "Wenn etwas zu den Aufgaben eines Petrus-Nachfolgers gehört, dann ist es die Stärkung im Glauben", sagte der Erfurter Bischof Joachim Wanke zu seinen Erwartungen an den Papstbesuch im domradio.de-Interview. "Er soll uns Mut machen, auch in dieser offenen, liberalen Zeit mit ihren Herausforderungen, auch klares Profil zu zeigen. Dort erwarte ich mir ein Wort der Ermutigung und der Glaubensstärkung."  Er geht davon aus, dass Benedikt XVI. die Christen in Ostdeutschland dafür loben wird, wie stark sie zur Wende von 1989 beigetragen haben.



Treffen mit EKD-Spitze im Augustinerkloster

Nach dem Besuch des Doms steht ein Gespräch mit der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland im Augustinerkloster an. Der Papst hatte sich das Treffen gewünscht und das Besuchsprogramm entsprechend ändern lassen. Obgleich große ökumenische Schritte nicht zu erwarten sind, gilt das Treffen im Augustinerkloster als Höhepunkt des Deutschlandbesuches des Papstes. In dem Kloster lebte der spätere Reformator Martin Luther noch als katholischer Mönch. "Ich hoffe sehr, dass wir in Erfurt einen klaren Akzent setzen, der deutlich macht, dass uns mehr verbindet als uns trennt", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider.



Es sind Begegnung zweier Delegationen mit je 20 katholischen und evangelischen Repräsentanten geplant und einem anschließenden ökumenischen Gottesdienst in der Augustinerkirche. Die Predigt des Papstes werden 300 geladene Gäste vor Ort verfolgen, darunter auch Bundeskanzlerin Merkel und Bundespräsident Wulff.



Marienvesper im Eichsfeld

Nach einem Mittagessen mit dem Päpstlichen Gefolge im katholischen Priesterseminar in Erfurt macht Benedikt XVI. noch einen abendlichen Abstecher ins katholische Eichsfeld. Mit dem Hubschrauber fliegt er nach Etzelsbach. Am Wallfahrtsort wird er eine Marienvesper halten. Die Vesper (von lat. vespera = Abend) ist der abendliche Teil des Stundengebetes der katholischen Kirche. Wichtige Elemente sind die alttestamentarischen Psalmen sowie Gesänge und Lesungen aus dem Neuen Testament. Bei einer Marianischen Vesper, wie sie im Marien-Wallfahrtsort Etzelsbach in Thüringen gefeiert wird, schließt das Gebet mit einem Mariengesang ab. Dazu zählen beispielsweise der Hymnus "Ave maris stella", das "Magnificat" sowie die Gesänge "Regina Caeli" oder "Salve Regina". Rund 60.000 Einlasskarten wurden für die Vesper mit Papst Benedikt XVI. im Eichsfeld bereits vergeben. Das Bistum erklärte, es werde kein Pilger abgewiesen, dank der Größe des Pilgerfeldes hätten auch Kurzentschlossene die Möglichkeit ohne Karte mitzufeiern.



Die Nacht verbringt Benedikt XVI. im Erfurter Priesterseminar. Das Erfurter Priesterseminar wurde 1952 als einzige Ausbildungsstätte für den katholischen Priesternachwuchs in der DDR gegründet.  1972 hatte der damalige Regensburger Theologieprofessor Joseph Ratzinger hier bereits Station gemacht.



Erfurt-Besuch endet mit großer Messe auf dem Domplatz

Bischof Wanke bezeichnete den Papstbesuch als "Jahrtausendereignis" für sein Bistum. Mit 28.000 vergebenen Karten ist die Messe vor dem Erfurter Dom am Samstagmorgen ausgebucht. Die Pilger dürfen bereits ab vier Uhr auf den Domplatz, fünf Stunden vor Beginn des Gottesdienstes. Rund 2.100 Helfer sind bei den Papst-Messen in Erfurt und Etzelsbach im Einsatz. Für die Messe auf dem Domplatz wurde eigens eine Bühne konstruiert, die den Grundriss des Hohen Chors des Erfurter Doms aufgreift und eine Fläche von 425 Quadratmetern umfasst. Im "Papamobil" wird Benedikt XVI. vom nahegelegenen Priesterseminar zur Messe gefahren. Die Messe wird zu Ehren der heiligen Elisabeth von Thüringen gefeiert. Sie ist die Patronin des Bistums.



Nach der Messe geht es für den Papst in den Südwesten Deutschlands.