Informationen rund um die Apostolische Reise nach Deutschland

"Wo Gott ist, da ist Zukunft"

Für den Besuch von Papst Benedikt XVI. in der Bundesrepublik Deutschland wurde als Motto ein Wort gewählt, das der Heilige Vater während seines Besuches im österreichischen Marienwallfahrtsort Mariazell im Jahr 2007 geprägt hat: "Wo Gott ist, da ist Zukunft".

 (DR)

Mit dem Motto rücken zwei zentrale Themen in den Blickpunkt des Besuches von Papst Benedikt XVI. in Deutschland, die ähnlich den Brennpunkten einer El­lipse die Schwerpunkte der Begegnung zwischen dem Hirten der Universalkirche mit der Ortskirche wie auch mit der Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutsch­land bilden: die Frage nach Gott und die Frage nach der Zukunft.



Papst Benedikt XVI. reist bei seiner Apostolischen Reise in die Bundesrepublik Deutschland in ein Land, das von Alters her christlich geprägt ist. Zunächst fand innerhalb der Grenzen des Römischen Reiches der christliche Glaube seit dem 4. Jahrhundert seinen Weg hierher. Später hat besonders die Missionsarbeit der iro-schottischen Wandermönche im 6./7. Jahrhundert die Glaubensverkündigung noch einmal gefestigt.

Papst Benedikt XVI. reist aber auch in das Land, das bis heute geprägt ist durch die Kirchenspaltung in der Folge der Reformation im 16. Jahrhundert. So begegnet der Heilige Vater Christen zweier Konfessionen, die sich trotz aller Gemeinsamkeiten auf unterschiedliche Wei­se dafür einsetzen, den christlichen Glauben zu leben und zu bezeugen.



Der Besuch des Papstes führt ihn auch in das Land, von dem im 20. Jahrhundert der Zweite Weltkrieg aus­ging. Die Diktatur des Nationalsozialismus beherrschte Deutschland von 1933 bis 1945. 1949 wurde der west­liche Teil Deutschlands ein demokratisches Land, das von da an als Bundesrepublik Deutschland seinen aner­kannten Platz in der Völkergemeinschaft gefunden hat. Der östliche Landesteil, die Deutsche Demokratische Republik, wurde unter kommunistische Herrschaft ge­stellt.



Dank des segensreichen Wirkens des seligen Papstes Johannes Paul II. und der Bemühungen zahlreicher Verantwortlicher in den Staaten und Gesellschaften des Ostens und des Westen kam es zur politischen Wende im Osten Deutschlands und im Osten Europas. Hier­zu haben nicht zuletzt die Bevölkerung und vor allem die Christen beider Konfessionen durch eine friedliche Revolution beigetragen. Sichtbares Zeichen der politi­schen Wende ist der Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989. Durch sie wurde 1990 die deutsche Wiederver­einigung möglich, Berlin wurde wieder zur deutschen Hauptstadt.



Heute leben in der Bundesrepublik Deutschland nicht nur Menschen, die hier geboren wurden und die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Bereits in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts begann eine Zuwanderung von Arbeitnehmern aus Süd-und Südosteuropa nach Deutschland. Seitdem gehören immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund zur Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland. Mit ih­nen kamen auch nicht-christliche Religionen in dieses Land, vor allem der Islam.



Auf diesem Hintergrund der gesamtgesellschaftli­chen Situation sind die Ökumene und der Dialog mit den anderen Religionen und Kulturen sowie das Bemü­hen um ein sozialverträgliches Miteinander wichtige Herausforderungen für die Katholische Kirche auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland.



Auch wenn das Grundgesetz von seinen Vätern im christlichen Geist verfasst worden ist, hat sich seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland ein fort­schreitender Prozess der Säkularisierung eingestellt. Diese Entwicklung der Entchristlichung, die ganz Deutschland betrifft, wurde durch die Wiedervereini­gung von Ost- und Westdeutschland noch einmal ver­stärkt, da der größte Teil der Bevölkerung der ehemali­gen DDR auf Grund der kommunistischen Herrschaft im Geist des Atheismus erzogen und geprägt worden ist. Die große Mehrheit im Osten Deutschlands ist nicht getauft und hat die Botschaft von Jesus Christus, dem einzigen und universalen Erlöser der Menschheit, noch nicht angenommen. Die Verkündigung des Evangeli­ums ist daher eine der wichtigsten Aufgaben und Her­ausforderungen für die römisch-katholische Kirche in diesem Land.



Umso bedeutender ist, dass das Motto der Apostoli­schen Reise von Papst Benedikt XVI. in die Bundesre­publik Deutschland lautet: "Wo Gott ist, da ist Zukunft". Diese Aussage des Heiligen Vaters besitzt Gültigkeit für alle Menschen, seien sie Christen oder Nichtchristen. Weil Gott die Zukunft ist, ist die Zukunft des Einzelnen wie die der Gesellschaft keine anonyme Macht, kein ab­straktes Prinzip, kein unvermeidliches Schicksal, son­dern das Ziel eines Weges in das Leben mit Gott hinein. Es gibt allen gegenteiligen Auffassungen zum Trotz eine Zukunft: Gott. Seinen bildlichen Ausdruck .ndet dies im Logo des Papstbesuches. Auf ihm ist die Gemeinschaft der Gläubigen zu sehen, die sich auf dem ansteigenden Weg zu Jesus Christus, dem einzigen Sohn Gottes hin be.ndet, der vergegenwärtigt wird durch das hoch auf­ragende Kreuz. Die Schar der Gläubigen ist auf diesem Weg geeint in der katholischen Kirche, die vom Nach­folger des Apostels Petrus und von den Bischöfen in Ge­meinschaft mit ihm geleitet und geführt wird (vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche "Lumen Gentium", Nr. 8)



Das Logo erklärt somit sinnbildlich: Die Kirche in Deutschland ist mit dem Papst und den Bischöfen auf dem Weg in die Zukunft Gottes. Damit verbunden ist der Wille, von diesem Weg in die Zukunft vor den Men­schen in diesem Land Zeugnis abzulegen. Somit soll das Motto der Apostolischen Reise die Menschen, denen Papst Benedikt XVI. begegnet, auch in ihrem Handeln motivieren. Gott zählt für die Zukunft des Menschen und der Welt auf den Menschen. Gott will die Zukunft durch den Menschen gestalten. Gerade die Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus und dem Kommunismus haben deutlich gezeigt, dass eine Gesell­schafts- wie eine Lebensordnung ohne Gott keine Zu­kunft hat. Umso mehr soll durch die Apostolische Reise Papst Benedikts XVI. das Bewusstsein geschärft werden, dass es für seine Bewohner im Blick auf die Gestaltung der Zukunft der Bundesrepublik Deutschland um "eine Verantwortung vor Gott und den Menschen" geht.



Der Besuch des Heiligen Vaters will dazu beitragen, dass die Gottesfrage in der Gesellschaft wach gehalten und die Antwort des christlichen Glaubens neu zur Gel­tung gebracht werden. Diese Aufgabe zählt der Papst selbst zu den wichtigsten Aufträgen seines eigenen Dienstes.



Die Stationen der Apostolischen Reise

Die Apostolische Reise führt Papst Benedikt XVI. in drei Diözesen in der Bundesrepublik Deutschland. Zuerst wird der Heilige Vater die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland und damit das Erzbistum Berlin besuchen. Nach dem Amtsverzicht und Tod von Kardinal Georg Sterzinsky hat der Heilige Vater Dr. Rai­ner Maria Woelki zum Erzbischof von Berlin ernannt. Er wurde am 27. August 2011 in sein Amt eingeführt.



Das Erzbistum Berlin liegt auf dem Gebiet der ehe­maligen Bistümer Brandenburg, Havelberg, Kammin und Lebus. Es wurde 1930 als Suffraganbistum des Erzbistums Breslau errichtet. In der Folge des zweiten Weltkriegs wurden in den polnischen Teilen Pommerns eigene Bistümer gegründet. Heute umfasst die Diözese, die am 8. Juli 1994 zur Erzdiözese erhoben wurde, das Land Berlin, den größeren Teil des Landes Brandenburg sowie Vorpommern.



Brandenburg und Pommern wurde durch die zwei Missionsreisen des heiligen Bischofs Otto von Bamberg (1124/28) christianisiert. Im Jahr 1540 wurde Branden­burg in der Folge der Reformation protestantisch. Der erste katholische Gottesdienst nach der Reformation wurde 1680 in Berlin gefeiert. Mit der Weihe der St. Hedwigs-Kirche 1773 unter Friedrich II. kehrte die ka­tholische Kirche sichtbar nach Brandenburg/Preußen zurück.



In der Zeit des Nationalsozialismus kam in Berlin der Konflikt zwischen christlichem Bekenntnis und na­tionalsozialistischer Ideologie besonders zum Tragen. Der von Johannes Paul II. im Berliner Olympiastadion selig gesprochene Dompropst Bernhard Lichtenberg steht dafür beispielhaft: sein Gebet "für die verfolgten Juden" brachte ihn ins Gefängnis, auf dem Weg ins Konzentrationslager Dachau verstarb er am 5. Novem­ber 1943.



Mit der Teilung Deutschlands war auch das Bistum Berlin geteilt. Mit dem Mauerbau 1961 wurden Ge­meinden getrennt und gewachsene Strukturen willkür­lich zerstört. Allen Schwierigkeiten und Widerständen zum Trotz hielt Kardinal Alfred Bengsch an der Einheit des Bistums fest. Mit der Öffnung der Berliner Mauer im Jahr 1989 setzte der Prozess der Wiedervereinigung auch im geteilten Bistum ein. 1996 besuchte der seli­ge Papst Johannes Paul II. das wiedervereinigte Erzbi­stum. Sein Appell vor dem Brandenburger Tor: "Löscht den Geist nicht aus! Haltet dieses Tor geöffnet für Euch und alle Menschen!" ist vielen Christen in Berlin eine Verpflichtung geblieben.



Patrone des Erzbistums Berlin sind der heilige Pe­trus und der heilige Bischof Otto von Bamberg. Die St. Hedwigs-Kathedrale ist die Bischofskirche des Erzbi­schofs von Berlin. Die zweite Station seiner Apostolischen Reise wird Papst Benedikt XVI. in das ostdeutsche Bistum Erfurt führen. Hier wird der Papst sowohl die Bischofsstadt Erfurt wie auch den marianischen Wallfahrtsort Et­zelsbach besuchen. Das Bistum Erfurt, das nach dem Fall der Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland erst 1994 errichtet wurde, wird seit dieser Zeit durch Bischof Dr. Joachim Wanke geleitet.



Im Jahr 742 wurde schon einmal ein Bistum Erfurt durch den hl. Bonifatius gründet, das jedoch nur we­nige Jahre Bestand hatte. Heute umfasst das Bistum das Thüringer Stammgebiet mit dem Thüringer Wald im Süden und dem Eichsfeld im Westen. Nach Osten begrenzen Saale und Unstrut, nach Norden Helme und Harz das Bistum. Um 755 wurde das erste Bistum Er­furt jedoch wieder aufgelöst und in das Bistum Mainz eingegliedert. Diesem gehörte es 1000 Jahre an. 1929/30 wurden mit der Neuordnung durch das Preußische Konkordat thüringische Teilgebiete den Bistümern Ful­da und Würzburg zugeordnet. Mit dem Jahr 1953 wur­den Formen kirchlicher Organisation auf dem Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik aufgebaut und seit 1974 wurde die katholische Kirche im Thürin­ger Raum von einem Apostolischen Administrator des Bischöflichen Amtes Erfurt-Meiningen geleitet. Am 8. Juli 1994 wird das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen zum Bistum Erfurt erhoben.



Patronin des Bistums Erfurt ist die heilige Elisabeth von Thüringen und Mitpatrone sind der heilige Boni­fatius und der heilige Kilian. Der St. Marien-Dom auf dem Domberg in Erfurt ist heute die Bischofskirche.

Zum Bistum Erfurt gehört auch der kleine Marienwall­fahrtsort Etzelsbach. Er liegt zwischen den Gemeinden Steinbach und Hundeshagen im thüringischen Eichsfeld. Wohl seit dem 15. Jahrhundert befindet sich in Etzelsbach ein Gotteshaus, in dem eine aus dem 16. Jahrhundert stammende Pieta als Gnadenbild verehrt wird.



Eine besondere Bedeutung innerhalb der Apostoli­schen Reise des Papstes kommt auf eigenen Wunsch Benedikts XVI. dem Besuch des evangelischen Augusti­nerklosters in Erfurt zu und damit der Begegnung mit den evangelischen Christen in Deutschland. Seit dem Jahr 1266 gibt es an der Stelle des heutigen Augustiner­klosters, das 1277 errichtet wurde, eine Niederlassung der Augustiner-Eremiten. Bedeutsam wurde das Kloster durch die zu ihm gehörende Schule und ab dem 14. Jahrhundert durch den Aufbau der klostereigenen Bibliothek. In den Jahren von 1505 bis 1511 gehörte der Mönch und spätere Reformator Martin Luther dem Konvent an. 1507 wurde er in Erfurt zum Priester ge­weiht und zelebrierte am 2. Mai 1507 seine erste heilige Messe am Altar der Augustinerkirche. 1525 wurde das Kloster in den Auseinandersetzungen der Reformation durch die evangelische St. Johannesgemeinde in Besitz genommen. Seit 1994 ist das Augustinerkloster Dienstsitz der Propstei Erfurt-Nordhausen. Heute wird das Gebäude als geistliches Bildungs- und Begegnungszen­trum genutzt.



Im Kapitelsaal des Augustinerklosters trifft der Heilige Vater mit Vertretern der Evangelischen Kirche Deutsch­lands (EKD) zu einem geistlichen Gedankenaustausch zusammen und steht im Anschluss daran zusammen mit dem Vorsitzenden des Rates der EKD, Präses Nikolaus Schneider, einem Ökumenischen Gottesdienst in der zum Kloster gehörenden Augustinerkirche vor.



Die dritte und letzte Station seiner Apostolischen Reise führt Papst Benedikt XVI. in das Erzbistum Frei­burg. Dieses wird seit dem Jahr 2003 durch Erzbischof Dr. Robert Zollitsch geleitet, der seit dem Jahr 2008 zugleich auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonfe­renz ist.



Bereits im 6./7. Jahrhundert kamen die Mönche Fri­dolin, Landolin, Trudpert und Gallus als erste Glaubensboten zu den Alemannen an den Rhein und den Boden­see. Die Klöster Säckingen und Schuttern sind wohl die frühesten Gründungen auf dem Gebiet des heutigen Erzbistums. Zu diesen bedeutenden Stätten muss auch die Klostergründung des Wanderbischofs Pirmin, die um das Jahr 724 auf der Bodenseeinsel Reichenau vor­genommen wurde, hinzugezählt werden. Ebenfalls im 6. Jahrhundert wurde das Bistum Konstanz gegründet. Es erstreckte sich über ein Gebiet, das vom St. Gotthard bis zum mittleren Neckar und vom Rhein bis an die Il­ler reicht. Konstanz war in den Jahren 1414 bis 1418 Zentrum der Kirche, als auf dem dortigen Konzil mit der Wahl Papst Martins V. das Abendländische Schisma beendet wurde.



Im 7./8. Jahrhundert kam das Christentum auch in die mainfränkischen Gebiete der heutigen Erzdiözese. Dort waren es insbesondere der heilige Kilian und der heilige Bonifatius mit ihren Helfern, die den Boden für die Kirche bereiteten. Eine große Ausstrahlung gewann in dieser Zeit das Benediktinerinnenkloster in Tauberbi­schofsheim, das durch die heilige Lioba geleitet wurde.



Einen sich bis heute auswirkenden grundlegenden Umbruch brachten die Napoleonische Zeit und die Sä­kularisation 1802/1803. Mit der politischen Neuordnung im Südwesten Deutschlands ging auch eine Neuord­nung der kirchlichen Gebiete einher, in deren Folge das zwölf Jahrhunderte lang bestehende Bistum Konstanz aufgelöst wurde. 1821 errichtete Papst Pius VII. mit der Bulle "Provida solersque" die Oberrheinische Kirchen­provinz mit ihren Bistümern Freiburg, Fulda, Mainz, Limburg und Rottenburg und bestimmte Freiburg als Metropolitansitz. Die eigentliche Geschichte des Erzbi­stums Freiburg beginnt jedoch erst am 21. Oktober 1827 mit der Weihe des ersten Erzbischofs Bernhard Boll. Die Erzdiözese Freiburg besteht aus Teilen der  ehemaligen Bistümer Konstanz und Worms und Gebieten der heu­te angrenzenden Diözesen Speyer, Mainz, Straßburg, und Würzburg. Seit dem Preußischen Konkordat von 1929, in dem die Suffragane Fulda und Limburg abge­trennt wurden, umfasst die Oberrheinische Kirchen­provinz noch die (Erz-)Bistümer Freiburg, Mainz und Rottenburg-Stuttgart. Patrone des Erzbistums Freiburg sind die selige Jungfrau und Gottesmutter Maria und der heilige Bischof Konrad von Konstanz. Das Mün­ster "Unserer Lieben Frau" in Freiburg ist heute die Bi­schofskirche.