Das Reiseprogramm von Benedikt XVI. in Berlin

Countdown für den Papstbesuch

Papst Benedikt XVI. startet seinen Deutschlandbesuch in Berlin. In der Hauptstadt herrscht Ausnahmezustand: 6.000 Polizisten von Bund und Ländern sollen für die Sicherheit von Papst Benedikt XVI. sorgen. Seine 21. Auslandsreise führt Papst Benedikt XVI. von Donnerstag bis Sonntag in seine Heimat Deutschland.

 (DR)

Merkel und Wulff warten am Rollfeld

Benedikt XVI. wird um halb elf am Flughafen Berlin-Tegel erwartet und von Bundespräsident Christian Wulff und Kanzlerin Angela Merkel offiziell am Rollfeld begrüßt. Das erste Ziel in Berlin führt Benedikt XVI. ins Schloss Bellevue. Wulff sagte vor der Begegnung: "Als Staatsoberhaupt und Gastgeber, der den Papst eingeladen hat, wünsche ich mir, dass wir Deutsche herzliche Gastgeber eines deutschen Papstes sind: mit großer Neugier, mit Offenheit, mit einer ausgeprägten, sachlichen Diskussionskultur."



Auch die Kanzlerin ist im Schloss Bellevue beim Staatszeremoniell dabei. Ein Vier-Augen-Gespräch ist mit Merkel kurz darauf im Katholischen Büro, der Verbindungsstelle der katholischen Kirche zum politischen Berlin, geplant. 30 Minuten sind für diesen Programmpunkt vorgesehen. Mehr Zeit als üblich, was als freundschaftliche Geste des Vatikan gewertet wird.



Im Regierungsviertel gelten besondere Sicherheitsregeln

Am Nachmittag wird Benedikt XVI. im Reichstag erwartet. Im Regierungsviertel gelten besondere Sicherheitsvorkehrungen. Ein Polizeisprecher sagte, der Staatsgast habe ein "hohes Gefährdungspotenzial". In Berlin-Mitte wird es am Donnerstagnachmittag auch Gegendemonstrationen geben. 20.000 angemeldete Vatikankritiker wollen vom Potsdamer Platz über die Straße Unter den Linden zum Bebelplatz ziehen. Auch unter den Abgeordneten hatte es im Vorfeld des Besuches Kritik gegeben. Abgeordnete von SPD, Grünen und Linken hatten angekündigt, aus Protest nicht an der für Donnerstag geplanten Rede des Papstes teilnehmen zu wollen. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) wies die Kritik an der Rede als "sehr übertrieben" zurück. "Ich glaube nicht, dass die Trennung von Staat und Kirche infrage gestellt wird", sagte Thierse am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin". Ihn irritiere die "Aggressivität und Heftigkeit" mit der die Kritik geäußert werde.



In einem Raum des Deutschen Bundestages wird Benedikt XVI. nach seiner Rede mit Vertretern der jüdischen Gemeinde zusammen kommen. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, lobte vorab das gute Verhältnis zur katholischen Kirche. Dieses habe sich in den letzten Jahrzehnten "dramatisch verbessert. Gleichwohl will Graumann auch Differenzen ansprechen. Als Beispiele nannte er den Konflikt um die Piusbruderschaft oder eine mögliche Seligsprechung von Papst Pius XII.



Glaubensfest im Olympiastadion

Am Abend wird es den ersten Höhepunkt für die vielen nach Berlin gereisten Pilger geben. Benedikt XVI. wird eine Messe im Olympiastadion zelebrieren. 70.000 Menschen werden zu der Messe erwartet. Höchster Vertreter des Berliner Erzbistums ist Erzbischof Rainer Maria Woelki. Er ist überzeugt, dass es "ein guter Besuch des Heiligen Vaters hier bei uns in Berlin wird", sagte der Erzbischof gegenüber Radio Vatikan. "Vor allem, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass es den Heiligen Geist auch gibt - und der ist eigentlich wichtiger als das, was da gegenwärtig an Geist in den Medien oder anderen Gremien verstreut wird." Er vertraue auf das Wort des Heiligen Vaters. Er habe es bisher immer geschafft, die Herzen der Menschen zu öffnen.



Nach der Messe im Olympiastadion wird Papst Benedikt XVI. den Abend gemeinsam mit dem Botschafter des Vatikan in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Périsset, verbringen. In der Apostolischen Nuntiatur im Stadtteil Neukölln wird der Papst in einem eher schlichten und zweckmäßigen Gästezimmer nächtigen, so der Nuntius.



Am frühen Freitagmorgen ist eine Privatmesse in der Kapelle der Nuntiatur geplant. In den Räumen der Botschaft wird Benedikt XVI. am Morgen mit Vertretern des Islam zusammenkommen, bevor er dann aufbricht nach Erfurt.