Mit Benedikt XVI. spricht zum zweiten Mal ein Papst das "Wort zum Sonntag"

"Meine Reise ist keine Show"

Zum zweiten Mal hat ein Papst ein "Wort zum Sonntag" in der ARD gesprochen. Eine Einschätzung des jahrelangen WDR-Rundfunkbeauftragten der katholischen Kirche, Pater Hermann Josef Burbach, im Interview mit domradio.de.

 (DR)

Wenige Tage vor seiner Deutschlandreise betonte Papst Benedikt XVI. am Samstagabend, es handele sich bei seinem Besuch nicht um religiösen Tourismus oder gar eine Show.



Es gehe darum, "dass Gott wieder in unser Blickfeld tritt, der so oft ganz abwesende Gott, dessen wir doch so sehr bedürfen". Benedikt XVI. betonte, er freue sich insbesondere auf Berlin, die Rede im Bundestag und den großen Gottesdienst im Olympiastadion. Auch die Begegnung mit der Spitze der evangelischen Kirche im Erfurter Augustinerkloster, wo Luther seinen Weg begonnen habe, werde ein Höhepunkt der Reise sein.



Appell an Deutschen

"Wir erwarten keine Sensationen", dämpfte der Papst zugleich Erwartungen. "Das eigentlich Große daran ist eben dies, dass wir miteinander an diesem Ort denken, das Wort Gottes hören und beten, und so inwendig beieinander sind und sich wahrhaft Ökumene ereignet." Das Kirchenoberhaupt würdigte auch die Menschen im thüringischen Eichsfeld, die "durch alle Verwirrungen der Geschichte hindurch katholisch geblieben" seien.



Benedikt XVI. appellierte an die Deutschen, sensibler für Gottes Wort zu werden. "Wir müssen die Wahrnehmungsfähigkeit für Gott, die in uns da ist, wieder neu entwickeln", sagte er. Die Größe Gottes sei etwa in der Größe des Kosmos, in den Worten der Bibel und in Begegnungen mit Menschen erfahrbar, die von Gott angerührt worden seien.



2,36 Millionen Zuschauer sahen das "Wort zum Sonntag". Damit erreichte das katholische Kirchenoberhaupt einen Marktanteil von 12,2 Prozent beim Gesamtpublikum, wie die ARD am Sonntag in München mitteilte. Der durchschnittliche Marktanteil für das "Wort zum Sonntag" lag in diesem Jahr der Statistik zufolge bei sieben Prozent, im Schnitt waren es 1,62 Millionen Zuschauer.



Papst bittet um Gebet für seine Deutschlandreise

Nach seinem Angelusgebet in Castel Gandolfo Papst bekundete Benedikt XVI. wenige Stunden später erneut seine Vorfreude auf den Deutschlandbesuch in der kommenden Woche. Er hoffe, dass die Reise dazu beitrage, die Schönheit und Frische des Glaubens neu zu entdecken und den Menschen Hoffnung für die Zukunft zu geben, sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntagmittag. Vor mehreren tausend Besuchern bat er darum, die Tage mit Gebeten zu begleiten.



Wörtlich sagte Benedikt XVI. in einem Grußwort auf Deutsch: "Ich freue mich schon auf die Begegnungen mit vielen Menschen in Deutschland bei meinem Besuch in der Heimat. Ich bitte euch, die Tage meiner Reise im Gebet zu begleiten, dass der Herr uns neu die Schönheit und Frische des Glaubens entdecken lasse und wir als seine Zeugen unseren Mitmenschen Hoffnung und Orientierung für die Zukunft geben können. Gesegneten Sonntag!"



1987 hatte Papst Johannes Paul II. erstmals das "Wort zum Sonntag" gesprochen. Benedikt XVI. besucht von Donnerstag bis Sonntag die Erzbistümer Berlin und Freiburg sowie das Bistum Erfurt.