Die Debatte um die Papstrede hält an

Wir sind Papst - immer noch

Die geplante Rede von Papst Benedikt XVI. vor dem deutschen Bundestag sorgt weiter für Diskussionen: Die halbe Linksfraktion will offenbar den Plenarsaal verlassen. Prominente Mitglieder anderer Parteien kritisieren die angekündigten Proteste.

 (DR)

Die Hälfte aller 76 Abgeordneten der Linksfraktion wird nach Angaben der stellvertretenden Vorsitzenden Petra Sitte der Bundestagsrede von Papst Benedikt XVI. fernbleiben. Man habe sich in der Fraktion außerdem darauf verständigt, auf Proteste im Plenarsaal zu verzichten, sagte Sitte der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" Dienstag (13.09.2011).



Die eine Hälfte der Fraktion werde der Rede am 22. September folgen, darunter die Partei- und Fraktionsvorsitzenden Gesine Lötzsch, Klaus Ernst und Gregor Gysi. Die andere Hälfte werde vor die Tür gehen und gegen den Papst protestieren.



Auch bei SPD und Grünen will ein Teil der Abgeordneten nicht zu der Rede erscheinen. Wie viele Parlamentarier insgesamt den Plenarsaal verlassen werden, steht indes noch nicht fest.



Kritik von Vogel und Klöckner

Der ehemalige SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel wies Kritik an der Rede des aus Deutschland stammenden Kirchenoberhaupts zurück. "Er kommt ja nicht ungebeten, sondern alle Fraktionen haben dem zugestimmt", sagte Vogel der "Mitteldeutschen Zeitung". Im Übrigen sei es nicht das erste Mal, dass ein Papst vor einem Parlament spricht. "Nicht in der Bundesrepublik, aber in vielen vergleichbaren Ländern hat es solche Reden schon gegeben", sagte Vogel.



Der Katholik Vogel wurde als ehemaliger Abgeordneter von der SPD-Fraktion zu der Rede eingeladen. Zu seinem Bedauern habe er jedoch einen anderen, nicht aufschiebbaren Termin, sagte der 85-Jährige: "Ich hätte das gern miterlebt. Denn das ist ja wahrlich kein alltäglicher Vorgang."



Auch die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner kritisiert die Anti-Papst-Demonstranten. "Mir ist entgangen, dass die Kritiker des Papstbesuches eine solche Antihaltung beim Besuch des Dalai Lama oder eines anderen Religionsoberhauptes an den Tag gelegt hätten", sagte Klöckner der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post". Sie betonte: "Wir sind Papst - immer noch." Der Besuch von Benedikt XVI.  werde vielen Menschen Freude bereiten, "denn er hat etwas zu sagen - weltweit und in seiner Heimat Deutschland."