Graumann würdigt "absoluten Versöhnungswillen" des Papstes

"Eine wirkliche Herzensangelegenheit"

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, ist "vom absoluten Versöhnungswillen des Papstes" fest überzeugt. In einem Interview mit der Wochenzeitung "Jüdische Allgemeine" würdigt er Benedikts "klare Absage an jede Judenmission und seine Zurückweisung des alten Vorwurfs des 'Gottesmordes' durch die Juden".

 (DR)

"Wir wissen, dass er den Prozess der Versöhnung zwischen dem Vatikan und dem Judentum, der in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht hat, bereits vor seiner Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche persönlich immer gefördert und an der Seite seines Amtsvorgängers, Johannes Paul II., mitgetragen hat", betonte Graumann. Dies fördere Vertrauen und Zuversicht.



Der Zentralratsvorsitzende sprach sich dafür aus, den christlich-jüdischen Dialog "noch erheblich" zu verstärken. Dies sei auch vielen Katholiken "eine wirkliche Herzensangelegenheit". Die Kontakte zwischen der jüdischen Gemeinschaft in der Bundesrepublik und der katholischen Kirche hierzulande seien "besonders vielfältig, vertrauensvoll und eng". Es gelte nun, den Dialog noch weiter zu vertiefen, "der als Gespräch unter Gleichen von Respekt und von Akzeptanz geprägt ist".



Neue Zeichen erwartet

Im Blick auf das am 22. September in Berlin geplante Treffen des Papstes mit dem Zentralrat äußerte Graumann die Erwartung "neuer Zeichen für die Weiterentwicklung und die Vertiefung des Dialogs mit der katholischen Kirche". Bereits der Besuch des Papstes 2005 in der Kölner Synagoge, der ersten von einem Papst besuchten Synagoge außerhalb Italiens, gelte als Beginn einer neuen, positiven Dimension innerhalb der jüdisch-katholischen Beziehungen. Weiter meinte Graumann, das Gemeinwohl kenne keine Religionsgrenzen; "daher gilt es, unsere Gemeinsamkeiten stärker zu betonen, sie zu fördern".  Das Christentum habe große Teile der jüdischen Ethik übernommen.

Auch die christliche Soziallehre wurzele in der hebräischen Bibel.



Graumann benannte in dem Beitrag aber auch "Differenzen" zwischen dem Vatikan und der jüdischen Welt in den vergangenen Jahren. Dazu zählten die Formulierung der Karfreitagsfürbitte für die Juden im alten katholischen Ritus, die Aufhebung der Exkommunikation der Bischöfe der traditionalistischen Piusbruderschaft sowie "Signale zur Seligsprechung von Papst Pius XII.". Graumann: "Wir bedauern diese Schritte, sie schmerzen uns bis heute."