Peter Kittel koordiniert den Papstbesuch im Eichsfeld

Der Patriarch von Etzelsbach

Wenn am 23. September Papst Benedikt XVI. an der Wallfahrtskapelle Etzelsbach Zehntausende Gläubige zur Marienvesper empfängt, dann ist für den reibungslosen Ablauf dieser Großveranstaltung Peter Kittel verantwortlich: Er ist der zuständige Regionalkoordinator. Ein Besuch.

Autor/in:
Marc Kalpidis
 (DR)

Peter Kittel leidet nicht unter mangelndem Selbstbewusstsein. "Jede Großveranstaltung braucht ein Gesicht, und hier bin ich das", sagt der Regionalkoordinator des Papstbesuchs im Eichsfeld. Schließlich bedeute das Spektakel Ende September für den dünn besiedelten Landstrich im Nordosten Thüringens mehr als nur eine logistische Herausforderung: "Das ist die Champions League der Veranstaltungsbranche, da braucht es einen Profi." Geht es nach Kittel, dürfte keiner besser für diese Aufgabe geeignet sein als er. --
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Vielleicht hat der gebürtige Bayer damit sogar recht. Schon vor fünf Jahren organisierte er den Papstbesuch in Regensburg, zu dem 260.000 Pilger aus aller Welt kamen. Einen Großteil seines damaligen Teams hat Kittel mitgebracht nach Heiligenstadt, wo der Planungsstab Anfang Juni neben dem örtlichen Kloster Quartier bezogen hat. Er selbst sei vorher zwar noch nie in Thüringen gewesen, habe sich aber "sofort in dieses beschauliche Fleckchen Erde verliebt". --
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Ob Strom, Wasser, Handynetz oder medizinische Versorgung: Vor zwei Monaten seien die Bedingungen rund um das Pilgerfeld in Etzelsbach noch alles andere als ideal gewesen. "Inzwischen haben wir dort die Infrastruktur einer mittleren bayerischen Kleinstadt geschaffen", sagt Kittel. 2.500 Toiletten, 150.000 Liter Trinkwasser, zehn Kilometer Kabel - das sind die organisatorischen Kennziffern, mit denen der 52-Jährige für den großen Tag jongliert. "Seine Planung hat Hand und Fuß", sagt einer, der dieser Tage öfter mit Kittel zu tun hat. "Das ist Keiner, der das zum ersten Mal macht."--
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Seine Mitarbeiterinnen nennen ihn "Don Pedro" --
Am 23. September wird Benedikt XVI. an der Wallfahrtskapelle Etzelsbach Zehntausende Gläubige zur Marienvesper empfangen. Da die wenigen Straßen der Gegend aber als Protokoll- und Rettungswege reserviert sind, muss die benachbarte Autobahn A 38 als Parkplatz für die Busse der Pilger herhalten. Wer mit dem Auto anreist, dem stehen knapp zwei Stunden Fußmarsch bevor. Näher als acht Kilometer kommt kein Pkw an die Wallfahrtskapelle heran. --
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Den Pilgern rät Kittel zur rechtzeitigen Anreise. "Ich würde so früh wie möglich kommen, um diese einzigartige Atmosphäre aufzusaugen." Das Kerzenmeer werde jedem unauslöschlich in Erinnerung bleiben, er kenne das noch von Regensburg. Als Koordinator wolle er sein Übriges dafür tun, den Pilgern "absolutes Gänsehautgefühl" zu garantieren. --
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In seiner Heimat betreibt Kittel nach eigener Aussage eine der erfolgreichsten Veranstaltungsagenturen Bayerns. Zu seiner Firmengruppe gehören vier Unternehmen, ein fünftes komme demnächst hinzu. "Ich bin ein Patriarch", sagt Kittel energisch, "meine Firmen sind alle sehr straff organisiert". Von der klaren Hierarchie zeugt ein Geschenk seiner Mitarbeiterinnen in Kittels Büro: "Für Don Pedro" steht auf einem weißen Bauarbeiterhelm, unterschrieben mit "deine Mädels". Alice Schwarzer würde japsen. --
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36 Stunden Dauereinsatz in der Kommandozentrale --
Früher sei er ein gefragter Boulevardjournalist gewesen, erzählt Don Pedro stolz. Ein Foto an der Bürowand zeigt den leidenschaftlichen Jäger vertraut neben CSU-Chef Horst Seehofer und hohen kirchlichen Funktionären. Kittel über Kittel: "Ich weiß mich nun einmal im bayerischen Machtgefüge zu bewegen und bin dort gut gelitten." Nach seinen größten Stärken befragt, nennt er ausgeprägte Führungsstärke, Kommunikationstalent und die Fähigkeit, Menschen zu motivieren. Bescheidenheit taucht in seiner Aufzählung nicht auf. --
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Ob er Christ sei? "Natürlich!", entgegnet Kittel. "Wer das Feuer für einen Papstbesuch nicht spürt, der kann ihn zwar technisch meistern, aber nicht glaubhaft kommunizieren." Umso weniger Verständnis habe er für die "dümmlichen Kritiker" des historischen Ereignisses. Die katholische Enklave Eichsfeld nimmt Kittel von seiner Schimpftirade zwar aus, aber der Gegenwind aus dem protestantisch geprägten Erfurt irritiert ihn sichtlich: "Dieses an den Haaren herbeigezogene Geschwätz über die Kosten des Papstbesuchs stößt mir schon übel auf." Unwürdig sei das, ganz anders als damals in Regensburg.--
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Schmallippig reagiert Kittel hingegen bei Fragen nach der Sicherheit. Kompromisse werde es nicht geben, versichert er knapp. Und dass ihm eine Tragödie wie bei der Loveparade natürlich nicht passiert wäre. "Ein Anfängerfehler" sei das Duisburger Kommunikationsdesaster gewesen. In Etzelsbach würden die Handynetze rechtzeitig verstärkt, sodass ein Totalausfall "nach menschlichem Ermessen unmöglich" sei. --
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Er selbst werde am Tag des Papstbesuchs die Organisationszentrale höchstpersönlich leiten und stündlich die Lage bei den Außenposten abfragen. "Erst nach 36 Stunden, wenn alle Autobahnen wieder freigegeben sind, werde ich meinen Posten räumen." Dann wird Peter Kittel wissen, ob er tatsächlich reif für die Champions League ist.