Papst Benedikt XVI. würdigt Dialogprozess in Deutschland

Dreistündige Audienz in Castelgandolfo

Papst Benedikt XVI. ist offenbar mit dem Dialogprozess in seiner Heimat sehr zufrieden. Bei einer Audienz in Castelgandolfo würdigte der Papst den Prozess als geistlichen Weg der Erneuerung.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Papst Benedikt XVI.: Einer für alle? (DR)
Papst Benedikt XVI.: Einer für alle? / ( DR )

Sechs Wochen vor seiner mit Spannung erwarteten Deutschlandreise ist Papst Benedikt XVI. mit vier Bischöfen des Landes zu einem letzten Abstimmungsgespräch zusammengetroffen.

Abweichend vom vatikanischen Protokoll, das für den August eigentlich keine Sonderaudienzen vorsieht, ließ er sich am Samstag vor allem über die jüngste Dialog-Initiative der deutschen Kirche

informieren: Über den Anfang Juli mit einer Großveranstaltung in Mannheim eröffneten "Dialog zur Zukunft der Kirche" - der innerkirchlich nicht unumstritten ist.



Römische Rückenstärkung

Der Papst gab den deutschen Oberhirten - an ihrer Spitze der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und der Münchner Kardinal Reinhard Marx - ausdrückliche römische Rückenstärkung. Der Dialogprozess sei ein geistlicher Weg der Erneuerung, versicherte er den vier Mitgliedern der "Steuerungsgruppe", hieß es in der anschließenden Mitteilung der Bischofskonferenz. Er enthalte wichtige Impulse für den Weg der Kirche in die Zukunft. Benedikt XVI. ermutigte die deutschen Bischöfe, in diese Richtung weiter zu gehen - gerade mit Blick auf die bevorstehenden Feiern zum 50. Jahrestag des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965).



Fast drei Stunden dauerte die Papstaudienz für die vier Mitglieder zählende Steuerungsgruppe, der neben dem Zollitsch und Marx auch die Bischöfe Franz-Josef Bode (Osnabrück) und Franz-Josef Overbeck (Essen) angehören. Eine Gruppe, die ein weites Spektrum des deutschen Episkopats widerspiegelt. Das von einem gemeinsamen Mittagessen abgeschlossene Treffen sei von "großer Mitbrüderlichkeit" geprägt gewesen.



Unnötigen Missverständnissen vorbeugen

Die direkte Information des Papstes schien der Bischofskonferenz notwendig, damit der Dialogprozess nicht schon am Beginn durch unnötige Missverständnisse belastet würde, wie ein Sprecher betonte.



Schon seit einigen Jahren haben die deutschen Kirchenführer die Praxis ihrer US-Kollegen übernommen, sich mit dem Papst und der zuständigen Kurienspitze nach Sitzungen ihrer Vollversammlung und sonstigen Ereignissen unmittelbar in Verbindung zu setzen und sie durch Besuchsreisen direkt zu informieren.



Gerade der neue Dialogprozess, mit dem die Bischofskonferenz durch die Missbrauchsskandale verlorenes Vertrauen wiedergewinnen möchte, war für manche konservative Kritiker ein weiteres Indiz für einen Sonderweg der deutschen Kirchen.



Signal für Deutschlandreise

Mit der Audienz, zu der Benedikt XVI. die deutschen Bischöfe außerplanmäßig empfing, hat er dem Dialogprozess als geistlichem Weg der Erneuerung römische Rückenstärkung gegeben. Damit hat er zugleich klare Signale für seine Deutschlandreise Ende September gegeben.