Papst Benedikt XVI. nimmt Generalaudienzen für Pilger wieder auf

Geistliche Akzente im Urlaub

Nach vierwöchiger Pause hat Benedikt XVI. wieder seine Generalaudienzen für Pilger und Besucher aus aller Welt aufgenommen. In seiner Ansprache rief er Gläubige auch zu innerer Erholung während des Urlaubs auf.

 (DR)

Wegen des großen Teilnehmerandrangs fand die Begegnung am Mittwoch nicht im Innenhof der päpstlichen Sommerresidenz Castelgandolfo statt, sondern auf dem Hauptplatz der Gemeinde. Rund 5.000 Besucher hatten sich auf der Piazza della liberta von Castelgandolfo eingefunden, die der Papstresidenz unmittelbar vorgelagert ist. Benedikt XVI. wirkte nach den Urlaubswochen sichtlich erholt. Zur umfassenden Erholung brauche der Mensch im Urlaub auch innere Kraftquellen, sagte er in seiner in mehreren Sprachen gehaltenen Ansprache. Diese Kraftquellen könne man im Gebet, beim Besuch einer Kirche, beim Lesen der Bibel oder eines religiösen Buchs finden. "Solche geistlichen Akzente bereichern den Urlaub und schaffen wirklich tiefe Erholung", sagte der Papst.



Kein sorgenfreier Urlaub für den Papst

Der Urlaub war für den Papst diesmal sicher nicht sorgenfrei. Der Cloyne-Report über Missbrauchsfälle in Südirland und eine scharfe Parlamentsrede von Premier Enda Kenny haben das gespannte Verhältnis zwischen dem Heiligen Stuhl und der einstigen katholischen Hochburg weiter belastet. Nuntius Giuseppe Leanza wurde zu Konsultationen in die Zentrale beordert - eine für die Vatikan-Diplomatie seltene Maßnahme. Man brauche ihn in Rom zur Mitarbeit an einer offiziellen Antwort auf das Cloyne-Dossier, hieß es offiziell.



Daneben hält sich in Rom auch das Gerücht, der aus Sizilien stammende Vatikan-Diplomat werde nicht wieder auf seinen Posten zurückkehren, sondern wechsle vorzeitig nach Prag. Was der Vatikan letztlich entscheidet, dürfte vom weiteren Agieren der irischen Regierung abhängen. Freilich kann Dublin nicht gleichermaßen kontern: Denn seit Mai ist sein Botschafterposten beim Vatikan vakant.



Beziehungen zu China bereiten Vatikan weiter Kopfzerbrechen

Auch die Beziehungen zur Volksrepublik China sowie mit Kroatien bereiten dem Vatikan Kopfzerbrechen. Die Phase der Harmonie mit China scheint vorbei. Zwei Jahre lang konnten Papst und Pekinger Behörden stets Einvernehmen über neue Bischofskandidaten erzielen.

Neuerdings setzen die staatlichen Behörden wieder eigene Kandidaten gegen den Willen Roms durch.



In Kroatien hat in den vergangenen Tagen eine römische Entscheidung in einem innerkirchlichen Rechtsstreit um eine Klosterimmobilie die Politik bis hin zur Zagreber Regierungsspitze auf den Plan gegen Rom gerufen.



Schlussarbeiten an Jesus-Trilogie

Anders als in früheren Jahren hat Benedikt XVI. diesmal auf einen Urlaub in den norditalienischen Alpen verzichtet und ist sofort nach Castelgandolfo gereist. Es gilt als sicher, dass der Professor im Petrusamt die Zeit für Arbeiten am dritten Band seiner Jesus-Trilogie genutzt hat, die er zügig abschließen möchte. Keine Bestätigung gibt es unterdessen für Gerüchte, Benedikt XVI. arbeite bereits an einer neuen Enzyklika - es wäre seine vierte -, die sich mit dem Thema "Glauben" befasst.



In den nächsten Tagen Benedikt XVI. wird sicher noch weiter an den Ansprachen für seine nächsten Pastoralreisen feilen, zum Weltjugendtag nach Madrid sowie nach Deutschland. Die Ökumene wird ein zentraler Akzent in Berlin und Erfurt sein. Mit Spannung wird auch die Rede vor dem Bundestag erwartet. Ähnlich wie bei seinen großen politischen Reden in Wien, Paris, London und Prag dürfte der Papst auch in Berlin die Gottesfrage und die Rolle von Religion, Glaube und Vernunft im Vordergrund stehen. Zudem dürfte nach der aufgeflammte Missbrauchs-Debatte in Irland ein mögliches Papsttreffen mit Missbrauchsopfern auch während der Deutschlandreise wieder stärker in den Blickpunkt rücken.