Malaysische Katholiken kritisieren Besuch Najibs beim Papst

365 Unterschriften für Benedikt XVI.

Malaysische Katholiken, unter ihnen Priester und Ordensleute, haben in einem Brief an Papst Benedikt XVI. ihre Besorgnis über seinen Empfang für Ministerpräsident Najib Razak an diesem Montag ausgedrückt.

 (DR)

Najibs Regierung habe wiederholt "unnötig exzessive Gewalt" gegen Bürgerrechtsgruppen eingesetzt und sich religiöser Ressentiments bedient. Das von 365 Katholiken und anderen Christen unterzeichnete Schreiben wurde zeitgleich mit dem Besuch Najibs beim Papst veröffentlicht.



Benedikt XVI. dürfe keine "einseitige Sicht der Entwicklungen" in Malaysia erhalten, heißt es in dem Brief. Entgegen den Beteuerungen einer gemäßigten Haltung gehe Najib auf undemokratische Weise gegen Oppositionelle vor. Als Beispiel verweisen die Unterzeichner auf die Einsätze gegen eine Großkundgebung für Wahlrechtsreformen am 10. Juli, bei der zahlreiche Demonstranten festgenommen wurden. Sechs Aktivisten, unter ihnen eine katholische Parlamentsabgeordnete, würden weiter ohne Gerichtsverfahren festgehalten.



Die katholischen Bürgerrechtler werfen dem Ministerpräsidenten weiter vor, die verfassungsrechtlich garantierte Religionsfreiheit in Malaysia zu beschneiden. Der Zeitpunkt des Besuchs beim Papst nähre den Verdacht, dass es darum gehe, die Unterstützung der starken christlichen Minderheit in den Bundesstaaten Sabah und Sarawak zu gewinnen.



Eine Einrichtung diplomatischer Beziehungen zwischen Malaysia und dem Heiligen Stuhl sei "ein guter Schritt", komme aber nicht zur richtigen Zeit, schreiben die Unterzeichner. Malaysische Bürger aller Ethnien und Glaubensrichtungen hätten ein respektvolles und friedliches Zusammenleben gelernt. Dies stehe jedoch im Gegensatz zu "beschämenden Verhalten einiger unserer politischen Führer, die ungeniert religiöse Stimmungen über all die Jahre manipuliert" hätten, um an der Macht zu bleiben.



Malaysia und Vatikan vereinbaren Diplomatenaustausch

Der Heilige Stuhl und Malaysia haben die Aufnahme diplomatischer Beziehungen vereinbart. Dies teilte der Vatikan am Montag nach einer Zusammenkunft von Papst Benedikt XVI. mit dem Ministerpräsidenten des Landes, Najib Razak, in der päpstlichen Sommerresidenz Castelgandolfo mit. Bislang wird der Vatikan in dem muslimisch geprägten Land durch einen Apostolischen Delegaten mit Sitz in Singapur vertreten. Malaysia ist der 179. Staat, mit dem der Heilige Stuhl diplomatische Beziehungen aufnimmt.



Der Vatikan charakterisierte die Unterredung als "herzlich". Im Gespräch zwischen dem Papst und dem seit April 2009 amtierenden Regierungschef seien die positiven Entwicklungen in den bilateralen Beziehungen hervorgehoben worden. Als weitere Themen nannte der Vatikan den interreligiösen und interkulturellen Dialog sowie die Verhältnisse in Asien gewesen. Nach dem Treffen mit dem Kirchenoberhaupt sprach Najib auch mit Kardinalsstaatsekretär Tarcisio Bertone sowie dem vatikanischen Außenminister Erzbischof Dominique Mamberti.