Benedikt XVI. zieht für den Sommer nach Castelgandolfo

"Professor Papst" im Urlaub

Einige Tage früher als in den vergangenen Jahren tritt Papst Benedikt XVI. seinen Sommerurlaub an. Mit seinem Haushalt sowie Abteilungen von Schweizergarde und vatikanischer Gendarmerie geht es aus dem Apostolischen Palast ins 25 Kilometer entfernte Castelgandolfo, den traditionellen Sommersitz der Päpste. Der frühe Termin hat auch damit zu tun, dass die päpstliche Sommerruhe diesmal durch den Weltjugendtag unterbrochen wird.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Papst Benedikt XVI.: Einer für alle? (DR)
Papst Benedikt XVI.: Einer für alle? / ( DR )

Mitte August, vom 18. bis 21., begibt sich das 84-jährige Kirchenoberhaupt in die Hitze der spanischen Hauptstadt Madrid. Mit Blick auf Madrid, aber auch auf sein anstehendes Buchprojekt verzichtet Benedikt XVI. in diesem Jahr auf den traditionellen Bergurlaub. Einladungen aus dem Aosta-Tal oder aus Südtirol, die er in vergangenen Jahren abwechselnd annahm, wurden abschlägig beschieden. Stattdessen möchte der "Professor Papst" den dritten und letzten Teil seines Jesus-Buches abschließen, den Band über die Kindheitsgeschichte Jesu. Und in Castelgandolfo sind die Arbeitsbedingungen günstiger, Bücher, Dokumente und Aufzeichnungen aus dem privaten Arbeitszimmer im Bedarfsfall näher.



Keine wöchentliche Generalaudienzen

Den ganzen Juli über fallen alle öffentlichen Termine aus, selbst die wöchentliche Generalaudienz. Dennoch wird das Kirchenoberhaupt vermutlich den einen oder anderen ausländischen Staatsmann empfangen, wenn er dringend um eine Audienz nachsucht. Ansonsten aber dient der Juli in erster Linie der Erholung nach den anstrengenden Monaten mit vielen großen Terminen: von der Seligsprechung Johannes Pauls II. bis zu den Reisen nach Venedig, Kroatien und San Marino. Sein 60-jähriges Priesterjubiläum am vergangenen Mittwoch wollte Benedikt XVI. dagegen ohne besonderen Aufwand begeben.



Ab Anfang August übernimmt der Papst dann wieder mehr öffentliche Verpflichtungen. Dazu gehört am 15. August eine Messfeier in der Pfarrkirche von Castelgandolfo: Der christliche Kalender hat den "Ferragosto", die "Ferien des Kaisers Augustus", durch das Fest Mariä Himmelfahrt ersetzt.



Feinschliff der Predigten für Deutschlandbesuch?

Ansonsten nutzt Benedikt XVI. die Urlaubstage sicher auch zur Vorbereitung auf seine nächsten Vorhaben, ganz vorne seine Deutschland-Reise im September. In den nächsten Tagen dürfte das offizielle Programm erscheinen. Der Papst wird zusammen mit seinen Mitarbeitern weiter an den Rede und Predigten feilen, die er in Berlin, Erfurt und Freiburg halten will. Für die Äußerungen zur Ökumene wird er sicher noch die nächste Vollversammlung von Lutherischem Weltbund und vatikanischem Einheitsrat in der kommenden Woche in Helsinki abwarten; sie berät unter anderem über ein gemeinsames Wort zum Lutherjahr 2017.



Zudem hat Benedikt XVI. mit der Ernennung des neuen Berliner Erzbischofs Rainer Woelki am vergangenen Wochenende offene Rechts- und Protokollfragen für seine Visite geklärt. Eine ähnlich spannende Personalie in Italien hatte er bereits wenige Tage zuvor entschieden, als er Kardinal Angelo Scola von Venedig auf den wichtigen Bischofssitz von Mailand beförderte.



Weiter steht das Friedenstreffen der Religionsführer bevor, zu dem der Papst für den 27. Oktober nach Assisi eingeladen hat. 25 Jahre nach der historischen Initiative seines Vorgängers Johannes Paul II. will Benedikt XVI. erneut die Vertreter aller großen Glaubensrichtungen, aber auch Nichtglaubende und Religionsferne zum gemeinsamen Einsatz für den Frieden mobilisieren.



Dabei bemüht sich der Vatikan mit allem Nachdruck, Missdeutungen wie bei früheren Assisi-Treffen zu vermeiden. Nach einem ersten Grundsatzpapier vom April hat vor wenigen Tagen auch Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone in einem langen Aufsatz die Normen für "Assisi 2011" vorgelegt, die jedem Vorwurf von Relativismus oder Synkretismus den Boden entziehen. Drei Wochen später, vom 18. bis 20. November, will Benedikt XVI. dann seine vierte Auslandsreise des Jahres unternehmen. Im westafrikanischen Benin veröffentlicht er das Schlussdokument der Afrika-Synode vom vergangenen Oktober.