CDU-Politiker Bosbach erwartet Papst-Rede und kritisiert SPD-Aufruf

"Sternstunde des Parlaments"

Während die SPD über die geplante Rede des Papstes im Bundestag streitet, spricht die CDU von einer "Sternstunde des Parlaments". Den Boykottaufruf aus den Reihen der Sozialdemokraten kritisiert der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach, scharf.

 (DR)

"Es ist mehr als peinlich, dem Heiligen Vater schon bevor er angereist ist, zu signalisieren, dass er im Deutschen Bundestag nicht willkommen ist", sagte Bosbach der "Rheinischen Post" (Montagsausgabe).



In der SPD hatte die für den 22. September geplante Rede von Papst Benedikt XVI. im Bundestag für Differenzen gesorgt. Die Führung der SPD-Bundestagsfraktion wies am Wochenende einen Boykottaufruf aus den eigenen Reihen zurück. Zuvor war ein Papier bekannt geworden, in dem der SPD-Abgeordnete Rolf Schwanitz seine Fraktionskollegen dazu auffordert, der Rede des Papstes im Parlament fernzubleiben.



Bosbach sagte der Zeitung: "Ich kenne kein vernünftiges Argument, weshalb man es dem Papst untersagen sollte, im Bundestag zu sprechen. Das wird eine Sternstunde des Parlaments werden, nicht nur für katholische Christen."



Schwere Vorwürfe von SPD-Abgeordnetem

Auch SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann hatte am Wochenende erklärt, er freue sich auf die Rede des Papstes. "Dadurch wird in keiner Weise infrage gestellt, dass unser Staat religiös und weltanschaulich neutral ist", sagte er der Zeitung "Bild am Sonntag". Es sei aber jedem Abgeordneten freigestellt, an der Veranstaltung teilzunehmen.



Schwanitz, der Sprecher der Arbeitsgruppe "Laizisten in der SPD" ist, hat laut "Rheinischer Post" den 146 Mitgliedern der SPD-Fraktion den Entwurf einer Erklärung geschickt, in der zum Boykott der Papst-Rede aufgerufen wird. Dem Oberhaupt der katholischen Kirche wird darin "Missionierung" und eine Mitschuld an der Unterdrückung von Millionen Menschen vorgeworfen.



Der Papst besucht vom 22. bis 25. September Deutschland. Stationen seiner Reise sind Berlin, das Bistum Erfurt und Freiburg. Die viertägige Reise ist der erste offizielle Besuch von Benedikt XVI. in seiner deutschen Heimat. 2005 war er beim Weltjugendtag in Köln zu Gast. Seine Reise nach Bayern im Jahr darauf hatte er als privat bezeichnet.