Vatikan wendet sich gegen Ausgrenzung von Aidskranken

Überwindung von Vorurteilen

In Rom sind zu einer internationalen Aids-Konferenz rund 200 Fachleute und Kirchenvertreter zusammengekommen. Sie suchen Wege gegen eine Ausgrenzung von Aids-Kranken in der Gesellschaft. Nach den Papstäußerungen zum Umgang mit Kondomen im November habe sich "ein neuer Raum für den Dialog" eröffnet, so ein UN-Vertreter vor Ort.

 (DR)

Kardinalstaatsekretär Tarcisio Bertone wandte sich gegen eine gesellschaftliche Stigmatisierung von Aids-Kranken gewandt. Der katholischen Kirche gehe es in ihrem weltweiten Kampf gegen die Immunschwächekrankheit auch um eine Überwindung von Vorurteilen, die zu einer Ausgrenzung dieser Gruppe aus Familie und Gesellschaft führten, sagte Bertone am Freitagabend zur Eröffnung einer internationalen Konferenz über die Immunschwächekrankheit Aids in Rom.



Thema sind auch Präventionsmaßnahmen

In seiner Ansprache, hob Bertone hervor, dass die katholische Kirche einen bedeutenden Beitrag im weltweiten Kampf gegen Aids leiste. Eine weitere Ausbreitung der Krankheit müsse durch wirkungsvolle Präventionsmaßnahmen eingedämmt werden, die auf die Vermittlung eines verantwortungsbewussten und moralisch gefestigten Umgangs mit Sexualität zielten.



Organisator der zweitägigen Veranstaltung am Sitz des päpstlichen Gesundheitsrates in der Via della Conciliazione war die Stiftung "Der barmherzige Samariter", die dem päpstlichen Gesundheitsrat untersteht.



Papst-Äußerungen zu Kondomen

Der Exekutivdirektor des Aids-Programmes der Vereinten Nationen UNAIDS, Michel Sidibe, bezeichnete die jüngsten Äußerungen Benedikts XVI. zum Gebrauch von Kondomen in Ausnahmefällen "als sehr wichtig" für die Zusammenarbeit von katholischer Kirche und UNAIDS. Durch sie öffne sich "ein neuer Raum für den Dialog", sagte Sidibe am Samstagmorgen.



Der Papst hatte in einem im November veröffentlichten Interviewbuch mit dem Journalisten Peter Seewald mit Blick auf ein Ansteckungsrisiko durch einen HIV-Infizierten von "begründeten Einzelfällen" gesprochen, in denen der Gebrauch eines Kondoms "ein erster Schritt zu einer Moralisierung" und "ein erstes Stück Verantwortung" sein könne. Dies gelte etwa im Fall von Prostitution.



Glaubenskongregation: Aussage bezog sich ausschliesslich auf Prostitution

Die Glaubenskongregation hatte in einer Erläuterung festgehalten, dass sich diese Aussage des Papstes ausschließlich auf den Fall von Prostitution beziehe.



Zugleich hob Sidibe hervor, dass UNAIDS und die katholische Kirche enge Verbündete im Kampf gegen Aids seien. Der Leiter des UN-Aidsprogramms verwies darauf, dass die Erfolge im Kampf gegen Aids in jenen Ländern besonders groß seien, in denen Bildungsmaßnahmen für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Sexualität bei Präventionsprogrammen großen Raum einnähmen.