Landesbischöfin begrüßt Papst-Reiseplanung

"Es ist ein sehr wichtiges ökumenisches Signal"

Papst Benedikt XVI. kommt am 23. September ins Bistum Erfurt und wird dort auch einen ökumenischen Gottesdienst feiern. Es ist ein bewusster Schritt des Papstes, eine Region zu besuchen, in der Christen mittlerweile in der Minderheit sind und es zudem mehr Protestanten als Katholiken gibt. Landesbischöfin Ilse Junkermann begrüßt diesen Schritt.

 (DR)

domradio.de: Was bedeutet es für Sie, dass der Papst auch Erfurt besucht? --
Ilse Junkermann: Zunächst einmal freue ich mich sehr für die katholischen Mitchristen, dass sie ein solch kräftiges Zeichen der Ermutigung und Zuwendung bekommen. Ich werte es auch als ein Zeichen der Bestätigung für Treue im Glauben über schwierigste Jahrzehnte in der DDR hinweg und jetzt die letzten 20 Jahre in dieser deutlichen Minderheit, in der die katholischen Mitchristen, aber auch wir gemeinsam in der Gesellschaft leben.

domradio.de: Wie wichtig ist der Besuch aus ökumenischer Sicht, also aus Sicht der Beziehung zwischen Protestanten und Katholiken für Sie?--
Junkermann: Es ist ein sehr wichtiges ökumenisches Signal. Ich freue mich sehr, dass der Papst selbst darauf gedrängt hat, sein Besuchsprogramm zu erweitern und die Einladung unseres Ratsvorsitzenden Präses Nikolaus Schneider zu einem Besuch im evangelischen Augustinerkloster anzunehmen. Das ist in mehrfacher Hinsicht ein deutliches ökumenisches Signal. Im Augustinerkloster hat der Mönch Martin Luther mit der Gottesfrage, mit der Suche nach einem gnädigen Gott gerungen. Und das Augustinerkloster steht dafür, dass unsere gemeinsame Kirchengeschichte wesentlich länger ist als unsere getrennte. Ich freue mich, dass es zu Gesprächen kommen wird und besonders, dass wir gemeinsam Gottesdienst feiern werden, auf Gottes Wort hören und gemeinsam beten. Das sehe ich auch als ein Zeichen, dass wir uns gemeinsam senden lassen in diese hochsäkulare Mitwelt und Umwelt.

domradio.de: Gerade in einer Region, in der das Verständnis für Religion schwindend gering ist, wo sehen Sie da Wege der Zusammenarbeit zwischen den christlichen Kirchen? --
Junkermann: Wir haben vielfältige Wege bei öffentlichen Anlässen, zum Tag der Deutschen Einheit, sei es beim Landes-Erntedankfest, es gibt viele Gelegenheiten, bei denen wir selbstverständlich ökumenisch zusammenarbeiten. Alles was in die Gesellschaft hineingeht, versuchen wir abzustimmen und im guten Miteinander und partnerschaftlichen Wechsel hinbekommen. Es ist deutlich, dass wir noch mehr nach gemeinsamen Wegen suchen müssen, wie wir unser christliches Zeugnis in diese vom Atheismus geprägte Gesellschaft so hinsagen können, dass die Menschen sich angesprochen fühlen. Vielleicht müssen wir auch noch stärker fragen, was die Menschen brauchen, was sie bewegt, und uns dabei gegenseitig ermutigen.

domradio.de: Werden Sie das dem Papst auch persönlich sagen?--
Junkermann: Ja, darauf freue ich mich sehr!

domradio.de: Der Papst kommt in eine Region, in der Religion generell keine so große Rolle spielt. Kann da ein Papstbesuch Ihrer Meinung nach mehr sein als nur ein Strohfeuer?--
Junkermann: Also ich denke, das ist auf keinen Fall ein Strohfeuer, sondern ein leuchtendes Ereignis mit einer großen Aufmerksamkeit. Ich merke jetzt schon, was das bedeutet, wenn jemand, der weltweit eine so hohe Achtung und so viel Respekt genießt, in diese Region kommt, die sich sicher eher als Aufbau- und Entwicklungsregion versteht, die viele Wunden hat. Das ist ein großes Zeichen der Zuwendung. Und es ist eine Ermutigung für die Gläubigen, und für die Fernstehenden kann es ein Hinweis sein, was dahinterstecken könnte. Und es ist ganz klar, dass der Papst zwar kein Zauderer ist, aber dass es schon unsere beharrliche Einladung brauchte. Der Besuch kann eine Stärkung bedeuten, auch bezüglich der Fragen: Warum gibt es einen Papst? Warum sind die Kirchen unterschiedlich? Das wird sicher auch Fragen von Menschen aufwerfen und eine Anregung sein, sich vielleicht doch einmal näher damit zu beschäftigen.

domradio.de: Können die christlichen Kirchen denn die Gelegenheit konkret nutzen, um mehr Menschen für das Christentum zu begeistern?--
Junkermann: Davon gehe ich aus. Diese öffentliche Präsenz, dass Menschen angesprochen sind, das hat doch etwas zu bedeuten, weil die Christen ja im Alltag in ihren Kirchen verschwinden. Und wenn sich nun so viele auf dem Domplatz treffen oder sich zur Marienvesper oder im Augustinerkoster versammeln, dann zeigt das: Die haben was zu sagen. Und es erzeugt eine öffentliche Aufmerksamkeit. Das ist keine Sekte, das ist etwas Verlässliches, was dahintersteckt.