Papst Benedikt XVI. nimmt erweitertes Reiseprogramm an

Neuer Schwung für die Kirche

Für den Deutschland-Besuch des Papstes im September steht das Programm weithin fest: Benedikt XVI. hat dem Ablauf seiner Apostolischen Reise zugestimmt, wie die Deutsche Bischofskonferenz am Dienstag mitteilte. Vorgesehen sind unter anderem Begegnungen mit Spitzenpolitikern. Benedikt will zudem mit Vertretern der Evangelischen Kirche im Augustinerkloster in Erfurt zusammenkommen.

 (DR)

Der Vorsitzende der katholischen Bischöfe, Erzbischof Robert Zollitsch, sagte: "Ich bin überzeugt, dass die Reise einen belebenden Schwung in unsere Kirche und unser Land trägt." Zum Thema Ökumene ergänzte der Erfurter katholische Bischof Joachim Wanke, das Programm mache deutlich, "dass es dem Papst nicht nur um die katholische Kirche geht. Mit dem Besuch in Erfurt wird der ökumenische Schwerpunkt an jenen Ort verlegt, an dem Martin Luther noch katholisch und Augustinermönch war."



Anfang März war bekannt geworden, dass der Papst während seines Besuchs einen stärkeren ökumenischen Akzent setzen will als zunächst geplant. "Ich werde alles tun, damit die Begegnung mit den evangelischen Christen gebührenden Raum erhält", ließ Benedikt den EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider in einem Schreiben wissen.



Zuvor hatte Schneider in einem Schreiben an Benedikt den Wunsch eines Treffens evangelischer Kirchenvertreter mit dem Papst und einen gemeinsamen Gottesdienst angeregt. Auf Drängen des Papstes wurde das zunächst vorgesehene Programm verändert und der Aufenthalt Benedikts in Thüringen um einen Tag verlängert.



"Wir sind hocherfreut, dass Papst Benedikt die Einladung des Ratsvorsitzenden zur Begegnung mit der EKD im Augustinerkloster zu Erfurt angenommen hat", sagte EKD-Sprecher Reinhard Mawick. Er begrüßte weiter, dass es, wie von der EKD gewünscht, sowohl zu einer Begegnung als auch zu einem gemeinsamen Gebet kommen werde. Die genaue Ausgestaltung des Zusammentreffens werde noch Gegenstand weiterer Absprachen sein.



Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) sagte, bei den Begegnungen mit Protestanten im Erfurter Augustinerkloster werde Papst Benedikt XVI. an der Stelle beten, "wo Luther vor 500 Jahren seine erste Messe gelesen hat". Dies sei ein historischer Moment "für die Christen weltweit". Der Papst zeichne den Weg Luthers nach, "der für die Erneuerung der Kirche steht und nicht für ihre Spaltung", fügte die ordinierte Theologin hinzu.



Benedikt wird am 22. September auf dem Flughafen Berlin-Tegel landen. Nach der offiziellen Begrüßung durch Bundespräsident Christian Wulff im Schloss Bellevue will das Oberhaupt der katholischen Weltkirche eine mit Spannung erwartete Rede im Bundestag halten.



Der Papst übernachtet in Berlin, Erfurt und Freiburg. Große öffentliche Gottesdienste feiert Benedikt in allen drei Diözesen. Anmeldungen für die Papstgottesdienste sind ab Mitte Mai möglich, wie Erzbischof Zollitsch mitteilte.



Am 24. September feiert Benedikt eine Eucharistiefeier auf dem Domplatz zu Erfurt, bevor er nach Freiburg weiterreist. Nach einer Begegnung mit der orthodoxen Kirche kommt er dort am Abend zu einer Gebetsvigil mit Jugendlichen auf dem Messegelände zusammen. An eine Eucharistiefeier auf dem Flughafengelände von Freiburg schließt sich am Abend des 25. September der Rückflug nach Rom an.



Zum Programm gehören auch Begegnungen des Papstes mit Vertretern des Zentralrates der Juden, mit Repräsentanten des Islam sowie mit Mitgliedern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, kündigte die Bischofskonferenz an. Keine Angaben wurden dazu gemacht, ob es auch zu einem Treffen mit Missbrauchsopfern kommen werde.