Benedikt XVI. will stärkeren ökumenischen Akzent bei Deutschlandbesuch

Briefwechsel unter Brüdern in Christus

Papst Benedikt XVI. möchte während seines Deutschlandbesuchs im September einen stärkeren ökumenischen Akzent setzen als bislang geplant. Das geht aus einem Briefwechsel des Heiligen Vaters mit Präses Nikolaus Schneider, dem EKD-Ratsvorsitzenden, hervor. Nun wird das vorläufige Besuchsprogramm wohl geändert.

 (DR)

Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, hat der Papst die Absicht nach ökumenischen Akzenten persönlich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) übermittelt. "Ich werde alles tun, damit die Begegnung mit den evangelischen Christen gebührenden Raum erhält", heißt es in einem Brief des Papstes an den EKD-Ratsvorsitzenden, den rheinischen Präses Nikolaus Schneider, der der FAZ vorliegt. Anlass des Briefes war der Wunsch nach einer eingehenden Begegnung mit der EKD, den Schneider am 8. Februar Papst Benedikt brieflich übermittelt hatte. In dem vorläufigen Besuchsprogramm, das im vergangenen Monat im Zusammenwirken von Deutscher Bischofskonferenz, der päpstlichen Botschaft (Nuntiatur) in Berlin, dem vatikanischen Staatssekretariat und dem Bundespräsidialamt Gestalt annahm, schlug sich das Ansinnen Schneiders in einer kaum einstündigen Zusammenkunft in Erfurt nieder.



Unzufrieden mit Programm

Der Papst war damit laut FAZ nicht zufrieden: "Inzwischen ist von den zuständigen Stellen ein vorläufiges Programm erarbeitet worden, in dem leider die Begegnung mit der Evangelischen Kirche in Deutschland einen relativ bescheidenen Raum einnimmt", teilte Benedikt unter dem Datum des 28. Februar dem "lieben Bruder in Christus" Schneider mit. Weiter ließ der Papst die Protestanten wissen: "Den zuständigen Instanzen habe ich inzwischen mitgeteilt, dass in dem Land, in dem die Reformation ihren Ursprung nahm, ein stärkerer ökumenischer Akzent notwendig ist." Wie und wo dieser Akzent gesetzt werden soll, ließ der Papst offen. Indes bat er vorsorglich um Verständnis, dass in einem "sehr überfüllten Programm nicht alles realisierbar sein wird, was ich selber mir wünschen würde und was dem Gewicht der Sache angemessen wäre".



Der EKD-Ratsvorsitzende reagierte erfreut auf den Brief. Dieser sei ein positives Signal des Papstes. Er sei sehr zuversichtlich, dass es im Rahmen des Deutschland-Besuches im September zu einem "guten und fruchtbaren Austausch" kommen werde, sagte Schneider. Der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, sagte dazu der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), die Bischofskonferenz freue sich über den Wunsch des Papstes und werde ihn umsetzen.



Nach den vorläufigen Planungen wird Papst Benedikt seinen ersten offiziellen Besuch in Deutschland am Donnerstag, dem 22. September, antreten. Am ersten Besuchstag stehen nach Informationen der FAZ unter anderem eine Begegnung mit Bundespräsident Wulff in dessen Amtssitz Schloss Bellevue, eine Zusammenkunft mit Bundeskanzlerin Merkel und Mitgliedern der Bundesregierung sowie eine Rede vor dem Deutschen Bundestag auf dem Programm. Am Freitag wird der Papst in Erfurt sowie im Eichsfeld erwartet. Die letzte Station der Reise wird am Samstag und Sonntag Freiburg im Breisgau sein.