Israel begrüßt Papst-Äußerungen zum Judentum

Lob für Benedikt XVI.

Israel hat zufrieden auf die Zurückweisung einer jüdischen Kollektivschuld am Tod Jesu durch Papst Benedikt XVI. reagiert. "Wir begrüßen aus vollem Herzen den Nachdruck, mit dem der Papst in seinem neuen Buch die Juden von der Verantwortung für den Tod Jesu entlastet", heißt es in einer Erklärung der israelischen Vatikan-Botschaft.

 (DR)

Die entsprechenden Aussagen stammen aus dem Papst-Buch "Jesus von Nazareth", dessen zweiter Band am 10. März erscheint.



Die israelische Botschaft erinnerte zugleich daran, die Worte des Papstes entsprächen der "offiziellen Politik" der Kirche seit der Konzilserklärung "Nostra aetate" von 1965 über die Beziehungen zum Judentum. Zudem bekräftigten sie die Haltung des Papstes gegenüber dem jüdischen Volk und dem Staat Israel, heißt es in der Erklärung.



Ohne "Nostra aetate" hätte es keinen Prozess der Aussöhnung zwischen Juden und Katholiken sowie zwischen dem Heiligen Stuhl und Israel gegeben, hebt die Note weiter hervor. "Wir hoffen, dass die positive Haltung des Papstes eine Inspiration für die eine Milliarde Katholiken in aller Welt sein möge."



Neues Papst-Buch: Jüdischer Weltkongress lobt Benedikt

Auch der Jüdische Weltkongress hat Aussagen von Papst Benedikt XVI. in seinem neuen Buch begrüßt, den Juden dürfe die Kreuzigung Jesu nicht angelastet werden. Dies sei ein wichtiges Signal gegen Antijudaismus in der Kirche, sagte Weltkongress-Präsident Ronald S. Lauder am Donnerstag in New York. Benedikt habe der Deutung, das jüdische Volk sei "kollektiv und auf ewig" für den Tod von Jesus verantwortlich, eine klare Absage erteilt, heißt es in der Stellungnahme des jüdischen Dachverbandes. Die Juden hätten über Jahrhunderte hinweg unter gewalttätiger Verfolgung und Antisemitismus gelitten, obwohl Jesus selbst Jude war und von den römischen Machthabern der damaligen Zeit gekreuzigt worden sei. Lauder: "Zweitausend Jahre danach war es höchste Zeit, dass das Oberhaupt der katholischen Kirche hierzu deutliche Worte findet."



Lauder warnte zugleich davor, dass viele katholische Geistliche weiterhin Theorien über einen "Gottesmord" der Juden verträten, ungeachtet der Vatikan-Erklärung "Nostra Aetate" von 1965. Darin wird die über Jahrhunderte verbreitete Ansicht von der Schuld der Juden am Kreuzestod Christi verworfen.



Zwar sei es zu begrüßen, dass der Papst abwegigen Ansichten über die Schuld der Juden am Tode Jesu in seinem Buch entgegentritt. Seine persönlichen Ansichten dazu reichten aber vielleicht nicht aus. Der Papst müsse einer solchen Praxis daher mit einer offiziellen Erklärung oder einer Enzyklika ein Ende setzen. "Dies muss Lehre der Kirche werden", forderte Lauder.



Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses würdigte den Einsatz von Benedikt für den katholisch-jüdischen Dialog und seine klare Stellung gegen jede Form von Antisemitismus. Juden auf der ganzen Welt wüssten, dass diesem Papst die guten Beziehungen zwischen Christen und Juden ein wirkliches Anliegen seien. Benedikts Aussagen dazu seien keine "Lippenbekenntnisse", ergänzte Lauder. Der Jüdische Weltkongress repräsentiert nach eigenen Angaben Gemeinden in mehr als

90 Ländern.



Zwischen Judentum und Vatikan war es in den vergangenen Jahren wiederholt zu Irritationen gekommen. Kritisiert wurde unter anderem die Neufassung der Karfreitagsfürbitte und die Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft, darunter des Holocaust-Leugners Richard Williamson. Die neue Fassung der Karfreitagsfürbitte enthält ein Gebet, das als Aufruf zur Bekehrung der Juden zum Christentum interpretiert wird.