Der Papst gedenkt der Opfer von Haiti – und tauft 21 Neugeborene

In "besonderer Erinnerung"

Benedikt XVI. hat der Opfer des verheerenden Erdbebens in Haiti vor einem Jahr gedacht. Er wolle dem Gedenken an die Bevölkerung Haitis "eine besondere Erinnerung widmen", sagte der Papst nach dem Mittagsgebet. Zuvor hatte er in der Sixtinischen Kapelle 21 Säuglinge getauft.

 (DR)

Während einer Messe am Sonntag zum Fest der Taufe des Herrn spendete er das Sakrament wie im vergangenen Jahr vor der spektakulären Kulisse von Michelangelos "Jüngstem Gericht" Kindern von Bediensteten des Vatikan. In seiner Predigt zeigte sich Benedikt XVI. besorgt über einen wachsenden Werteverlust in der Gesellschaft und rief zu einer verstärkten Hilfe für Familien in der Glaubensvermittlung auf.



Familien seien heute angesichts eines Rückgangs verbindlicher kultureller Werte und des schnellen Wandels der Gesellschaft in der Weitergabe des Glaubens an die Kinder mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert, sagte der Papst. Überdies sei die Institution der Ehe von vielen Seiten bedroht. Zugleich wies Benedikt XVI. auf die herausragende Bedeutung der Taufe für ein christliches Leben hin. Dieses Sakrament sei ein "unauslöschliches geistliches Siegel", das für immer die Zugehörigkeit zu Gott und die Mitgliedschaft in der Kirche bezeuge. Später müsse eine bewusste und freie Entscheidung der Getauften für den Glauben hinzukommen. Dieser müsse eine christliche Erziehung vorangehen.



Benedikt XVI. begoss die Köpfe der Neugeborenen über dem Taufbecken mit Wasser. Die Kinder ließen die Zeremonie in den meisten Fällen ruhig über sich ergehen. Unter den 14 Jungen und 7 Mädchen befand sich in diesem Jahr auch ein Zwillingspaar. Für die Taufe in der Sixtinischen Kapelle konnten Säuglinge angemeldet werden, die nicht älter als drei Monate sind. Das Fest der Taufe des Herrn bildet den liturgischen Abschluss der Weihnachtszeit und erinnert an die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer im Jordan.  



Benedikt XVI. gedenkt der Erdbebenopfer in Haiti

Beim anschließenden Angelusgebet auf dem Petersplatz sagte der Papst, der Präsident des Päpstlichen Rates "Cor Unum", Kardinal Robert Sarah, habe sich am Sonntag nach Haiti begeben, um in seinem Namen die Verbundenheit mit der Bevölkerung des Landes zu bekunden.



Am Mittwoch wird der vatikanische Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore eine Gedenkmesse für die Opfer des Erdbebens zelebrieren. Am 12. Januar

2010 hatte ein schweres Erdbeben Haiti erschüttert. Offizielle Stellen sprachen von rund 300.000 Todesopfern. Die katholische Kirche des Landes schätzt die Zahl der Toten auf bis zu einer halben Million. Seit Oktober grassierte in der Krisenregion zudem die Durchfallerkrankung Cholera.