Papst Benedikt XVI. wird 2011 Deutschland besuchen

In die Heimat als Staatsgast

Papst Benedikt XVI. kommt im nächsten September zu seinem ersten offiziellen Staatsbesuch nach Deutschland. Der Vatikan hat damit die Einladung der Deutschen Bischofskonferenz sowie des Bundespräsidenten angenommen. Das hat am Freitag das Bundespräsidialamt offiziell bestätigt. Bei der Reise handelt es sich um den ersten Staatsbesuch des Pontifex in Deutschland.

 (DR)

Mit großer Freude habe Bundespräsident Christian Wulff die Nachricht erhalten, dass das Kirchenoberhaupt die Einladung zu einem offiziellen Besuch angenommen hat, teilte das Bundespräsidialamt am Freitag in Berlin mit. Der Papst werde in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres - voraussichtlich im September - in Berlin vom Bundespräsidenten empfangen. Am 11. September enden in Bayern und Baden-Württemberg die Sommerferien, am 18. September wählt das Land Berlin sein Abgeordnetenhaus. Das spricht für einen Reisetermin im letzten Septemberdrittel.



"Es ist mir und sehr vielen Menschen in unserem Land eine ganz besondere Freude und Ehre, den Heiligen Vater im 60. Jahr seiner Priesterweihe in seinem Heimatland begrüßen zu dürfen", erklärte Wulff. Weitere Stationen der Reise sind die Bistümer Erfurt und Freiburg.



Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) "freut sich sehr" auf den Besuch von Papst Benedikt XVI. Das sagte eine Regierungssprecherin am Freitag auf Anfrage in Berlin. Die Kanzlerin schätze das Kirchenoberhaupt "außerordentlich". Es werde ihr eine Ehre sein, den Papst in der Hauptstadt zu empfangen.



Es ist der dritte Besuch des aus Deutschland stammenden Kirchenoberhauptes in seiner Heimat. Nach den Pastoralreisen zum Weltjugendtag 2005 und nach Bayern 2006 absolviert der 83-Jährige den ersten offiziellen Staatsbesuch.



Georg Ratzinger (86) wird seinen Bruder Papst Benedikt XVI. bei dessen Deutschlandbesuch nicht begleiten. Der inzwischen stark sehbehinderte ehemalige Regensburger Domkapellmeister sagte dem Bayerischen Rundfunk am Freitag, er werde an der Reise nicht teilnehmen. Mit ihren Stationen Berlin, Erfurt und Freiburg sei sie "so weit weg von Regensburg". Ratzinger sagte, persönlich werde er seinen jüngeren Bruder nach Weihnachten in Rom wiedersehen.



Freude allerorts

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), sagte: "Der Besuch des aus Deutschland stammenden Kirchenoberhaupts in seinem Heimatland und in dessen Hauptstadt hat in seiner Einzigartigkeit historische Qualität." Wowereit weiter: "Ich heiße Papst Benedikt XVI. auf das Herzlichste willkommen in Berlin."



Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, gab die Information zum Papstbesuch in seiner Eröffnungsrede zur laufenden ZdK-Herbstvollversammlung in Bonn bekannt. Die Teilnehmer reagierten mit spontanem Applaus. ZDF-Chefredakteur Peter Frey mahnte am Rande des Treffens, die katholische Kirche in Deutschland müsse bis zum Papstbesuch konkrete Schritte zur Aufarbeit des Missbrauchsskandals geleistet und Vertrauen zurückgewonnen haben. "Sonst wird alles auf den Papstbesuch abgewälzt."



Als "hohe Ehre für Baden-Württemberg" hat Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) den für September 2011 geplanten Besuch von Papst Benedikt XVI. bezeichnet. Mappus, der derzeit in Vietnam ist, würdigte in einer Erklärung das Kirchenoberhaupt als "scharfsinnigen Gesprächspartner mit klaren Standpunkten".



Benedikt XVI. sei "sehr gut über Baden-Württemberg informiert", sagte Mappus unter Hinweis auf sein Gespräch mit dem Papst Ende September in der päpstlichen Sommerresidenz Castelgandolfo. Mappus betonte, Benedikt XVI. habe als Hochschullehrer in Tübingen gelehrt und daher direkte Verbindungen und persönliche Erinnerungen an Baden-Württemberg. Und wörtlich: "Ich freue mich auch für die Menschen im Land, dass sie im kommenden Jahr die besondere Möglichkeit haben werden, den Papst in Baden-Württemberg persönlich zu erleben."



Der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch, sprach von einem "Zeichen der Ermutigung und Zuversicht". Der Besuch des Papstes werde "ein bedeutender Moment im Leben unseres Landes und im Leben unserer Kirche sein", so Zollitsch: "Ich bin der festen Überzeugung, dass von ihm für viele Menschen kraftvolle Impulse ausgehen werden." Für sein Freiburger Erzbistum sagte Zollitsch, die gesamte Diözese freue sich auf dieses "herausragende Ereignis".



Auch der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky zeigte sich erfreut über die Ankündigung. Ähnlich äußerte sich der Erfurter Bischof Joachim Wanke. "Für das Bistum Erfurt ist es eine große Ehre und Auszeichnung, dass bei dieser Reise auch an einen Aufenthalt des Papstes hier in Thüringen gedacht wird."



Kroatien-Reise "im Frühjahr" - 2011 nicht nach Lateinamerika

Papst Benedikt XVI. wird voraussichtlich im Frühjahr Kroatien besuchen. Der kroatischen Kirchenzeitung "Glas Koncila" sagte der Kardinal von Zagreb Josip Bozanic, der Papst werde an einem Wochenende in der ersten Jahreshälfte 2011 kommen.



Zum Papstbesuch werde ein "Nationaler Tag der Familie" organisiert, so Bozanic weiter. Der Vorsitzende der Kroatischen Bischofskonferenz, Erzbischof Marin Srakic von Djakovo-Osijek, kündigte "Glas Koncila" gegenüber an, dass der Papst aller Voraussicht nach nur in Zagreb sein werde. Srakic bezeichnete die Zusage des Papstes als gutes Zeichen, denn "wir befinden uns in Reformen, und wir brauchen Erneuerung".



Priorität müsse dabei das Problem des zunehmenden Zerfalls der Familienstrukturen haben. Srakic: "Sie müssen Reformen in allen möglichen Bereichen tragen und auffangen - angefangen bei den schulischen über die wirtschaftlichen bis zu den politischen Reformen."



Als weitere Papstreise für das kommende Jahr ist derzeit nur der Besuch des Weltjugendtags in Madrid (16. bis 21. August) fixiert. Definitiv ausgeschlossen sei eine Lateinamerika-Reise im Jahr 2011, so Lombardi in Spanien. Spekuliert worden war unter anderem, der Papst könnte ins zweitgrößte katholisch geprägte Land der Welt, Mexiko, reisen.



Die bislang einzige Lateinamerika-Reise Benedikts XVI. liegt drei Jahre zurück. Im brasilianischen Aparecida hatte er im April 2007 die 5. Generalversammlung der Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik eröffnet.