Gedenken an Begründerin des Fronleichnam-Festes

Wer war Juliana von Lüttich?

Der Begründerin des Fronleichnamfestes gedachte Benedikt XVI. an diesem Mittwoch bei der Generalaudienz. Im Rahmen seiner "Reihe" über große Frauengestalten des Mittelalters sprach der Papst dieses Mal über die Mystikerin und Chorfrau Juliana von Lüttich.

 (DR)

Die um 1191/92 bei Lüttich geborene Augustinerin fiel schon als junges Mädchen durch Visionen um das Altarsakrament auf. Bei einer wiederholt auftretenden Vision sah Juliana eine unvollständige Mondscheibe. Sie deutete die Erscheinung als Hinweis Christi, dass der Kirche ein Fest zur besonderen Verehrung des Altarsakramentes fehle. Der Papst: "Juliana fühlte sich besonders dem betrachtenden Gebet hingezogen und hegte einen tiefen Sinn für die Gegenwart Christi in der Eucharistie. Im Alter von 16 Jahren hatte sie ihre erste Vision, in der sie das Fehlen eines eigenen liturgischen Festes zur besonderen Verehrung der Eucharistie erkannte. Zwanzig Jahre lang behielt Juliana diese Offenbarung für sich, gründete dann aber mit zwei Freundinnen einen geistlichen Bund mit dem Ziel der Verherrlichung des Altarssakraments."



Trotz zahlreicher Widerstände von Seiten ihres Konvents konnte Juliana mit ihrem Anliegen bis zu Theologen und Verantwortlichen in der Kirche vordringen. Der Bischof Robert von Lüttich setzte schließlich zum ersten Mal die Feier von Fronleichnam ein. Und bald sollte das Fest auch für die ganze Kirche eingeführt werden: "1264 führte schließlich Papst Urban IV., der als Archidiakon in Lüttich die heilige Juliana kennengelernt hatte, das Fronleichnamsfest für die ganze Kirche ein, dessen Feier später von Papst Johannes XXII. 1317 nochmals bekräftigt wurde."



Ihre letzen zehn Lebensjahre verbrachte Juliana in verschiedenen Zisterzienserinnen-Klöstern, ehe sie 1258 in Fosses-La-Ville in Belgien starb. Auf die Anregung Julianas schrieb Thomas von Aquin mehrere Hymnen zur Verehrung des Altarssakramentes. Mit dem Fronleichnamsfest wird die leibliche Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert. Die Bezeichnung Fronleichnam leitet sich vom Wort "vrône lîcham", "des Herren Leib", ab. Regional ist das Hochfest auch als "Prangertag" oder "Blutstag" bekannt. Fronleichnam wird am 60. Tag nach dem Ostersonntag begangen.



Pilgergruppen aus Israel, Polen und den USA drängten sich zur Generalaudienz bei herbstlichem Wetter auf dem Petersplatz. Auch eine Delegation der italienischen Caritas war anwesend; sie hatten als Geschenk an den Papst ein Dossier über die Entwicklung der Einwanderung in Italien in den letzten zehn Jahren dabei. Demnach ist die Anzahl legaler Einwanderer zwischen 2000 und 2010 besonders gestiegen, und etwa fünf Millionen legale Einwanderer leben derzeit in Italien. Einen herzlichen Gruß richtete Benedikt bei der Generalaudienz auch an die Pilger deutscher Sprache: "Auch wir wollen unseren Glauben an die Gegenwart Christi in den eucharistischen Gestalten vertiefen, häufig Jesus im Tabernakel besuchen und im Gebet vor dem eucharistischen Herrn verweilen. Die Begegnung mit Christus in der Anbetung möge uns Kraft und Freude schenken und uns immer mehr in den Herrn hinein verwandeln. Gott segne euch alle."