Benedikt XVI. reist nach Palermo - Messe live ab 10 Uhr

Der Papst im Land der Paten

Papst Benedikt XVI. reist an diesem Sonntag zu einem eintägigen Pastoralbesuch in die sizilianische Hauptstadt Palermo. Höhepunkt der Visite ist am Vormittag eine Messe auf der Strandpromenade von Palermo, zu der rund 100.000 Gläubige erwartet werden. domradio.de überträgt die Messe von der Strandpromenade live in Bild und Ton ab 10 Uhr.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
 (DR)

Marode Wirtschaftsstrukturen, organisierte Kriminalität und der Zustrom von Flüchtlingen aus Afrika formen eine Melange von Problemen, wie sie sich in keinem anderen Landesteil findet.



Nirgendwo in Italien gibt es mehr Arbeitslose

Benedikt XVI. beschränkt seine eintägige Visite auf Palermo, die Hauptstadt: Am Vormittag wird er die Offiziellen der Stadt begrüßen und anschließend an der Strandpromenade eine Messe feiern. Dazu werden bis zu 100.000 Menschen erwartet. Den Mittag nutzt er für eine Begegnung mit den sizilianischen Bischöfen. Am späteren Nachmittag steht ein Termin mit Priestern, Ordensleuten und Seminaristen in der Kathedrale auf dem Programm. Zum Abschluss will er sich auf der Piazza Politeama im Stadtzentrum mit Jugendlichen treffen.



Gerade dort müsste der Papst ein Wort zur Zukunft der Region sagen: Die Arbeitslosigkeit liegt mit mehr als 13 Prozent doppelt so hoch wie der italienische Durchschnitt; Plantagenwirtschaft und Fischerei - neben dem wachsenden Tourismus zwei traditionelle Säulen der Ökonomie - bieten jungen Sizilianern keine glänzenden Zukunftsaussichten. Die Wirtschaftsleistung pro Kopf erreicht kaum drei Viertel des EU-Durchschnitts. Sizilien lebt in erheblichem Maß von Fördergeldern. Dabei machte ihre geografische Lage die Insel in der Vergangenheit zu einem bevorzugten Landeplatz für Menschen, die von Afrika kommend ihr Glück in Europa suchen.



Bischöfe: Mafia vergiftet den Süden

Die italienischen Bischöfe schrieben sich die Forderung nach einer Entwicklung des Südens immer wieder auf die Fahne. In einer gemeinsamen Erklärung im Februar riefen sie dazu auf, die Fesseln der Mafia abzuwerfen. Wirtschaft und Politik dürften nicht von Kriminellen beherrscht werden, die das soziale Leben vergifteten.



Unter dem Programmwort "Für ein solidarisches Land" verlangten die Kirchenführer mehr Solidarität mit dem chronisch kranken Süden. Seit 1989 hatte es kein derart deutliches Bischofswort dazu gegeben.



JPII bei Sizilienbesuch in Rage

Unvergessen ist in Sizilien der Besuch von Johannes Paul II. 1993. Damals geißelte er im Tal der Tempel bei Agrigent die Mafia als inhuman, wider das Evangelium und die Menschenwürde. Und am Schluss der Messe schrie er es förmlich heraus, seinen Zorn über die "Kultur des Todes", und dass die Kriminellen einmal dafür würden büßen müssen. Dass sich Benedikt XVI. ähnlich in Rage redet, ist nicht zu erwarten. Aber das Thema steht im Raum.



Zwei Monate vor jener berühmten Predigt Johannes Pauls II. war in Palermo ein Priester ermordet worden, Don Giuseppe Puglisi. Mit Sozialprojekten hatte er Jugendliche von der Straße geholt, um sie der Mafia zu entziehen. Dafür wurde er per Genickschuss getötet. Ein Seligsprechungsverfahren für ihn ist im Gang. Benedikt XVI. liege die Sache am Herzen, berichtete Kardinal Salvatore de Giorgi, Vorgänger des amtierenden palermitanischen Erzbischofs Paolo Romeo, nach einem Besuch beim Papst Anfang 2006. Nun werden sich viele Gläubige einen Wink des Kirchenoberhauptes wünschen, ob der Anti-Mafia-Priester bald offiziell als Märtyrer anerkannt wird.



Medien: 2,5 Millionen Euro für einen Tag Papst

Im Vorfeld des Besuchs geht es, wie oft bei Papstreisen innerhalb Italiens, um noch eilig zu schließende Baustellen und die Frage der Kosten. 2,5 Millionen Euro für einen Tag Papst seien der Regionalregierung zu teuer, berichten lokale Medien. Um den Preis zu drücken, wolle man an der Dekoration und am Catering für die freiwilligen Helfer sparen; statt großer Transparente soll es kleine Schilder zum Willkommen geben.



"Wir wollen ihm das wahre Gesicht Siziliens präsentieren", sagte Erzbischof Romeo. "Nicht nur das Gesicht von Notstand und Mafia, sondern das von Märtyrern des Evangeliums und der Gerechtigkeit." Doch der Erfolg des Besuchs von Benedikt XVI. wird auch danach beurteilt werden, wie klar er die Probleme Siziliens beim Namen nennt.