Papst erbittet Gebet für katholisch-orthodoxen Gipfel und blickt zurück auf seine Reise

Frieden und Harmonie als Voraussetzung

Papst Benedikt XVI. hat an die getrennten Christen appelliert, sich ernsthaft für die Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft unter den Kirchen einzusetzen. Frieden und Harmonie unter den Getauften seien Voraussetzung, damit sie vor der Welt ein überzeugendes Zeugnis der christlichen Botschaft ablegen könnten, sagte er am Mittwoch bei seiner Generalaudienz.

 (DR)

Anlass war die derzeit in Wien tagende Vollversammlung der Internationalen Katholisch-Orthodoxen Dialogkommission. Seit Montag berät die Kommission in der österreichischen Hauptstadt über die Rolle des Bischofs von Rom in der Gemeinschaft der Universalkirche, unter besonderem Bezug auf das erste Jahrhundert. Benedikt XVI. bat die Gläubigen um ihr Gebet für die Konferenz. Die Wiener Konferenz setzt die Beratungen fort, die 2007 im italienischen Ravenna und im vergangenen Jahr auf Zypern auf der Tagesordnung standen.



Die Gemischte Internationale Theologische Dialogkommission war 1979 ins Lebens gerufen worden. Wegen Meinungsverschiedenheiten vor allem über die katholischen Ostkirchen sowie über eine angebliche unökumenische Mitgliederwerbung durch die katholische Kirchen auf orthodoxem Territorium waren die Gespräche wiederholt ins Stocken geraten. Nach einem Gipfeltreffen 2000 in Baltimore waren sie für mehrere Jahre ausgesetzt worden, bevor sie 2006 in Belgrad wieder aufgenommen wurden.



Benedikt XVI.: "Die wichtigen Momente meiner Reise"

Benedikt XVI. hat seinen viertägigen Besuch in Großbritannien als historisches Ereignis bezeichnet. Der Verlauf der Reise, die Gottesdienste und die "vielen herzlichen Begegnungen" hätten deutlich gemacht, dass die alten Nationen Europas eine christliche Seele hätten, sagte er bei seiner Generalaudienz. Als Höhepunkte wertete der Papst die Seligsprechung von Kardinal John Henry Newman, das Treffen mit der britischen Königin Elizabeth II. sowie die ökumenischen Begegnungen mit der Anglikanischen Kirche und ihrem Primas Rowan Williams. Zudem hob er seine Ansprache vor beiden Häusern des Parlaments über die Bedeutung der Religion als ethische Grundlage für das soziale Leben hervor. Intensiv und bewegend nannte Benedikt XVI. sein Treffen mit Missbrauchsopfern.



In seinem Reiserückblick äußerte Benedikt XVI. erneut seinen tiefen Dank für den freundlichen Empfang in Großbritannien durch die Königin, die Regierung, die Anglikanische Gemeinschaft und vor allem die Katholiken des Landes. Er habe eine Bevölkerung mit reicher Kultur und reichem Glauben getroffen. "Ich hatte die große Freude, in diesen Tagen zum Herzen der Menschen zu sprechen. Auch sie haben zu meinem Herzen gesprochen, besonders durch ihre zahlreiche Anwesenheit und durch das Zeugnis ihres Glaubens". Benedikt XVI. bekundete den Wunsch, dass der neue Selige Kardinal Newman "noch mehr zu einem Vorbild und Begleiter für uns Christen heute wird".



Vor mehreren Zehntausend Gläubigen auf dem Petersplatz zeichnete der Papst die einzelnen Etappen seines Besuchs nach. Mit Königin Elisabeth II. habe er in einem Gedankenaustausch unter anderem über die Rolle der Werte des Christentums für die moderne Gesellschaft gesprochen. Die ökumenische Vesper in der Westminster Abbey habe ihm Gelegenheit gegeben, mit Christen verschiedener Gemeinschaften Gott zu loben und für die Einheit zu beten. Schwerpunkte der Reise seien jedoch die Begegnungen mit den katholischen Gläubigen gewesen: Die drei Messen in Glasgow, in der Londoner Westminster Cathedral sowie die Seligsprechung in Birmingham. Außerdem habe er eine katholische Schule und ein Seniorenheim aufgesucht. Besonders wichtig sei ihm schließlich die Begegnung und das Gebet mit Missbrauchsopfern gewesen, so der Papst.