Benedikt XVI.: Bildung darf nicht nur wirtschaftlichem Nutzen dienen

Ein Papst in der Schule

Papst Benedikt XVI. hat sich in Großbritannien gegen eine von volkswirtschaftlichen Interessen beherrschte Bildung gewandt. In Schule und Universität dürfe es nicht nur um ökonomisch verwertbare Informationen und Fertigkeiten gehen, sagte der Papst am Freitag bei einem Treffen mit Erziehern und Schülern in Twickenham.

Ein Herz für Kinder: Papst Benedikt XVI. (KNA)
Ein Herz für Kinder: Papst Benedikt XVI. / ( KNA )

Erziehung müsse stets die Ausbildung der menschlichen Person in den Mittelpunkt stellen. Das Ziel müsse die "Vermittlung von Weisheit" sein. Dies sei untrennbar mit "dem Wissen um den Schöpfer verbunden", so der Papst am zweiten Tag seiner Großbritannien-Reise.



Zugleich hob Benedikt XVI. den "einzigartigen Beitrag" von Ordensleuten für das Bildungswesen hervor. Das katholische Ethos bedeute nicht nur, dass Lehrinhalte stets im Einklang mit der kirchlichen Lehre stehen müssten. Vielmehr müsse das Glaubensleben auch die "treibende Kraft hinter jeglicher schulischer Aktivität" sein. Der Papst erinnerte insbesondere an die Benediktinermönche, die im 6. und 7. Jahrhundert das Christentum nach Großbritannien brachten.



Benedikt XVI. würdigte zudem die Ordensgründerin der sogenannten Englischen Fräulein, Mary Ward (1585-1645). Ihre "bahnbrechende Vision" von einem apostolischen Ordensleben habe großen Erfolg gehabt. "Ich selbst habe als Kind eine Erziehung von den "Englischen Fräulein" erhalten, für die ich ihnen tiefe Dankbarkeit schulde", sagte er.



Wissenschaft muss für Religion und Ethik offen bleiben

Der Papst warnte vor einer Ausblendung religiöser und ethischer Aspekte auch in der Wissenschaft. Die Auffassung von Wissenschaft werde "gefährlich eng", wenn sie diese Dimensionen des Lebens außer Acht lasse.



Historiker, Philosophen und Wirtschaftswissenschaftler müssten in ihrer Darstellung des menschlichen Lebens stets für fachübergreifende Gesichtspunkte offen bleiben, hob das Kirchenoberhaupt hervor. Andernfalls bestehe die Gefahr, auf "Irrwege" zu geraten. Umgekehrt gelte jedoch auch, dass Religion "eng wird, wenn sie den berechtigten Beitrag der Wissenschaft zu unserem Verständnis der Welt zurückweist", sagte Benedikt XVI.



Der Papst weihte vor rund 4.000 Schülern katholischer Schulen aus ganz Großbritannien eine Sporteinrichtung in Twickenham im Westen Londons ein. Die Anlage trägt den Namen seines Vorgängers Johannes Paul II. (1978-2005).



Zugleich hob Benedikt XVI. in seiner Ansprache hervor, dass in katholischen Bildungseinrichtungen stets auch Achtung und Freundschaft für Mitglieder anderer religiöser Traditionen gelehrt werde müsse. Das Kirchenoberhaupt rief die jungen Katholiken zudem auf, nicht falschen Vorbildern zu folgen. Berühmtheit, Reichtum oder Karriere allein machten nicht glücklich, so Benedikt XVI. Der "Schlüssel" zum wahren Glück liege bei Gott. Es sei eine der "großen Tragödien dieser Welt", dass viele Menschen dieses Glück nie fänden, weil sie an den falschen Orten suchten.



Treffen mit Erzbischof Rowan Williams

Am Nachmittag wird Benedikt XVI. vom Primas der anglikanischen Kirche, Erzbischof Rowan Williams, im Londoner Lambeth Palace empfangen.  Begleitet wird Benedikt XVI. bei den ökumenischen und interreligiösen Terminen von seinem neuen Ökumene-Verantwortlichen Kurt Koch. Es ist der erste internationale Einsatz des Schweizer Kurienerzbischofs als Präsident des Päpstlichen Rates für die Förderung der Einheit der Christen.



Im Anschluss findet ein Treffen mit Vertretern der Zivilgesellschaft statt.

Diese Veranstaltung übertragen wir live ab 18 Uhr.



Am Abend feiert der Papst einen ökumenischen Gottesdienst in Westminster Abbey in London.

Diese Veranstaltung übertragen wir live ab 20 Uhr.