Papst warnt vor Verbannung von Religion aus der Öffentlichkeit

Benedikt XVI. in Glasgow

Bei seiner Großbritannien-Reise hat Papst Benedikt XVI. eine Verbannung der Religion aus der Öffentlichkeit kritisiert. Es gebe gegenwärtig Bestrebungen, Glaubensüberzeugungen aus der gesellschaftlichen Debatte auszuschließen und zu privatisieren, sagte der Papst am Donnerstag bei einer Messe in Glasgow. Religion werde als Gefahr für die Freiheit und Gleichheit der Bürger dargestellt. Tatsächlich sei sie jedoch eine «Garantie für echte Freiheit und Achtung». Benedikt XVI. feierte den ersten Gottesdienst seiner Großbritannien-Reise mit rund 65.000 Gläubigen im Glasgower Bellahouston Park.

Begeisterung: 65.000 Gläubige in Glasgow (KNA)
Begeisterung: 65.000 Gläubige in Glasgow / ( KNA )

Benedikt XVI. rief die schottischen Katholiken auf, für ihren Glauben auch in der Öffentlichkeit einzutreten. Besonders in einer Zeit, in der eine "Diktatur des Relativismus" die unveränderliche Wahrheit über die menschliche Natur zu verdunkeln drohe, sei ein solches Engagement nötig. Er ermutigte die Katholiken im Berufsleben, ihre "Begabungen und Erfahrungen" in den Dienst des Glaubens zu stellen; dies gelte vor allem in der Politik und im Bildungswesen. Dabei müsse die "moderne schottische Kultur auf allen Ebenen" einbezogen werden. Die Gesellschaft brauche "deutliche Stimmen", die für das Recht einträten, "nicht in einem Dschungel selbstzerstörerischer und willkürlicher Freiheit" zu leben, sondern in einer Gesellschaft, die für das wahre Wohl ihrer Bürger sorge, hob der Papst hervor.



Die Jugendlichen ermahnte Benedikt XVI., nicht den Versuchungen des Alltags zu erliegen. Ihnen werde vorgegaukelt, durch Drogen, Geld und Sex glücklich werden zu können. Tatsächlich seien diese Versuchungen jedoch "zerstörerisch und zwiespältig", sagte der Papst. Dauerhaft sei nur die Liebe Jesu Christi zu den Menschen. Als "Zeichen großer Hoffnung" bezeichnete Benedikt XVI. die katholischen Schulen Schottlands. Diese hätten in den vergangenen Jahrzehnten jungen Menschen nicht nur zu "geistigem und menschlichem Wachstum" verholfen, sondern ihnen auch Zugang zum beruflichen und öffentlichen Leben verschafft.



Zugleich rief der Papst die Gläubigen auf, den Weg der Ökumene fortzusetzen. Seit dem Besuch seines Vorgängers Johannes Paul II.

(1978-2005) im Jahr 1982 sei die Verbindung zwischen den Konfessionen gewachsen.



Der Gottesdienst im Bellahouston Park war die erste Massenveranstaltung des katholischen Kirchenoberhaupts bei seinem Staatsbesuch in Großbritannien. Am Vormittag hatte Königin Elizabeth II. den Papst in Edinburgh offiziell empfangen.



In seiner Begrüßungsrede im königlichen Palast Holyroodhouse sprach Benedikt XVI. von einer "Hand der Freundschaft", die er den Briten reiche; zugleich warnte er auch dort vor "aggressiveren Formen des Säkularismus".



Bei seiner Ankunft in Bellahouston Park wurde der Papst mit herzlichem Beifall willkommen geheißen. Dudelsackpfeifer der Strathclyde Police Pipe Band begleiteten den Einzug mit traditionellen Melodien. Im Verlauf des Gottesdienstes sollte auch der nationale Gesangsstar Susan Boyle auftreten.



Außer dem schottischen Klerus nahmen zahlreiche Vertreter aus Politik und Gesellschaft an der Feier teil. Die katholische Kirche Schottlands beging an diesem Tag das Gedenken an den heiligen Bischof Ninian (360-432), der als Apostel der Schotten verehrt wird.